An der Utengasse 60 verwirrt ein Schild manche Passanten. Dabei ist die Erklärung eine ganz einfache: Es handelt sich um Kunst. Und diese wird es hier in Zukunft öfter zu sehen geben.
Das «For sale»-Schild am Haus an der Utengasse 60 ist nicht zu übersehen. Und es kann schon sein, dass jemand nachfragt, wieviel das Gebäude denn kostet. Diese Interessierten sind dann vielleicht auch etwas enttäuscht, wenn sie erfahren, dass das Haus vor weniger als einem Jahr einen neuen Käufer gefunden hat. Und diese nicht im Sinn haben, es schon wieder loszuwerden. Bei dem riesigen Schild handelt es sich schlicht um Kunst.
Andreas Schneider hat das Werk gefertigt. Ebenso das weisse Schild mit schwarzer Schrift, das am Fenster klebt und das von weitem genau gleich aussieht wie ein Schild des Bauinspektorats. Wer etwas näher tritt, sieht allerdings, dass hier weniger Inspektion denn Inspiration am Werk war. Der Basler Künstler spielt in seinen Werken mit den Erwartungen des Publikums, er bindet sie ein, ob sie wollen oder nicht. Vor allem aber weckt er hier die Aufmerksamkeit der Passanten.
Dies könnte künftig öfters geschehen. Denn der ehemalige Laden im Erdgeschoss des Hauses, der aktuell noch andere Werke von Andreas Schneider fürs Publikum bereithält, wird noch für ein Weilchen der Kunst offenstehen. Weil die Hausbesitzer nämlich mit dem Laden noch nichts anzufangen wissen, stellen sie ihn unterschiedlichen Exponenten zur Verfügung.
Die Ausstellung mit Andreas Schneider wurde von der Kunstvermittlerin Françoise Theis kuratiert. Sie war vor allem von den grossen Fenstern fasziniert, die den Blick in den gesamten dahinterliegenden Raum freigeben. «Hier sieht man etwas, ohne eintreten zu müssen», sagt sie. Die Videoinstallation, in der eine Abrissbirne das Basler Rheinufer virtuell zunichte macht, kommt denn auch am besten nachts zur Geltung.
Temporäre Kunstladen
Theis wird in Zukunft noch andere Ausstellungen für den Raum konzipieren. Doch nicht nur sie wird den Raum bespielen. Ab Mitte November etwa nutzt Peter Whinyates den Raum, um auf sein Projekt aufmerksam zu machen. «Literoom» heisst es, und es handelt sich dabei um einen Kunstladen, der normalerweise nur im Internet Kunstwerke verkauft. Immer sind es Editionen, drei Sets à 33 Stück, die man erwerben kann. «Die Kunst soll erschwinglich sein», sagt Whinyates. Trotzdem steigt der Preis mit jeder Auflage einer Edition um jeweils 50 Prozent.
Die Künstler, deren Werke er vertreibt, will er künftig mit einem kleinen Kuratorenteam aussuchen. Im Moment noch macht er es alleine, und so spiegelt die momentane Auswahl seine eigene Präferenz. Einige regionale Künstler sind darunter, Oliver Minder etwa oder Clare Kenny, Ralph Bürgin und Bianca Pedrina. Tashi Brauen, Nicolas Vionnet und Lea Meienberg aus Zürich sowie ein paar internationale Künstler komplettieren das aktuelle Angebot. Ihre Werke sind es auch, die Whinyates zwischen Mitte November und Mitte Januar an der Utengasse 60 präsentieren wird: «Für all jene, die doch lieber etwas in Händen halten als es nur auf einem Bildschirm betrachten zu können.»
- «Something gets to start up», die Ausstellung von Andreas Schneider, läuft noch bis zum 10.11. an der Utengasse 60.
- «Literoom – ein (con)temporärer Kunstladen», 17.11. bis 20. Januar 2013.