Subventionierte Kulturinstitutionen erhalten Gelder aus dem Swisslos-Fonds

Unter dem Titel «Impulsprojekte» erhalten subventionierte Kulturinstitutionen in Basel Gelder aus dem Swisslos-Fonds. Ermöglicht werden sollen damit Vermittlungsaktionen, die sich an neue Zielgruppen richten.

Als spezielles Impulsprojekt finanziert: Sofa-Lesung mit Jaroslav Rudiš. (Bild: Literaturhaus Basel/Ben Koechlin Fotografie)

Unter dem Titel «Impulsprojekte» erhalten subventionierte Kulturinstitutionen in Basel Gelder aus dem Swisslos-Fonds. Ermöglicht werden sollen damit Vermittlungsaktionen, die sich an neue Zielgruppen richten.

In der guten WG-Stube sitzen die Besucherinnen und Besucher eng beieinander. In der Küche nebenan warten Häppchen und Getränke auf die Gäste, die vorerst aber still den Worten des jungen Mannes folgen, der im Ledersessel sitzt und aus einem Buch vorliest. Aus seinem Buch.

Jaroslav Rudiš heisst der Autor, «Sofa-Lesung» der Anlass. Das Literaturhaus Basel bringt mit dieser Reihe junge Autoren und Bewohner von Basler Wohngemeinschaften zusammen, die als Gastgeber das Publikum empfangen und bis spät in die Nacht hinein bewirten.

Die Zuhörerschaft ist spürbar jünger als diejenige, die bei den gängigen Veranstaltungen im Stammhaus an der Barfüssergasse anzutreffen ist. Das ist auch der Sinn der Veranstaltung, die auf der Programmschiene «Junges Literaturhaus» läuft. Unterstützt werden die «Sofa-Lesungen», die bis Mai 2015 fortgesetzt werden, mit einem Betrag von 7000 Franken aus dem Swisslos-Fonds.

Swisslos-Gelder für subventionierte Institutionen

Da das Literaturhaus Basel eine staatlich subventionierte Institution ist, dürfte es eigentlich keine zusätzlichen Gelder aus dem Swisslos-Fonds erhalten. Oder besser: hätte es früher nicht gedurft. Denn in der neuen Verordnung über die Verwendung von Geldern aus dem Swisslos-Fonds wurde die entsprechende Ausschlussregelung mit dem Zusatz ergänzt: «…wenn das zu unterstützende Projekt Bestandteil einer gemäss Leistungsvereinbarung zu erbringenden Leistung ist».

Im besagten Fall wurden subventionierte Institutionen von der Abteilung Kultur und dem Swisslos-Fonds explizit dazu aufgerufen, sich in einem Wettbewerb um Swisslos-Fonds-Gelder zu bewerben. Gesucht wurden unter dem Titel «Impulsprojekte» spezielle Vermittlungsprojekte, die sich an neue Zielgruppen richten, die nicht zum Stammpublikum der Institutionen zählen.

Innovative Ideen und Experimente gefragt

«Mit dem Wettbewerb für Impulsprojekte wurde bis Oktober 2014 in einem Testlauf nach innovativen Ideen zur Diversifizierung der Angebote und Zielgruppen gesucht, welche der Vielfalt und den Bedürfnissen einer altersdurchmischten und interkulturellen Gesellschaft vermehrt Rechnung tragen», sagt Regula Düggelin, Beauftragte für Kulturprojekte in der Abteilung Kultur.

In Ergänzung zu den bereits subventionierten Vermittlungsangeboten und den Education-Projekten sollen die Institutionen laut Düggelin die Möglichkeit erhalten, «das Feld der Kulturvermittlung weiter zu öffnen und künstlerische Experimente mit neuen Kooperationspartnern zu wagen». Das Ziel ist klar: «Wir gehen von sehr interessanten Kulturangeboten für eine breite Bevölkerung aus, die ohne den Wettbewerb nicht zustande kämen.»

Vom Dock bis zum Kunstmuseum

Sechs von neun eingegebenen Projekten beziehungsweise Institutionen werden nun in der ersten Wettbewerbsrunde zum Zug kommen. Neben dem Literaturhaus sind dies der Archiv-, Diskurs- und Kunstraum Dock, das Kunstmuseum Basel, die Kaserne Basel, das Basler Tanzbüro und das Sportmuseum, dem die Regierung eben gerade die Subventionen ab 2016 gestrichen hat. Zusammengerechnet erhalten sie Unterstützungsbeiträge in der Höhe von 134’000 Franken.

Mit jeweils 30’000 Franken erhalten Kunstmuseum und Dock die höchsten Beiträge. Beide Institutionen wollen den Kontakt mit einer breiteren Bevölkerung aufnehmen:

  • Dock möchte mit dem Projekt «Desiderata» eine soziale Plastik entstehen lassen, welche die Lebensrealität der Kleinbasler Bevölkerung künstlerisch befragt und dokumentiert.
  • Das Kunstmuseum will mit dem Impulsprojekt «Auf zu neuen Ufern» mit Menschen, die nicht unbedingt zum Stammpublikum des Hauses gehören, über die Erwartungen sprechen, die sie in das Museum setzen, das mit dem Erweiterungsbau in eine neue Ära treten wird.

Ein Generationenprojekt mit Puppen

  • Mit 29’000 Franken unterstützt wird das Impulsprojekt mit dem Arbeitstitel «Durch die Blume – oder ich sag Dir was ins Ohr» der Kaserne Basel. In der Puppenklinik im Gundeli will die Kaserne zusammen mit der Choreografin und Puppenspielerin Gisèle Vienne ein Generationenprojekt mit Laien und ihren Puppen oder Stofftieren auf die Beine stellen.
  • Das Sportmuseum erhält für sein Projekt «Mainstream» 18’000 Franken. Gruppen aus der Bevölkerung sollen im Sommer zum «Rheinschwumm» und anschliessenden Gesprächen eingeladen werden, diese danach ausgewertet und bei der Kaserne präsentiert werden.
  • Bereits realisiert worden ist das Projekt «Lebensstück» des Tanzbüros Basel, das mit 20’000 Franken unterstützt wurde. Die Choreografin Vanessa Lopez liess im grossen Saal des Union fünf Frauen aus verschiedenen Ländern Geschichten aus ihrem Leben tanzen.

In eine ähnliche Richtung zielt der Ideenwettbewerb «kult&co», der sich explizit an freischaffende Künstlerinnen und Künstler richtet. Gesucht werden hier künstlerische Projekte, die mit Basler Schulklassen oder Jugendgruppierungen erarbeitet und realisiert werden. Insgesamt steht ein Preisgeld von 70’000 Franken zur Verfügung, der maximale Beitrag pro Projekt beträgt 20’000 Franken.

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Zur neuen Verwendung der Swisslos-Gelder (auch für die Filmförderung) haben wir den Basler Kulturchef Philippe Bischof befragt. Seine Antworten zu Gründen und Notwendigkeit im Interview: «Ohne Swisslos-Gelder können wir nicht seriös planen»

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