Und der Tropensturm hat mitgemalt

Vivian Suter schöpft für ihre Gemälde aus dem vollen Fundus der guatemaltekischen Natur. Und die Kunsthalle Basel für ihre Ausstellung aus ihrem vollen Bilderlager.

(Bild: Nils Fisch)

Vivian Suter schöpft für ihre Gemälde aus dem vollen Fundus der guatemaltekischen Natur. Und die Kunsthalle Basel für ihre Ausstellung aus ihrem vollen Bilderlager.

Selten hat man in der Kunsthalle Basel in den letzten Jahren eine solche Ausstellung gesehen. Grossformatige Gemälde in allen Farben füllen die Wände, eine Überflutung von Eindrücken schon fast.

Vivian Suter heisst die Künstlerin, die uns diese Abwechslung beschert. Man kennt sie in Basel, auch wenn sie seit den 1980er-Jahren in Guatemala wohnt, im Dorf Panajachel am Atitlán-See. Dort malt sie, wann immer sie Zeit hat. Wenn sie nicht gerade die Hunde oder den Garten pflegt. Sie liebt die Natur – auch in ihrem Schaffen. Und Anregung findet sie genug: Ihr Atelier liegt auf einem Berg, umgeben von Avocado- und Mangobäumen, Bananenstauden und auch Kaffeesträuchern.

In der Kunsthalle zeigt sie uns Bilder aus den vergangenen 30 Jahren. Die Entwicklung ist sichtbar: Malte sie, als sie ankam in Guatemala, noch in pastosem Farbauftrag auf Papier, so sind es zuletzt Baumwollstreifen, auf denen manche Farben fast schon durchscheinend wirken.

Die Figuration hat Suter nie gereizt. Was sie malt, entsteht intuitiv

Ebenso variieren die Motive. Es gibt fast monochrome Werke, daneben meint man eine Pflanze zu erkennen, skizzenhafte Landschaftseindrücke oder ornamentale Formen, die augenscheinlich an Vorbilder aus der Natur angelehnt sind. Sie interessiere sich für Licht und Farbe, sagt Suter, und man erkennt dies sofort. Und sie mag es abstrakt – die Figuration habe sie nie gereizt, meint sie. Was sie malt, entsteht intuitiv. Es sind visuelle Annährungen an das Gesehene. Als Betrachter sollte man deshalb die Bilder auf sich wirken lassen.

Knietief im Schlamm

Die Natur hat Vivian Suter auch schon Streiche gespielt. In ihrem Bilderlager stand die 64-jährige Malerin schon zweimal knietief im Schlamm – Tropenstürme hatten die Erde ins Rutschen gebracht. Einige Gemälde hingen mit dem unteren Ende in der Brühe. Vivian Suter liess die Erde trocknen, und heute ist das bröcklige Material Teil dieser Arbeiten.

Mehr Natur geht nicht, könnte man denken. Doch Suter hat sie sich auch schon zunutze gemacht: Vor ein paar Jahren experimentierte sie mit Witterungsprozessen, die zu sogenannten «Schimmelbildern» führten. Sie malte mit Leim auf die Leinwände und platzierte diese im Freien. Der Schimmel, der sich darauf legte, brachte die Malerei wie von selbst hervor.

Der Einfluss der Vegetation

Auch ansonsten arbeitet die Künstlerin am liebsten draussen. Hängt die Leinwände an die Wand des Atelierhauses und fängt an zu malen. So nehmen Klima und Vegetation Einfluss auf das Resultat, nicht nur im Motiv.

Vivian Suter war 1981 in der Kunsthalle Teil der Ausstellung «Künstler aus Basel». Als vor zwei Jahren während der Regionale wieder Bezug genommen wurde auf die damalige Schau, war Suter erneut in einem ganzen Raum mit ihren Werken vertreten. Als Kunsthalle-Direktor Adam Szymczyk vor einem Jahr eine Ausstellung im Museo Tamayo in Mexiko einrichtete, nahm er auch Werke Suters mit. Nun also hat sie in der Kunsthalle eine Einzelausstellung erhalten – eine grosse Ehre, wie sie sagt. Und für uns Kunsthalle-Besucher eine überraschende Ablenkung.

_
«Vivian Suter – intrépida», Kunsthalle Basel, 6. April bis 1. Juni 2014.

Nächster Artikel