Stadtkino verneigt sich vor Bill Murray

Sprödes Sexsymbol, minimalistischer Mime: Das Stadtkino Basel kniet im Januar vor Bill Murray nieder. Völlig zu Recht.

Sprödes Sexsymbol, minimalistischer Mime: Das Stadtkino Basel kniet im Januar vor Bill Murray nieder. Völlig zu Recht.

Eine erfüllende TV-Karriere sieht wahrscheinlich anders aus, als imaginäre Wolkenbänke und Tiefdruckgebiete vor einer Fernsehkamera hin- und herzuschieben. Kein Wunder, ist Phil Connors schlecht gelaunt. Der Moderator hat seine besten Fernsehjahre hinter sich und sagt, trotz einstmals höheren Ambitionen, noch immer Tag für Tag das Wetter an – und fährt Jahr für Jahr raus nach Punxsutawney, einem Provinznest, das einen provinziellen Brauch pflegt. Jeweils am 2. Februar klauben die Dorfobersten ein Murmeltier aus einer Holzkiste, dessen Schattenwurf die Dauer des restlichen Winters ankündigen soll.

Der «Groundhog Day» ist ein in Nordamerika verbreiteter Brauch, der von Ort zu Ort anders inszeniert wird, in Punxsutawney jedoch Volksfestcharakter hat – und dorthin muss Phil Connors, der Wettermann. Der Enthusiasmus, mit dem er die traditionelle Zeremonie ankündigt, klingt dann so: «Tausende frieren sich den Hintern ab, um eine Ratte anzubeten.»

Man kann ihm den Zynismus nicht übel nehmen, erst recht nicht, wenn er derart schneidend von Bill Murray in Szene gesetzt wird. «Groundhog Day» heisst auch der Film aus dem Jahr 1993, für einmal jedoch übertrumpft der Titel für das deutschsprachige Kinopublikum sein Original: «Und täglich grüsst das Murmeltier» ging in die Alltagssprache ein als Metapher für einen nie enden wollenden Alltagstrott.

Bei Connors stellt er sich in seiner Extremform ein: Jeden Morgen wacht er um sechs Uhr früh im selben Bett auf, der Radiowecker spielt denselben Song («I Got You Babe» von Sonny & Cher stieg dadurch, 30 Jahre nach der Erstveröffentlichung, erneut in die Charts), und draussen eilen die Stadtbewohner zum Murmeltier-Fest, das Connors ein weiteres Mal fürs Fernsehen kommentieren muss.

Vorteil durch Erfahrungsvorsprung

Alles wiederholt sich, einzig Connors altert. Als ihn nicht einmal spektakuläre Suizidversuche aus der Zeitschleife befreien können, beschliesst der verbitterte Misanthrop, sein Schicksal für das Gute zu verwenden – er rettet Leben, hilft alten Frauen beim Reifenwechsel, erlernt die schönen Künste und wird zum Everybody’s Darling der Kleinstadt, deren Provinzialität er bei seiner Ankunft noch leidenschaftlich verabscheut hat. Und kriegt am Ende, nachdem er seine Läuterung abgeschlossen hat, schliesslich doch noch die Frau, die zuvor trotz aller Ränke nur Ohrfeigen für ihn übrig hatte.

Das Saulus-Paulus-Motiv katapultiert Connors also raus aus dem Loop zurück in die Vergänglichkeit, und dieser gar keusch geratene Twist nimmt dem Film etwas von seinem herrlich subversiven Drive, den Murray mit famoser Grantelei verkörpert. Denn anfänglich begreift er nach der ersten Verdatterung die Vorteile seines wachsenden Erfahrungsvorsprungs: Er schleppt Frauen ab, räumt einen Geldtransporter aus und haut einen lästigen Sicherheitsvertreter nieder, bevor dieser ihn vollquatschen kann.

Ohne Konsequenzen, denn der nächste Morgen beginnt wieder bei null. Das ist die tieferliegende Moral dieser Schmonzette aus den Neunzigern: Wenn der Mensch Gott spielen kann, dann tut er es.

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«Groundhog Day» im Stadtkino Basel
12. Januar (18.30)
21. Januar (21.00)   

Bill Murray im Stadtkino Basel

Bekannt wurde Bill Murray (64) vor «Groundhog Day» als Geisterjäger (1984), mittlerweile gilt er als einer der geliebten Stars des amerikanischen Independent-Kinos, das ihm reife, von Brüchen geprägte Rollen auf den Leib schreibt, die er mit seinem spröden Spiel unverwechselbar verkörpert. 
«Lost in Translation» definierte seine Karriere neu, sein grösster Fan ist jedoch Wes Anderson: Der Regisseur hat Murray bereits siebenmal in seine Filme eingebaut, zuletzt 2014 in «The Grand Budapest Hotel». Das Stadtkino Basel zeigt bis Ende Januar eine Auswahl seiner schönsten Rollen.

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