«The Grip» lädt zum Tanz in die Kuppel

Andreas Tietz und Tom Best lassen heute Freitag in der Basler Kuppel die Singles rotieren – auch auf dem Plattenteller. «The Grip» steht für eine Partyreihe voller Sixties-Raritäten.

Haben alles im Griff: Andreas Tietz (links) und Tom Best.

Andreas Tietz und Tom Best lassen in der Basler Kuppel die Singles rotieren – auch auf dem Plattenteller. «The Grip» steht für eine Partyreihe voller Sixties-Raritäten.

Eigentlich hätten sie die Plattentaufe der Basler Band Kalles Kaviar flankieren sollen. Doch weil die Ska-Band das Konzert verschieben muss (Posaunist Yogi Feyfar hat gesundheitliche Probleme – gute Besserung!), steht das DJ-Duo Sonoflono und Tom Best ganz im Zentrum der Valentinsparty in der Kuppel. Kein Problem für Andreas Tietz alias DJ Sonoflono. Wer zu Hause 1,2 Tonnen Schallplatten hortet, kann locker zwei Stunden länger auflegen als geplant.

In den 1960er-Jahren, als er selber zur Welt kam, schenkte ihm seine Mutter eine Platte von Louis Armstrong – und legte damit den Grundstein für seine Sammlung. Viele Jahre hörte er sich seine Musik nur in den eigenen vier Wänden an, bis bei einer Wohnzimmerparty die Idee aufkam, eine solche doch in die Öffentlichkeit zu tragen.

Gesagt, getan: In der Cargo Bar gab Tietz seinen Einstand, mit Freunden zusammen lancierte er zudem 2012 die «Raunchy Rawhide Chicken»-Nächte, bei denen bis zehn Leute um die Plattenspieler versammelt sind und ihre Perlen abspielen. Vorzugsweise Singles. Warum? «Das Ausgangssignal ist bei 45 Umdrehungen pro Minute stärker, zudem habe ich mich in die Eigenart des Formats verliebt: Singles haben was von Brieftauben, sie sind ein Bote aus einer anderen Zeit. Allein das Labeldesign ist eine Faszination für sich», erzählt der gebürtige Norddeutsche.

Streifzüge durch die Brockenhäuser von New Orleans

Die Leidenschaft zur Musik teilt Tietz gerne hinter dem DJ-Pult. Vor fünf Jahren traf er Tom Best, ebenfalls leidenschaftlicher Vintage-Sound-Sammler,  und machte ihn zu seinem Partner in Rhythm. Zuvor hatte er als Arzt in den USA gearbeitet, in New Orleans. Gerade weil ihn die Musik der Südstaaten so begeisterte, hatte er diese Destination für seine Fortbildung in einem Spital gewählt. «Nach einer 70-Stunden-Woche gabs nichts Schöneres, als in New Orleans durch die Brockenhäuser zu streifen und Vinyl zu suchen», schwärmt er. «Obschon meine erste Platte von Armstrong war, habe ich mich erst dort so richtig mit dem Südstaatenfieber infiziert. Endgültig ausgebrochen ist es dann, als ich nach Basel zurückgekehrt bin.» Seither hat sich seine Sammlung immens vergrössert, besonders Retroperlen abseits des Mainstreams haben es ihm angetan – Fundstücke aus so genannten «dusty» Genres wie Country, Rhythm & Blues, Rockabilly oder Gospel.

«Ich bin kein Formatfetischist, habe auch Vinyl digitalisiert und höre zu Hause oder unterwegs Musik auf dem iPod. Aber bei einer Party macht es für mich schon einen Unterschied, ob ein DJ eine Platte auflegt oder einen USB-Stick reinschiebt.»

 

The GRIP – May 2011 by Dj Sonoflono on Mixcloud

 

Unter verschiedenen Labels (nebst dem «Raunchy Rawhide Chicken» etwa auch als «The Muddy River Ya Yas») hat er mit Tom Best und anderen DJs zahlreiche Orte in der Stadt bespielt: vom Sud über das Sääli im Fass, Grenzwert, Kaserne, Schiff bis – ganz neu – die Kuppel: Hier tritt das Duo mit der Reihe The Grip auf und garniert die lieb gewonnenen Sounds der 60er-Jahre u.a. mit altem Soul – sei dieser aus Memphis oder Detroit. Zusätzlich wird am 14. Februar DJ Uptone vom Basler DJ-Kollektiv Six Gun Bandits eine Portion Ska und Rocksteady dazumischen.

«Wir versuchen immer wieder, unseren Horizont zu erweitern und damit das Publikum mitzureissen», sagt Tietz. Besonders angetan haben es den beiden auch die vergessenen «Dance Crazes» der Sixties. «Damals klatschten Plattenfirmen gerne mal eine Single an die Wand, begleitet von einem neuen Tanz – und schauten dann, ob das Ganze hängenbleibt.» Der Twist ist uns heute noch vertraut. Aber wer kennt schon den «Swim», den Bobby Freeman in derselben Epoche besang?

«Im Begriff DJ ist ja auch ein Jockey versteckt, einer, der etwas reitet, der anpeitscht», sagt Tietz. So werden sie in der Valentinsnacht nicht nur stilecht gekleidet auftreten und ihre alten Perlen rotieren lassen – sondern auch noch den einen oder anderen vergessenen Tanz aufs Parkett legen. «Gerade im Soul geht es ja darum, Dinge von innen nach aussen zu tragen. Wie zum Beispiel unseren Spass und unsere Leidenschaft. Daher lassen wir uns auch liebend gerne selber gehen, tanzen und feiern mit», sagt er und fügt lachend hinzu: «Wir sind zu alt, um Poser zu sein.»

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Kuppel, Basel. Freitag, 14. Februar, 22 Uhr.
Die Plattentaufe von Kalles Kaviar wird am 9. Mai 2014 nachgeholt. Bereits erworbene Tickets behalten ihre Gültigkeit.

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