Warum Barbie nie schwarz trägt

Keine Kleidungsfarbe ist so zeitlos und vielseitig anwendbar wie Schwarz. Worin die ungebrochene Faszination dunkler Textilien liegt, wurde im Papiermuseum erklärt.

Seltenes Bild: Barbie und ihre Hoo-Girls im «kleinen Schwarzen». (Bild: zVg)

Keine Kleidungsfarbe ist so zeitlos und vielseitig anwendbar wie Schwarz. Worin die ungebrochene Faszination dunkler Textilien liegt, wurde im Papiermuseum vorgetragen.

Etwa 60 Besucher lauschen im Papiermuseum dem Vortrag über schwarze Kleidung. Doch die Erwartung, ein Heer dunkler Gestalten zu erblicken, wird herbe enttäuscht: Gerade mal fünf Prozent des Publikums trägt schwarz – die Sprecherin  eingeschlossen. Margret Ribbert, Kuratorin des Historischen Museums Basel, führt mit Witz und Wortgewandtheit durch den süffisanten Vortrag «Schwarze Kleidung: Ein buntes Kapitel der Mode».

Angefangen wird mit der stärksten kulturellen Verbindung zur Farbe Schwarz: dem Tod. Egal ob der Sensemann, Graf Dracula oder Darth Vader; sie alle bringen den Tod und tragen mit Vorliebe schwarz. «Generell das Böse wird mit schwarz assoziiert», sagt Ribbert, «denn in der Dunkelheit sehen wir schlecht bis gar nicht, was in uns die Angst vor dem Unbekannten auslöst.»

In Filmen hilft uns schwarze Kleidung den Bösen von dem Guten zu unterscheiden, wie zum Beispiel die Hexe in Walt Disneys «Schneewittchen» oder Frank, den Schurken aus «Spiel mir das Lied vom Tod».

«Ab dem Spätmittelalter wurde schwarze Kleidung aber auch positiv wahrgenommen», sagt Margret Ribbert, «das Gesicht, und damit die Person, trat beim Tragen dunkler Kleidung deutlicher hervor. Auch Schmuck konnte so stärker brillieren.»

In der Kirche ist schwarz sogar Pflicht: Nicht nur Priester und Nonnen müssen schwarz tragen, auch bürgerliche Kirchengänger durften bis vor wenigen Jahrzehnten nur in dunkler Aufmachung das Haus Gottes betreten.

Schwarz als Signal der Trauer

Wenn jemand aus dem Familien- oder Bekanntenkreis stirbt, zeigt man seine Trauer durch das Tragen schwarzer Kleidung. In früheren Jahrhunderten gab es feste Trauerperioden; starb die Grossmutter, so trauerte man ein Jahr lang. Bei den Eltern drei Jahre, dem Onkel ein halbes, usw. «Queen Victoria trug wegen des Todes ihres Gatten 50 Jahre lang Trauerkleider», sagt Ribbert.

In der modernen Zeit hat die Kleidungsfarbe Schwarz in vielen Bereichen Einzug gefunden: als Zeichen der Rebellion (Gothic- und Gruftie-Szene), zur Unterstreichung der Autorität (Talar der Juristen, Prediger und Professoren) oder um Statements zu setzen; Intellektuelle tragen oft schwarz, um modische Tendenzen zu ignorieren, da sie wichtigeres zu tun haben.

Und zum Schluss noch eine nette Anekdote am Rande: Die Klamottenfetischistin Barbie hat fast keine schwarze Kleidung in ihrer Garderobe, weil schwarz zu allem passt, nur nicht zur Konsumförderung.

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