«I wanna rock the house!» Stewart Coplands Ansage ist Programm beim Concert & Cinema-Spektakel «Ben Hur» im Römertheater Augusta Raurica. Angetrieben von seinem satten Beat am Schlagzeug wird das Sinfonieorchester Basel zur Progressive Rockband.
Es ist, wie wenn dem Sinfonieorchester Basel der Mut abhanden gekommen war, als es um die Vermarktung des Spektakels ging. Das seriöse klassische Orchester hatte den Mut, sich von einem Rockstar als Begleitband einspannen zu lassen. Von niemand geringerem als von Stewart Copeland, dem grandiosen Schlagzeuger der legendären New Wave-Combo The Police. Aber auf den Plakaten wird dieses populäre Zugpferd schlicht ausgeblendet. «Concert & Cinema: Ben Hur» heisst es nur. Das klingt durchaus anziehend …
… aber offensichtlich nicht attraktiv genug, um die Römerarena in Augusta Raurica bis auf den letzten Platz zu füllen. Das tat der guten Stimmung und der Spielfreude der Beteiligten zwar keinen Abbruch. Es ist nur schade, weil diejenigen, die nicht gekommen sind, etwas verpasst haben. Aber heute Freitagabend ist noch einmal Gelegenheit, nach Augst zu pilgern. Für zwei Tageswoche-Leser sogar gratis!
Cinema-Life-Spektakel
Nun gut. Die ultimative musikalische Neuentdeckung gibt es an diesem Abend nicht. Auch ist der Klang des elektronisch verstärkten Sinfonieorchesters eher gewöhnungsbedürftig. «Ich habe mich hier als Punk-Rocker eingeschlichen. Und ich tue so, als wäre ich ein klassischer Musiker», sagt Stewart Copeland im Interview mit der TageWoche. Wirklich als Punk-Rocker erlebt man den 64-jährigen Ausnahme-Drummer nicht. Eher als Filmmusik-Komponist – Copeland hat Soundtracks für Dutzende von Hollywood-Filmen geschrieben. Und nun auch einen für den grandiosen Stummfilm «Ben Hur: A Tale of Christ» von Fred Niblo aus dem Jahr 1925.
So hat Copeland alles in die Partitur einfliessen lassen, was man von den Soundtracks monumentaler Hollywood-Epen erwartet: grosse Gefühle, viel Pathos, actiongeladenes Stakkato, etwas Pseudo-Exotik und einlullende Schmachtfetzchen. Und als Solist tut er alles, was man von ihm erwartet: kraftvoll und virtuos bearbeitet der grosse Meister der rockenden Synkope pausenlos sein nicht so kleines Schlagzeugreich im Orchester.
Das klingt dann im Zusammenspiel so, als ob eine klassisch aufgemotze Progressive Rockband orientalisch eingefärbte Variationen zu Brahms‘ «Ungarischen Tänzen» aufspielen würde. Das liest sich seltsam, fürwahr. Hat aber durchaus seinen Reiz.
Ein überaus launiges Erlebnis
Sicher werden Klassik-Puritaner einwenden, dass die Komposition etwas banal und oberflächlich ist, und Cineasten ihre Haare raufen, dass der Film auf 90 Minuten zusammengekürzt wurde. Oder aber auch sie können sich auf das Gesamtspektakel einlassen, die wunderbare Gesamtatmosphäre geniessen mit einem tollen Film auf der Leinwand, einem beherzt aufspielenden Orchester (unter der Leitung von Robert Emery, dem es im wahrsten Sinn des Wortes die Schuhe ausgezogen hat) und Copeland, der das tut, was er wirklich kann, nämlich rock the house.
Oder besser die Arena, die ihrerseits viel zum launigen Erlebnis beiträgt. Im Zusammenspiel mit den Wettergöttern, die mit einer wundervollen Dämmerungsstimmung und später einem berauschenden Sternenhimmel zum multimedialen Sommernachtstraum beitrugen.
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Stewart Copeland: Concert & Cinema: «Ben Hur». Mit dem Sinfonieorchester Basel unter der Leitung von Robert Emery. Im Römertheater Augusta Raurica am Freitag, 26. August, 20.30 Uhr.
Die TagsWoche verlost zwei Tickets für die Aufführung von heute Freitag Abend. Wer in der Kommentarspalte als erstes die folgende Frage beantwortet, kommt zum Zuge:
Wie hiessen Stewart Copelands Kollegen bei The Police?