Spuren einer Vulkankatastrophe an Basler Skeletten

Die Skelettfunde beim ehemaligen Spitalfriedhof im St. Johannspark bringen erstaunliche Zusammenhänge an den Tag: An den Knochen lassen sich die Folgen der Hungersnot ablesen, die wegen einer Vulkankatastrophe in Indonesien vor 200 Jahren auch Basel heimsuchte.

An Basler Skeletten lassen sich die Folgen eines Vulkanausbruchs in Indoniesien vor 200 Jahren ablesen. (Bild: Archäologische Bodenforschung Basel-Stadt)

Die Skelettfunde beim ehemaligen Spitalfriedhof im St. Johannspark bringen erstaunliche Zusammenhänge an den Tag: An den Knochen lassen sich die Folgen der Hungersnot ablesen, die wegen einer Vulkankatastrophe in Indonesien vor 200 Jahren auch Basel heimsuchte.

Johannes Salathé hatte kein einfaches Dasein. Der 1799 geborene Basler Hafner, Taglöhner und Pfründer litt während seiner Kindheit und Jugend mehrmals unter Hunger und Mangelernährung. 1859 wurde der Leidgeprüfte auf dem Spitalfriedhof in Basel beerdigt. 

Diese Kurzbiografie geht aus einer Mitteilung der Archäologischen Bodenforschung hervor. Zusammen mit der Universität Basel untersuchen die Archäologen Skelette aus dem ehemaligen Spitalfriedhof, die sie wegen des Baus einer Hochtemperaturleitung der IWB in einer Rettungsgrabung im St. Johannspark bergen müssen.

Indirektes Opfer einer Vulkankatastrophe

Vor allem die Zähne verraten laut Auskunft der Archäologischen Bodenforschung einiges über Salathés Lebensumstände. «Die Zahnschmelzrillen zeigen, dass er bereits zwischen dem ersten und dritten Lebensjahr ungenügend ernährt war, und die Analyse der Zahnwurzeln lässt erkennen, dass er auch während der Pubertät immer wieder Hunger litt», heisst es in der Mitteilung.

Salathé war, dies ist eine erstaunliche Erkenntnis aus den Untersuchungen seines Skeletts, indirektes Opfer einer Vulkankatastrophe, die sich sehr weit weg von Basel abspielte, aber weltweite Folgen zeitigte. 1815 brach der Vulkan Tambora auf der Insel Sumbawa in Indonesien aus. Es handelte sich um die mächtigste Eruption der Menschheitsgeschichte. 

Entsprechend gravierend waren die Folgen. Der Ausbruch kühlte weltweit das Klima ab und führte zu einem Jahr ohne Sommer und auf dem gesamten Globus zu gravierenden Ernteausfällen in den Jahren 1816 und 1817. Auch in der Schweiz waren Hunger und Verarmung die Folgen der Katastrophe.

Tag des offenen Bodens

Das Skelett von Johannes Salathé ist nur ein Beispiel unter vielen, die Hinweise auf die Nöte der damaligen Bevölkerung der Unterschicht liefern. Es wurde bereits früher geborgen und bereits untersucht. Bei den aktuellen Rettungsgrabung werden nun rund 50 Gräber freigelegt und die Skelette geborgen.

Die Rettungsgrabungen werden mit einer kleinen Ausstellung im Pavillon des St. Johanns-Parks dokumentiert. Am Samstag, 11. April lädt die Archäologische Bodenforschung die Bevölkerung von 10 bis 17 Uhr überdies zu einem Tag des offenen Bodens ein mit Informationsständen sowie Kurzführungen durch die Ausgrabungsstätte und die Ausstellung.

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