War der Regen schuld? Die Liste war noch nie so voll

An der Preview der Liste hatte es vor allem eines: viele Leute. Ein bisschen Kunst haben wir trotzdem gefunden – kleine und feine.

Bitte nicht! Auch wenns so voll ist und der Stress unerträglich wird.

(Bild: Karen N. Gerig)

An der Preview der Liste hatte es vor allem eines: viele Leute. Ein bisschen Kunst haben wir trotzdem gefunden – kleine und feine.

Die Liste ist am Montagmittag der Ort gewesen, an dem man plötzlich Bauch an Bauch mit Stedelijk-Direktorin Beatrix Ruf steht, wo Documenta-Leiter und ehemaliger Kunsthalle-Direktor Adam Szymczyk zuerst durch mich hindurch blickt, als hätte er mich noch nie gesehen, und wo man in einer Gänsemarsch-Kolonne vorwärts geschoben wird und dem Bekannten in der Gegenkolonne nur ein kurzes Hallo zurufen kann – denn der Druck von hinten ist auf beiden Seiten unerbittlich.

Kurzum: Es war voll. Zu voll? Um es mit den Worten einer Besucherin am Telefon zu sagen: «It’s so crowded and crazy!» Oder auch, Zitat einer anderen Dame drei Schritte später: «Ich bin total überfordert.» Wenn nur die Hälfte der Besucher was gekauft hat, sind die Galerien wohl saniert.




Anstehen? Tatsächlich. Nicht vor der Messe – sondern vor einem Galerienstand. (Bild: Karen N. Gerig)

Jetzt also soll ein Fazit her: Wie ist sie denn, die Liste 2016? Ganz ehrlich – schwierig zu sagen. Denn das Meiste hat man vor lauter Leuten kaum gesehen. Also Augen schliessen und nochmal Revue passieren lassen, was fällt einem da ein?

Die unterschiedlichsten Medien gabs – Video, Foto, Installationen, Zeichnung, alles da. Vieles war bunt (oder lag das an den Leuten?). Vieles war auch wenig überraschend, oder einfach sehr konventionell ausgestellt.

Da fällt es auf, wenn eine Galerie die ganzen Wände einhüllt wie zum Beispiel die High Art Paris. Der gesamte Stand ist dem Maler Nathan Zeidman gewidmet, und beim Vorbeischlängeln denkt man kurz darüber nach, ob die Haftpflichtversicherung wohl auch kaputte Kunst decken würde…




Drängeln vor Nathan Zeidmans Kunst. (Bild: Karen N. Gerig)

Vielleicht ist das der Grund, dass ich mich aufgemacht hab, um kleine, ruhige Kunst zu suchen. Weg vom Grellen, Lauten.

Fündig geworden bin ich im vierten Stock des Siloturms.




Zellophan mit Fundstücken: Klein, aber fein. (Bild: Karen N. Gerig)

Am Stand der Real Fine Arts Gallery aus Brooklyn, New York, stellt Yuji Agematsu aus. Drei Regale voller kleiner Plastiktütchen. Es ist das Zellophan von Zigarettenpackungen, das der Künstler mit allerlei Fundstücken füllt. Jedes Säckchen entspricht einem Tag: Er liest auf, was er auf Spaziergängen findet, und packt es da rein. Superschön anzuschauen, dieser Abfall.

Im selben Raum finde ich die Arbeiten von Charbel-joseph H. Boutros. Kleine, poetische Alltagsobjekte. Beispielsweise ein Aspirin auf einem kleinen Marmorblock, dazu geschrieben die Erklärung, weshalb er ein Aspirin brauchte. Oder die Migros-Quittungen, auf denen die Anfangsbuchstaben der gekauften Artikel die Worte «Mon amour» ergeben. Ich bin hin und weg.




Poesie auf der Migros-Quittung. (Bild: Karen N. Gerig)

Und sonst? Will ich einfach noch diesen Gesprächsfetzen wiedergeben, den ich im Erdgeschoss in der Galerie von Ellen de Bruijne aufgeschnappt hab.

Mann 1: «Wenn Du Dir sowas ansiehst und dann das, was Du machst, dann ist da kein grosser Unterschied.»

Mann 2: «Nein.»

Mann 1: «Eben, das ist es, was ich meine.»

Die Arbeiten, um die es ging, sind die von Erkka Nissinen: Unzählige Zeichnungen, die der Künstler zu einem Video verarbeitet hat. Mal humoristisch, mal obszön, alles zusammengemixt. Und etwas vom Auffälligsten an der Messe.




Eine Wand voll Zeichnungen von Erkka Nissinen. (Bild: Karen N. Gerig)

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Liste, Warteck Basel. Vernissage Mo 13. Juni, 17 Uhr. Messedauer 14. bis 19. Juni.

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