Star Was? Der Hype ist für die Katz!

Es ist nur ein Film – wirklich? Jetzt sind es schon sieben Stück, und das US-Kino hat «Star Wars» obendrein auf dem Gewissen. Eine Beschimpfung.

(Bild: unknown)

Es ist nur ein Film – wirklich? Jetzt sind es schon sieben Stück, und das US-Kino hat «Star Wars» obendrein auf dem Gewissen. Eine Beschimpfung.




Auch dem wird das Lachen noch vergehen: «Star Wars» ist Lichtjahre von einem guten Film entfernt.

Liebe Nerds, legt eure Pokémon-Karten beiseite, nehmt die Finger von der Spielkonsole und setzt eure ironisch gemeinten «Game-of-Thrones»-Perücken ab. Hier kommt ein Rätsel:

Was wächst, je mehr davon weggenommen wird?

(«Ein Rätsel! Wir lieben Rätsel, mein Schatz», zischen die ADHSler von der LOTR-Fraktion, und wir verabreichen ihnen die Lösung mit einer Handvoll Ritalin:)

Ein Loch.

Und jetzt, werte Lichtschwertstreichler, kommt es knüppeldick:

Was schrumpft, je mehr dazukommt?

Genau, es ist «Star Wars», die Franchise.

(Tumulte, Massenausschreitungen.)

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Dieses gnadenlos aufgeblasene Stück Weltraumvakuum hat noch nie zu mehr getaugt, als den Eskapismus der Spätgeborenen zu beflügeln: Selbst die Regisseurkollegen von George Lucas (ja, der mit der Macht und der Vollhaarfrisur) hatten für die Schmonzette bei der ersten Testvorführung nicht viel mehr übrig als ein mitleidiges Lächeln; es sollte ihnen noch vergehen.

Auch mit aufwendig hineingebastelten Effekten wirken die Filme so gstabig wie Schülertheater. Das monarchische Gehabe ist Sissi-Kitsch auf Lightspeed, das Elitedenken der Jedis Herrenmenschentum léger, das New-Age-Gesülze Steve-Jobs-verdächtig und die Handlung so verdreht wie die Syntax von Meister Yoda. O-Ton Alec «Obi-Wan» Guinness: «Jeden Tag bekomme ich neue Dialoge, und nichts davon macht meine Figur verständlich oder erträglich.»

Darth Disney

Vor allem aber: «Star Wars» ist grausam kindisch. Nicht kindlich, sondern unreif – der Starschnitt eines narzisstischen Grössenwahns, der die Kinderzimmer mehrerer Ich-Generationen tapezierte: Der Autor (Jahrgang 1973, mit Geburtstag am inoffiziellen «Star Wars Day»!) muss es wissen, hat er doch selber mit dem Merchandising-Kram gespielt.



Darin zeigte sich freilich die geniale Seite von Lucas, der auf einen Teil seiner Gage verzichtete und sich dafür die Rechte an der Vermarktung der Franchise sicherte, um sie 2012 für vier Milliarden US-Dollar an Disney zu verhökern – dunkler kann die Macht gar nicht werden.

Dass Lucas das Geld angeblich wohltätigen Zwecken zukommen lassen und fortan nur noch kleine Arthousefilme drehen will – geschenkt. Der Schaden ist angerichtet. Lucas setzte mit seiner Geldmaschinerie Massstäbe, denen die dominierende US-Blockbuster-Industrie hoffnungslos hinterher hechelt: «Gehalt» wird in Hollywood nurmehr in Zahlen buchstabiert. Mit verheerenden Folgen. Von den Regisseurkollegen, die einst über Lucas spöttelten, darunter immerhin Brian De Palma oder Martin Scorsese, ist nicht mehr viel zu sehen und hören.  

Die Macht ist mit China

Stattdessen kochen Epigonen wie der «Star Trek»-Defätist J. J. Abrams dasselbe fade Süppchen und verwässern weiter, was an altbackenem Charme einmal vorhanden gewesen sein mag. Doch zählte Lucas noch Kurosawa, Truffaut oder Fellini zu seinen Vorbildern, kennt Abrams nur Lucas, der ihn mit guten Ratschlägen eindeckte: Der Fisch stinkt vom Kopf her.

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Darunter leiden nicht nur die Filmindustrie, sondern vor allem auch die unzähligen treuen Fans – von den Schulkindern, denen man jeden Hafenkäse andrehen kann, bis zu den erwachsenen Sammlern, Bastlern* und sonstigen Enthusiasten, die dem Auserwählten-Schwulst ihre Kreativität, ihre Energie und nicht zuletzt ihr Geld opfern. Doof, aber harmlos, könnte man da einwenden, nur: Man kann es eben nicht. Wer will mit dem ganzen Plastikramsch, der zu Weihnachten wieder vertickt werden wird, ernsthaft einen autokratischen Unrechtsstaat unterstützen? (Grüsse auch an dieser Stelle an Basels Partnerstadt Schanghai.) 

Feuchte Träume

Werde ich mir «Star Wars: The Force Awakens» anschauen? Sicher nicht. Obwohl: Es würde mich natürlich schon interessieren, welchen Grad an Verkommenheit die Schergen der Macht mittlerweile erlangt haben. Als Prophylaxe hilft da nur ein Zeitungsrollen-Schwertkampf mit meinem Sohn («Ich bin dein Vater, au!»): Er soll mit dreissig Jahren nicht feucht träumen müssen von Prinzessin Leia.

Oder Chewbacca.

*Und weil man mit Lego eine Menge mehr anstellen kann, als den neuen «Star Wars»-Trailer nachzubasteln, gibt es dieses Filmchen als Anregung:

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Der Film «Star Wars: The Force Awakens» läuft in einer anderen Galaxie.

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