Der Möbeldesigner Jeremy Heitz stellt zum ersten Mal an der «Blickfang» Basel aus. Seine Grosseltern öffneten ihm schon früh die Augen für die Machart von Dingen.
Mit seinem Wagen liefert Jeremy Heitz seine Möbel auch gerne mal persönlich aus. Und nimmt dafür eine lange Reise in Kauf. Nach Hamburg zum Beispiel. Inspiriert für seine Möbeldesignlinie «Airline» hat ihn – wie der Name vermuten lässt – aber nicht das Autofahren, sondern die Flugzeugindustrie: Jeremy Heitz gibt seinen Möbeln eine dynamische Formensprache, die sich stark an der Aviatik orientiert. Er begeistert sich für deren Technik und die schlichten, zeitlosen Formen.
«Auf einem Flughafen herrscht immer eine Aufbruchstimmung, die mich antreibt und zugleich inspiriert», sagt er. Ein Flugzeug landet, ein anderes startet. Das Kommen und Gehen hat für ihn eine persönliche Komponente: «Als kleiner Junge bin ich häufig geflogen und auf Flughäfen gewesen», erzählt er. Für Heitz sind das wertvolle Kindheitserinnerungen. Daher diese Faszination, die in seinen Möbeln stets spürbar ist.
Er hätte auch Flugzeugmechaniker oder Pilot werden können. Wieso gerade Design? Seine Grosseltern seien begeisterte Sammler von Designobjekten, erzählt Heitz. Sie öffneten ihm schon in frühen Jahren die Augen für Ästhetik und die Machart von Dingen.
Retro und futuristisch
In Zürich hat Jeremy Heitz bereits an der «Blickfang» ausgestellt, nun freut sich der gelernte Schreiner auf die drei Tage in Basel. Hier ist er zum ersten Mal mit von der Partie. Die «Blickfang»-Messe ist für ihn der ideale Ort, um seine Möbel einem breiteren Publikum vorzustellen.
In fünf Basisfarben und auf Wunsch mit individuellen Massen wird sein Tisch «HB-Table» produziert. Retro und zugleich futuristisch mutet dieser an. Die Tischbeine sind aus pulverbeschichtetem, robustem Ökostahl gefertigt. Mit der Glasplatte wirkt er frisch und geradlinig. So wie die weissen Kondenswasserlinien der Flugzeuge am Himmel.
In der E-Halle wird er zu den jüngeren Designern gehören. Aber: Jeremy Heitz ist nicht nur Gründer seiner Möbeldesignlinie «Airline», er ist zudem Kopf einer Firma, die grosse Stahlkonstruktionen und Teile für Maschinen produziert und wartet. So sei sein Netzwerk weitläufig und biete ihm Chancen, die andere nicht haben, sagt er.
Qualität und Ästhetik
Es beeindruckt, dass ein so junger Mann wie Heitz schon zwei Firmen leitet. Doch der innovative Jungunternehmer mag nicht über sein Alter reden. Er befürchtet, es könnte sich nachteilig auf das Geschäft auswirken. Im Sinne von: Wer wenige Jahre auf dem Buckel zählt, kann auch nicht viel Arbeitserfahrung vorweisen.
Seine Kunden legen Wert auf Qualität und Ästhetik, «ich weiss, dass sie sich mit einer Marke identifizieren wollen», sagt Jeremy Heitz. Egal, wie alt oder jung die Person ist, die hinter all dem steckt. Und eigentlich ist Heitz ja ein alter Hase im Geschäft: Schon mit zwölf Jahren entwarf er einen Clubtisch, eine Aufbewahrungsbox und einen Kerzenständer. Er baut lieber Prototypen als Luftschlösser. Einige dieser Entwürfe lagern noch immer auf dem Dachboden seines Ateliers. Und warten darauf, verwirklicht zu werden.
Artikelgeschichte
Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 23.03.12