Soulige Musik, hektische Literatur

Ein ganzes Wochenende feiern im Museum der Kulturen Basel: Das Programm klingt famos, der Eintritt ist frei.

(Bild: zVg)

Ein ganzes Wochenende feiern im Museum der Kulturen Basel: Das Programm klingt famos, der Eintritt ist frei.

Dieser Wochenstopp ist eine Frühgeburt. Doch soll die Ankündigung etwas Luft haben, denn das Museum der Kul­turen Basel (MKB) hat für das Wochen­ende vom 24. bis 26. Mai wirklich etwas Schönes auf dem Programm: Nach fünf Jahren Pause und umfassender Renova­tion des Gebäudes steht das Museumsfest wieder an. Von Freitagabend bis Sonntagnachmittag wird ganztags und bis auf den Münsterplatz hinaus die Post abgehen.

Das Programm ist vielseitig, geistreich und mit Liebe zusammengestellt. Dazu kommt die Ansage: Alles ist gratis. Den prominentesten Act macht am Samstagabend Marc Sway. Der Schweizer Pop­rocker war wiederholt in den Charts und zuletzt als Juror bei «The Voice of Switzerland» zu sehen. Den Stiefel als Teenieschwarm hat er sich gründlich angezogen und nicht wenige seiner Songs sind seicht. Aber Sway, der eigentlich Stefan Marc Bach­ofen heisst, hat Soul in der Stimme und Groove im Finger.

Poesie aus der Bude

Weiter gehts: Der aus Zürich bekannte Montagsmarkt ist zu Gast und führt auf dem Münsterplatz kleine Designlabels ­zusammen. Hier stellt auch der Textkiosk seine Bude auf und produziert Literatur als Take-away: Drei Jungautoren aus dem Aargau und Bern dreschen in die Schreibmaschine, was der Kunde bestellt, auf der Stelle und gegen Barzahlung.

Klingt hektisch (endlich mal hektische Literatur) – erholen kann man sich, vor al­lem die Kleinen, beim Theater mit Schat­ten­figuren oder in der Märchen­stunde. Es wird aus Werken der grössten deutschsprachigen Kinderbuchsammlung gelesen. Sie umfasst 7000 Bände, gehörte einer Dame mit dem märchenhaften Namen Elisabeth-Brigitte Schindler-Holzapfel, hat als Schenkung ins MKB gefunden und wird am Museumsfest vom Staub befreit.

Endlich mal wieder spät ins Museum

Vielleicht ist dies der Moment, sich das Festmotto vor Augen zu führen, «Kultur erzählt». Kulturen zeichnen sich durch die Geschichten aus, die in ihnen von Mund zu Mund gereicht werden, die das Handeln der Menschen bestimmen und die in ihren Riten gefeiert werden. Solche Erzählungen in Ausstellungsräume zu übertragen, diesen Widerspruch meistert das MKB bewundernswert. Doch an diesem Wochenende soll ganz im wörtlichen Sinne erzählt werden.

Das trifft für die meisten Programmpunkte tatsächlich irgendwie zu – selbst wenn man sich am Samstagabend wieder zur Bühne begibt, hin zum versonnenen Indierock einer Zürcher Band, deren Name selbst eine Geschichte ist: My Heart Belongs to Cecilia Winter. Der Sänger Thom Luz war Kolumnist beim Magazin «Züritipp», ist in Basel als Theatermann bekannt und ausserdem ausgewiesener Robert-Walser-Fan. Na bitte. Und jetzt bitte weitertanzen.

Die Ausstellungen im MKB sind ebenfalls geöffnet und gratis. Kurze Führungen gibt es auch. Für manche ist das vielleicht der eigentliche Hit am Wochenende: endlich mal wieder spät abends ins Museum.

 

Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 17.05.13

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