Störche! Babys! Jööö! Und eine nicht ganz kindgerechte Besprechung

«Storks» bringt einen Mythos auf die Leinwand: Störche, die Babys bringen. Muss das sein?, fragt sich da das aufgeklärte Mami. Und wünscht sich für den ungetrübten Spass einen Ausschaltknopf fürs Gehirn.

Knuddel, knuddel, Kulleraugen – und rosa! Süsser gehts nimmer.

 

(Bild: ©Warner Bros.)

«Storks» bringt einen Mythos auf die Leinwand: Störche, die Babys bringen. Muss das sein?, fragt sich da das aufgeklärte Mami. Und wünscht sich für den ungetrübten Spass einen Ausschaltknopf fürs Gehirn.

Was nun folgt, ist die nicht ganz kindgerechte Besprechung eines Kinderfilms.

(Entschuldigung.)

«Storks» ist zuallererst natürlich mal das, was man erwartet: ein süsser Kinderfilm mit lustigen Szenen, in denen sich Knirpse wie Mamis und Papis hervorragend unterhalten können.

Der Film erzählt eine nette kleine Geschichte, die kurz zusammengefasst so lautet: Störche liefern keine Babys mehr aus, sondern Pakete. Und sie sind glücklich dabei. Bis die Bestellung eines Sechsjährigen auf dem Tisch landet, der sich einen kleinen Bruder mit Ninja-Fähigkeiten wünscht, weil seine berufstätigen Eltern keine Zeit für ihn haben. Aus Versehen wird die Bestellung ausgeführt, ein Baby produziert – und Storch Junior sitzt erst mal ratlos da.

Also wohin damit? «Störche liefern immer!», so das Motto seiner Firma, also auch in diesem Fall. Geholfen wird ihm dabei vom Waisenmädchen Tulip. Natürlich muss die Aktion geheim bleiben, und weil das nie klappt (braucht ja Spannung, so ein Film) sind bald eine böse Taube und ein Rudel Wölfe hinter dem ungewöhnlichen Gespann her.




Taube = böse. (Bild: ©Warner Bros.)

Anderthalb Stunden lang dauert die Reise, das Happy End ist vorhersehbar, genauso wie die klischierten Grundanlagen des Plots uns nicht überraschen: Aufklärung interessiert hier keinen (Störche bringen Babys, basta), berufstätige Eltern sind böse (bessern sich aber natürlich), fürs Ninja-Spiel braucht Bub einen Bruder (es gibt aber eine Schwester, ätsch!) und – natürlich – Babys sind süss (Immer. Ohne Ausnahme. Jedes. Da wird sogar der Wolf schwach.):

Mitten im Film aber poppt im Kopf der Zuschauerin plötzlich die Frage auf, woher eigentlich die Vorstellung stammt, dass der Storch die Babys bringt. Weil das ja recht unpraktisch aussieht, und die Störche im Film beklagen sich zunächst auch ziemlich lautstark darüber, wie hart der Job sei: Quengelnde Säuglinge, die pieksen, schreien, rupfen.

Und schwer sind manche noch dazu – da muss der Storchenhals ganz schön was aushalten!

Sieht locker aus, ist aber ein Knochenjob: Baby-Transport à la Storch. (Bild: ©Warner Bros.)

Also, warum der Storch? Warum nicht der Pelikan mit seinem Schnabel, der doch so viel mehr Platz böte?

Kaum zu Hause, forschen wir also nach. Und landen prompt im (finsteren?) Mittelalter. Damals schon – so scheint es – hatten die Eltern Probleme damit, ihrem Nachwuchs zu erklären, wo denn die Geschwisterchen herkommen («Äh, Blümchen – Bienchen, äh, alles klar …?»).

Der Vogel in Mamas Bett

Nun gab es im Mittelhochdeutschen für das männliche Geschlechtsorgan eine Umschreibung, die hiess: «des Mannes Storch». Dieser piekste der Legende zufolge die Mutter frech ins Bein, zog da das Baby raus und liess es nach einer gewissen Reifung wahlweise ins hauseigene Bettchen oder auf die Türschwelle plumpsen. Voilà.

Oder aber er holte die Kindchen aus dem Brunnen, piekste danach das Mami ins Bein, damit die derart Verletzte sich ins Bett legen musste, wo der Storch dann auch das Baby platzierte.

Doch egal, wie mans dreht und wendet: Storchenschnabel bleibt Schnäbi. Sagen wir mal unverblümt. Ob Sie das Ihrem Sprössling gegenüber wiederholen, falls er nach «Storks» nach dem Ursprung der Legende fragt, bleibt Ihnen überlassen.

Eventuell haben Sie aber Glück, und Ihr Kind hinterfragt den Kinospass nicht. Und vielleicht sollten wir Erwachsene das auch tun: einfach mal das Hirn ausknipsen. Und herzhaft lachen. Weil: Die Gelegenheit hätte man hier.

Knips.

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«Storks» läuft ab dem 27. Oktober in den Basler Kinos.

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