Das Vorstadttheater, die vielbeachtete Pionierbühne des Schweizer Kindertheaters, feiert 2014 seinen 40. Geburtstag.
Als subventionierte Bühne hat das Vorstadttheater eine Sonderstellung unter den Basler Kleintheatern. «Es übernimmt eine sehr wichtige Aufgabe im Bereich des Kinder- und Jugendtheaters. Das Vorstadttheater ist erfolgreich und seit vielen Jahren eine bei Familien und Schulen stark verankerte und besuchte Institution», rechtfertigt Philippe Bischof, Abteilungsleiter Kultur des Kantons Basel-Stadt, diese Ausnahme.
Mit je 240’000 Franken aus beiden Basel kann das Vorstadttheater knapp die Hälfte seines Budgets mit Subventionen begleichen. Rund 17 Prozent generiert das Haus durch den Ticketverkauf und Einnahmen aus den Tourneen der Eigenproduktionen. Für den Rest kommen Stiftungen und treue private Mäzeninnen und Mäzenen auf.
Theater, das den Betreibern am Herzen liegt
«Wir sind gut unterwegs», beteuern Britta Graf, Geschäftsführerin, und Matthias Grupp, künstlerischer Leiter, Regisseur und Mitglied des zweiköpfigen Schauspiel-Mini-Ensembles einhellig. Die finanzielle Sicherheit durch die regelmässigen Beiträge erlaube es einerseits, «anständige Gagen» zu zahlen (auch wenn sie sich nach eigenen Angaben selber mit niedrigen Löhnen zufriedengeben müssen). «Vor allem aber haben wir das Glück, diejenigen Produktionen verwirklichen zu können, die uns am Herzen liegen und die zudem beim Publikum ankommen», sagt Grupp.
Grupp hat das Haus zusammen mit der Schauspielerin Gina Durler vor sieben Jahren von Ruth Oswald und Gerd Imbsweiler übernommen. Das war kein leichtes Erbe: Das Gründerpaar hat seinem Kind, das ursprünglich den Namen «Spilkischte» trug, in über dreissig Jahren ein unverwechselbares Profil verliehen – eines, das im In- und Ausland in einem hohen Mass beachtet wurde und das der Schauspielerin und ihrem 2013 verstorbenen Kollegen und Ehemann den unbestrittenen Status als herausragende Pioniere des Kinder- oder besser generationenübergreifenden Theaters in der Schweiz verlieh.
Nur das Vorstadttheater erhält Subventionen
Mit viel Engagement und künstlerischem Mut haben Oswald und Imbsweiler eine eigenständige, humorvolle und hintersinnig-poetische (Kinder-)Theatersprache entwickelt, die weit über den auf Kindertauglichkeit getrimmten Märchenzauber hinaus auch existenzielle Themen wie Angst, Liebe oder Tod zulässt. Für diesen Mut wurden sie mit dem Kunstpreis der Stadt Basel, dem Hans-Reinhart-Ring – der höchsten Theaterauszeichnung der Schweiz – und dem Preis des Internationalen Dachverbands der Theater für ein junges Publikum (ASSITEJ) geehrt.
Dem neuen siebenköpfigen Theaterteam, das sich auf dem Papier 510 Stellenprozente teilt, ist es gelungen, den bewährten Ansatz des generationenübergreifenden Theaters zu übernehmen und gleichzeitig einen eigenen Stil zu etablieren. «Natürlich gab es einen Wechsel bei den Zuschauerinnen und Zuschauern», sagt Grupp: «Ein Teil des ursprünglichen Stammpublikums kam nicht mehr zu uns, dafür konnten wir viele junge Familien neu gewinnen.» Besonders freut ihn, dass es dem Team gelingt, mit einer Produktion wie «Bambi» nicht nur Kinder mit ihren Eltern, sondern auch Schulklassen mit Jugendlichen zu begeistern. Die rund 100 Vorstellungen mit Eigen- und Gastspielproduktionen im rund 90-plätzigen Theater sind durchschnittlich zu 65 bis 72 Prozent ausgelastet. Dies führt zu einem Total von rund 6200 Zuschauerinnen und Zuschauern pro Spielzeit.