Umstrittene Förderstelle wackelt

Wie und ob es mit der Initiative Kreativwirtschaft Basel weitergeht, ist offen. Klar ist einzig, dass der bisherige Leiter der Förderstelle Raphael Rossel nichts mehr damit zu tun haben wird.

Tektonische Verwerfungen: Bei der Initiative Kreativwirtschaft Basel rumpelte es in den letzten drei Jahren ordentlich. (Bild: Livio Marc Stöckli)

Wie und ob es mit der Initiative Kreativwirtschaft Basel weitergeht, ist offen. Klar ist einzig, dass der bisherige Leiter der Förderstelle Raphael Rossel nichts mehr damit zu tun haben wird.

Welche Erfolge die Initiative Kreativwirtschaft Basel (IKB) nach knapp drei Jahren Laufzeit aufweisen kann, ist umstritten. In der Szene wird dem Projekt nach wie vor mit Skepsis begegnet. Seit dem Sommer versucht nun das Amt für Wirtschaft und Abgaben, das die IKB finanziert hat, zu eruieren, was das Unterfangen wirklich gebracht hat.

Die Evaluation ist noch im Gang, bis Ende Jahr muss dann der Gesamtregierungsrat auf Empfehlung des zuständigen Regierungsrats Christoph Brutschin entscheiden, wie und ob es weitergeht und die IKB so schnell in einer Erdfalte verschwindet, wie sie auf der Bildfläche erschienen war.

Samuel Hess, Leiter der Wirtschaftsförderung im AWA, sagt, noch seien alle Optionen denkbar: «Ob und wenn ja wie die Förderung weitergeführt wird, ist noch völlig offen.» Klar ist: Eine lückenlose Weiterführung wird nicht möglich sein, da der Entscheid erst im Dezember gefällt wird, auf Ende Jahr aber schon die Finanzierung ausläuft. Ein neues Projekt müsste erst wieder mühsam aufgegleist werden. Ursache dafür seien die heftigen Debatten um die IKB, sagt Hess: «Diese Diskussionen haben uns ein ganzes Jahr und viel Geld gekostet.» 

Von Beginn an im Gegenwind

Fest steht auch, dass Raphael Rossel, Leiter der Förderstelle für Designer, Architekten und alle anderen sogenannten Kreativwirtschaftler Ende Jahr aufhört. Dann läuft sein Mandat aus. Er stand am Ursprung des Projekts mit einer Studie, die das wirtschaftliche Potential der Basler Kreativen aufzeigte.

Heute, nach knapp drei schwierigen Jahren, sagt Rossel: «Der Begriff Kreativwirtschaft hat sich nicht wirklich etabliert; er bleibt eine statistische Grösse. Auch ich selbst bezeichne mich primär als Designexperte und nicht als Kreativwirtschafter.»

Rossel wird sich nicht um eine Weiterbeschäftigung bemühen. Er stand von Beginn weg im Gegenwind, gezweifelt wurde an den Leistungen und am Ressourcenumgang der IKB, die die Bedingungen für die Kreativwirtschaftsszene wie «auch ihre öffentliche Wahrnehmung und ihre Marktchancen verbessern» wollte. Ihre Mittel waren Beratungen, Netzwerk- und Medienarbeit wie auch die finanzielle Unterstützung für Präsentationen und Messeauftritte. 

Zu gross sei der Anteil der bewilligten Mittel von total einer Million Franken für interne Kosten, bemängelte SP-Grossrat Tobit Schäfer im Oktober letzten Jahres in einer Interpellation. Nach Abzug aller Personal- und Honorarkosten verblieben laut Schäfer 300’000 Franken für die konkrete Förderung. In Ihrer Antwort rechtfertigte die Regierung die Verwendung der Mittel damit, dass auch die intern gebrauchten Gelder der Förderung der Kreativwirtschaft zugute kamen in Form von Netzwerkarbeit und Beratungen.

«Neid und Missgunst sind fehl am Platz»

Rossel hat kein Verständnis für die Vorwürfe: «Zusammen mit der Betreuung unserer eigenen Formate und Veranstaltungen ist die Arbeit für die Geschäftsstelle der IKB weit mehr als ein Volljob. Aus den maximal 100’000 Franken, die im Jahr dafür vergütet werden, bezahle ich meine Mitarbeiterin und sämtliche Nebenkosten als Arbeitgeber und Unternehmer. Was danach übrig bleibt, ist mein Lohn. Neid und Missgunst sind also völlig fehl am Platz.»

Rossel geht in seiner Kritik noch einen Schritt weiter: «Einzelne Personen und Medien haben die IKB schlecht geredet. Weil sie nicht verkraften konnten, dass wir keine Kulturförderung betreiben, sondern die ökonomische Stärkung von Unternehmen anstreben, die sich am Markt behaupten wollen.»

Förderung wider Willen?

Trotzdem wünscht sich Rossel, dass die IKB weitergeführt wird. Der Kanton habe sich innovativ gezeigt und viel Geld investiert. Die IKB habe ermutigende Erfolge vorzuweisen. Rossel nennt als Beispiel die Showcases, bei denen zahlreiche Firmen ihre Produkte auf neuen Plattformen und Messen präsentieren konnten. «Solche Unterstützung braucht Kontinuität», sagt Rossel. Die definitive Bilanz müsse aber das AWA ziehen.

AWA-Wirtschaftsförderer Hess betont, dass auch andere Faktoren ausschlaggebend sind. Etwa jene, ob die Zielgruppe überhaupt ein Interesse an der IKB hatte. «Wir wollen die Kreativwirtschaft nicht fördern, wenn diese das gar nicht will», sagt Hess. Das Feedback aus der Szene sei zwiespältig, es habe viele positive, vor allem zu Beginn aber auch zahlreiche negative Einschätzungen der Arbeit der IKB gegeben. Positive Signale sehen anders aus.

Nächster Artikel