Von Yemen Blues bis Lenny Kravitz: Das Stimmen-Festival bringt im Sommer Nischenplayer und Weltstars in unsere Region. Das Programm des 19. Festivals, das in Lörrach vorgestellt wurde, ist vielversprechend.
Wenn das Stimmen-Festival zu seiner Programm-Präsentation lädt, müssen Journalisten Zeit und Geduld mitbringen: Weit über 90 Minuten dauerte die Informationsveranstaltung in diesem Jahr. Womit sich Festivalchef Helmut Bürgel in seinem letzten Amtsjahr treugeblieben ist: Wann hat er schon nicht überzogen?
Die ausführliche Präsentation hat zwei Gründe: Das Festival umfasst Konzerte in einem Zeitrahmen von vier Wochen und bringt in dieser Zeit eine Fülle an Musikerinnen und Musiker in die Region. Und: Die kleinen Nischenkonzert liegen dem Festivalgründer ebenso am Herzen wie die Grossveranstaltungen auf dem Lörracher Marktplatz, weshalb er sich nicht auf ein reines «Namedropping» der Stars beschränken mag. Das ist nachvollziehbar, legt man bei «Stimmen» doch – vergleichbar mit dem Westschweizer Paléo-Festival – grossen Wert darauf, dem Publikum auch unbekannte Musik aus aller Welt näherzubringen, auf dass es Neues entdecke. Und der Sinnlichkeit willen, werden dafür ungewohnte Pfade beschritten. Wortwörtlich etwa mit dem «Höhenweg der Stimmen», wo man auf einem Spaziergang von der Burg Rötteln nach Tüllingen auf der Wegstrecke von Gesangsensembles unterhalten wird.
Lenny Kravitz und Mary J. Blige
Natürlich brennt man dennoch darauf zu erfahren, welche grossen Acts diesen Sommer nach Lörrach reisen werden: Mit Lenny Kravitz tritt ein afroamerikanischer Star auf, der Millionen Alben verkauft hat. Ein kleiner Coup, dass man ihn verpflichten konnte, füllt Kravitz doch in der Regel Hallenstadien. Auf dem Marktplatz ist die Kapazität auf 5000 Besucher beschränkt. Kravitz spielte meines Wissens auch noch nie in der Region. Man kann davon ausgehen, dass sein Konzert schon vor dem Festival ausverkauft sein wird.
An vier weiteren Abenden werden der deutsche Sänger Clueso, die norwegischen Katzenjammer, die kanadische Folksängerin Loreena McKennitt und die Französin Zaz die Lörracher Altstadt beschallen. An Zaz war «Stimmen» schon 2011 dran, umso glücklicher sei er, sagte Bürgel, dass es nun geklappt habe. Auch wenn die Gage unterdessen deutlich gestiegen sei – kein Wunder: Ihr flockiges Chanson «Je veux» ist längst auch im deutschsprachigen Raum ein Hit geworden.
Orpheus in vielen Varianten
Eröffnet wird das Festival mit einer Inszenierung von Ann Allen, die im Rahmen eines Prologs vom 6. bis 8. Juli uraufgeführt wird, und bei der das Publikum sich durch den Burghof bewegen wird – eine Art begehbare Installation, mit der auch das diesjährige Motto lanciert wird: «Orpheus und wir». Eine Klammer schliesst sich vom 3. bis 6. August, wenn das Festival abgeschlossen wird. Die Orpheus-Thematik passe hervorragend in den historischen Rahmen von Augusta Raurica, erklärte Niggi Ullrich (Leiter «kulturelles.bl»), der seit Jahren mit «Stimmen» zusammenarbeitet und dafür sorgt, dass das Festival nebst dem Riehener Wenkenpark auch im Kanton Baselland Halt macht. An der eigens konzipierten Produktion werden die Basler Madrigalisten und die italienische Compagnia Aterballett beteiligt sein.
Das Publikum hat auch die Möglichkeit, alte Bekannte zu begrüssen: Bobby McFerrin, den Helmut Bürgel zurecht einen «Stammgast» nennt, wird auch 2012 in Lörrach singen: Diesmal mit dem Gesangstrio WEBE3. Ein Wiederhören gibt es auch mit der Jazzsängerin Lizz Wright, die Amerikanerin macht heuer gemeinsame Sache mit dem Singer-Songwriter Raul Midon – im Riehener Wenkenpark, wo sich Indiepop-Liebhaber zudem auf das Gastspiel von The Low Anthem freuen können. Anstelle des ursprünglich geplanten Mayer Hawthorne tritt zudem die spanische Retrosoul-Band The Excitements auf – für das Warm-Up ihres Konzerts im Rosenfelspark wird die Basler Soulcombo The Kitchenettes besorgt sein.
Weltmusik im Rosenfelspark
Zudem kann man sich auch im 19. «Stimmen»-Jahr wegtragen lassen, in ferne, exotische Länder. Zum Beispiel mit Konzerten der multikulturellen Formation Yemen Blues oder den Brasilianern von Barbatuques.
Wie wichtig es ist, dass man sich einen Höreindruck der exotischen Gruppen machen kann, ist den Veranstaltern bewusst. Aus diesem Grund haben sie die Festival-Website komplett überarbeitet. Diese kommt jetzt sehr übersichtlich und bedienerfreundlich daher, die Navigation durch das reichhaltige Programm fällt dadurch leichter. Eine überaus erfreuliche Neuerung.
Artikelgeschichte
Aktualisierung: Mary J. Blige und Mayer Hawthorne treten nicht auf, an ihrer Stelle sind Katzenjammer und The Excitements zu erleben.