Kunst ist im Museum am besten aufgehoben, scheinen sich einige Sammler zu denken, und vermachen deshalb ihre Kollektionen renommierten Häusern. Ein Buch erzählt nun die Biografien von 33 solcher Persönlichkeiten – nicht wenige davon sind Basler.
Das Basler Kunstmuseum kann als Modellfall dafür gelten, dass Privatsammler ihre Kunstsammlungen einem Museum vermachen. Die Geschichte der Öffentlichen Kunstsammlung Basel reicht bis ins 17. Jahrhundert zurück: Schon kurz nach dem Ankauf des Amerbach-Kabinetts durch die Stadt und die Universität begannen vereinzelt Schenkungen durch Private. Oft waren es nur Einzelwerke, manchmal aber auch ganze Konglomerate relevanter Arbeiten, und so konnte das Kunstmuseum Basel über die Jahre zu einem der weltweit bedeutendsten Häuser seiner Art heranwachsen.
Nicole Bröhan: «Schweizer Kunstsammler und ihre Leidenschaft», Scheidegger & Spiess 2013.
ISBN 978-3-85881-353-4.
Sammler wie der Österreicher Hubert Looser, der seine Sammlung soeben dem Kunsthaus Zürich vermacht hat, zeigen sich davon beeindruckt und inspiriert, und schon lange ist das Basler Kunstmuseum kein Einzelfall mehr. Wieviele Sammler ihre Schätze schweizweit in die Obhut von Museen gegeben haben oder gar eigene Museen dafür gegründet, davon zeugt ein kleines Büchlein, das diesen Sommer im Verlag Scheidegger & Spiess erschienen ist. In «Schweizer Kunstsammler und ihre Leidenschaft» beschreibt die Kunsthistorikerin Nicole Bröhan 33 Persönlichkeiten von Ernst Beyeler bis E.G. Bührle, um gleich zwei der bekanntesten zu nennen.
Hintergründige Anregung
Bröhan nimmt in ihrem Vorwort bereits vorweg, was man zu diesem Buch schreiben kann: «Dieses Buch ist keine wissenschaftliche Untersuchung und erhebt nicht den Anspruch auf Vollständigkeit. (…) Es richtet sich an Kunstinteressierte, nicht an Kunstexperten (…).» Ein bisschen untertreibt die Autorin damit, denn auch als Kunstexpertin kann man hier noch etwas lernen. Denn wenn man auch die Namen einzelner Sammler kennen mag, so kennt man deswegen noch nicht die Hintergründe.
Ernst und Hildy Beyeler muss man einem kunstinteressierten Basler wohl nicht mehr vorstellen, doch – Hand aufs Herz – wer weiss schon, dass Emilie Linder, die im 19. Jahrhundert ihre Sammlung mit einem Schwerpunkt auf christlicher Historienmalerei dem Kunstmuseum vermachte, vom Dichter Clemens Brentano umworben wurde? Vergeblich, noch dazu?
Informativ und lesenswert
Zumeist allerdings verzichtet Bröhan auf solch kleine Details und beschreibt die Biografien in kurzem, trockenen beziehungsweise informativem Stil. Auf Wertungen verzichtet sie, etwa im Fall vom E. G. Bührle, der nicht nur umstritten war, weil er seine Sammlung mit Geld aufbaute, das er durch Waffenexporte im Zweiten Weltkrieg verdiente, sondern der sich auch schon zu Lebzeiten mit Raubkunst-Vorwürfen konfrontiert sah.
Jedem Sammler, jeder Sammlerin widmet das Buch nur ein paar wenige Seiten. Eine Schweizkarte im Umschlag erleichtert den Überblick, und schon im Inhaltsverzeichnis wird klar, dass die Region Basel an Sammlern reich gesegnet ist: Raoul La Roche, Emilie Linder, Rudolf Staechelin, Karl und Jürg Im Obersteg, Ernst und Hildy Beyeler, Maja Sacher, Vera Oeri-Hoffmann und Maja Oeri sowie Alfred Richterich sind die Persönlichkeiten, die Bröhan hier zur Beschreibung ausgesucht hat.
Dass Bröhan in der Region wie schweizweit nicht jede Kunstsammlung auflistet, ist verständlich und muss ihr verziehen werden. Einerseits ist gar nicht jede Kollektion öffentlich bekannt. Und andererseits will auch nicht jeder Sammler in der Öffentlichkeit stehen. Das Buch bietet sich aber an zum Schmökern, und – wie Bröhan selbst schreibt – «als Anregung für einen Museumsbesuch». Damit dieser gelingt, liefert sie auch gleich die wichtigsten Service-Daten sowie weiterführende Literaturhinweise.