Verjüngungskur für den Ausstellungsraum Klingental

Neue, junge Leute bevölkern den Vorstand des Ausstellungsraumes Klingental. Und auch im Raum selbst hat der künstlerische Nachwuchs Basels übernommen. Mit viel Phantasie.

(Bild: Karen N. Gerig)

Neue, junge Leute bevölkern den Vorstand des Ausstellungsraumes Klingental. Und auch im Raum selbst hat der künstlerische Nachwuchs Basels übernommen. Mit viel Phantasie.

Manchmal sind es kleine Dinge, die eine Zeitlang all unsere Aufmerksamkeit absorbieren. Im Ausstellungsraum Klingental (ARK) starre ich die kleinen Moosfetzen auf Martin Chramostas «Shelf» länger an als vieles andere. Ist es, weil man in einem Ausstellungsraum keine Natur erwartet? Oder weil dieses kleine, organische Fetzchen in totalem Kontrast zu den handgefertigten Keramikstalagmiten- und stalaktiten steht, die das Bücherregal sonst noch zieren?

Vielleicht aber hat diese Konzentration auf solch ein Detail auch mit dem Ausstellungstitel zu tun. «Fantasy» lautet er – ein Unding eigentlich von einem Wort, das in unseren Köpfen sofort Bilder heraufbeschwört von Welten, in denen moosbewachsene Wälder viel Raum einnehmen. Und die trotzdem vollständig künstlich sind. Lena Friedli, der Kuratorin der Ausstellung, ging es jedoch noch mehr um die deutsche Bedeutung des Wortes. Phantasie, Vorstellungskraft, die Fähigkeit, innere Bilder zu erzeugen. Daran orientieren sich die Arbeiten der vier ausgesuchten regionalen Künstler und Künstlerinnen, die alle im Jahr 2011 ihr Studium an der HGK Basel abgeschlossen haben – ebenso wie Friedli selbst.

Dem Akzent auf innere Bildwelten ist es denn auch zu verdanken, dass wir in dieser «Fantasy»-Schau nicht von Pomp erschlagen werden. Im Gegenteil, wenn auch einige Werke – etwa jene von Mathias Kaspar – nah an der Grenze zum Kitsch operieren, so wirkt die Ausstellung doch sehr reduziert. Man spürt, dass die vier Kunstschaffenden sich miteinander und mit dem Thema auseinandergesetzt haben. Das Resultat ist in sich sehr stimmig, nicht jedes Werk sofort einem Künstler oder einer Künstlerin zuordbar.

Vielfältige Reduktion

Am ehesten gelingt die Zuordnung bei Kaspar. Für jede Ausstellung schafft der 28-jährige eigens ein Werk beziehungsweise eine Werkgruppe. «ABBA I-III» heisst die Werkgruppe für den ARK, und allen sind die Farben und Materialien gemeinsam: Pink, Blau, Federn und einiges mehr. Damit bezieht er sich nicht nur auf die schwedische Popgruppe desselben Namens, sondern auch auf Andy Warhols Philosophie «Von A nach B und wieder zurück». Mit viel Sinn für Humor schafft er ein vielschichtiges Referenzsystem mit Kitsch- und Popkulturanklängen.

Weniger stringent sind die anderen Künstler beim Aussuchen ihrer Werke vorgegangen. Am vielfältigsten zeigt sich Aline Zeltner. Die 32-Jährige malt Traumfiguren auf Leinwand, erschafft mit dem Inkjet-Drucker Welten, funktioniert Bienenwaben und diverse Werkzeuge zu abstrakten Objekten um oder erschafft mittels Make-Up-Abdrücken auf Taschentüchern moderne Schweisstuch-Varianten. Misha Andris ist ebenso variantenreich. Ihre grossformatigen Malereien sind stark, und eine Art Teppichvorleger aus Sonnenblumenkernen beweist, dass die 23-Jährige auch mit anderen Medien umgehen kann.

Veränderungen

«Fantasy» ist die erste Ausstellung, die Lena Friedli für den ARK kuratiert hat, und sie überzeugt. Seit drei Jahren ist Friedli im Vorstand des ARK tätig – dass sie sich nun in den Vordergrund wagt, ist kein Zufall, sondern Programm. Denn es ist nicht die einzige Veränderung. Immer wieder gibt es im 10-köpfigen Vorstand personelle Wechsel, und stetig findet so eine Verjüngung statt. Das sei durchaus gewollt, sagt Thomas Heimann, der mit dabei ist, seit im ARK vor sechs Jahren fast alles neu wurde. Er bleibt denn auch weiter mit von der Partie, ebenso Annina Zimmermann, die nun aber kürzer tritt. «Viele Vereine haben ein Problem mit der Nachfolge», sagt sie. Das soll dem ARK nicht passieren, deshalb sollen nun die Jungen zum Zug kommen, um den Anschluss nicht zu verpassen.

Der Anfang ist gemacht – und er ist gelungen.

  • «Fantasy», Ausstellungsraum Klingental, bis 4. November.

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