Im winzigen Projektraum «zip» an der Wettsteinallee sind Werke von insgesamt 90 Kunstschaffenden zu sehen. Mit einem klugen Konzept gelingt es den beiden Künstler-Kuratorinnen Jeannice Keller und Claire Zumstein einen reichen Augenschmaus anzurichten.
Wie viel Kunst verträgt eine Wand? Vom Boden bis zur Decke sind die vier Wände des Raumes von «zip» mit Werken behängt. Da ist man zunächst mal überfordert – und wird neugierig. Bald ist man mit einem Forscherinnenblick am Werk und legt Schicht für Schicht Bezüge formaler und ästhetischer Art frei, lässt sich von einzelnen Werken anziehen, dann und wann stellen sich Déjà-Vu-Erlebnisse ein und wenn man dranbleibt: Plötzlich diese Übersicht!
Die Vorgaben an die Kunstschaffenden waren klar und einfach formuliert: Man wurde eingeladen bis zu drei Werke einzureichen, deren Dimensionen die Grösse eines A4-Blattes nicht übersteigen. Die Fläche der Arbeiten wurde also begrenzt. Skulptural arbeitende Künstlerinnen und Künstler nutzten in geschickter Weise gerade die dritte, nicht definierte Dimension aus, um in den Raum hinein zu arbeiten. Keller und Zumstein haben Kunstschaffende aus ihrem Umfeld eingeladen: aus Lausanne, aus Karlsruhe und aus Basel, wo beide gerade den Master Kunst an der Hochschule für Gestaltung und Kunst absolvieren. Auch ihre (ehemaligen) Dozierenden – Renée Levi, Karim Noureldin, Leni Hoffmann – machen mit..
Die Pancakes
Als Grundlage für die Hängung hat Claire Zumstein die Wände des Raumes mit einem Netz aus Bleistiftlinien überzogen. Als Werkzeug dienten ihr dabei die Kantenlängen eines A4-Blattes. Oben links beginnend setzte sie Strich an Strich und legte so ein Raster an, welches an die konzeptuellen Wandarbeiten von Sol LeWitt erinnert und der anschliessenden Hängung einen Halt gibt.
Nicht einfach war es für die beiden Kuratorinnen eine Auswahl der Eingaben zu treffen und diese stimmig auf die Wand zu bringen. Hier waren Feingefühl und Mut zur Entscheidung gefragt. In ihrer Hängung reflektieren die beiden auch ihre künstlerische Praxis, die stark vom Zusammenspiel von Linie und Raum geprägt ist.Für die Ausstellung stand der Übervater der Konzeptkunst Sol LeWitt Pate. Er war überzeugt, dass Kunst sich im Kopf abspielt.
Konsequenterweise liess er seine Werke durch andere ausführen. Seine konzeptuellen Werkanleitungen lesen sich wie Kochrezepte. Klar verständliche Vorgaben bezüglich Zutaten und Vorgehen werden geliefert. Bei der Umsetzung stellt sich dann bald heraus, dass jede Ausführung zu einem unterschiedlichen Resultat führt – eben so, wie beim Crêpes-Backen.
Seit 2010 konzipieren Jeannice Keller und Simon Czapla in loser Folge Ausstellung im 4 x 4 x 3,5 Meter messenden Raum. Neu ist nun Claire Zumstein dazu gestossen. «zip» steht für Komprimierung. Für die aktuelle Ausstellung wird «zip» aber auch seiner französischen Bedeutung – dem Reissverschluss – gerecht: Hier werden nämlich Kunstwerke stimmig zusammengebracht und «es verhebt».