Was darf Kultur kosten?

Der Kulturabteilung Basel-Stadt droht 2016 der Rotstift – just in einem Moment, wo Subventionsbeträge erhöht wurden, das Kunstmuseum mehr Geld benötigt und auch das Theater ums Theater Basel noch nicht ausgestanden ist.

Ob Künstler, Film, Museen oder Literatur: Von den baselstädtischen Subventionen profitieren viele. (Bild: Hans-Jörg Walter)

Der Kulturabteilung Basel-Stadt droht 2016 der Rotstift – just in einem Moment, wo Subventionsbeträge erhöht wurden, das Kunstmuseum mehr Geld benötigt und auch das Theater ums Theater Basel noch nicht ausgestanden ist.

Rund 120 Millionen Franken steckt der Kanton Basel-Stadt jährlich in die Kultur. Die öffentliche Hand finanziert damit Museen, Theater, Orchester, Bibliotheken oder auch den Zolli. Sie unterstützt zudem einzelne Künstler, Ensembles oder Projekte. Jede Baslerin und jeder Basler zahlt im Schnitt 900 Franken jährlich ans kulturelle Leben der Stadt – über die Steuerrechnung. Im schweizweiten Vergleich gibt nur der Kanton Genf mehr aus, und die Tendenz ist steigend, sowohl auf Kosten- wie auf Ausgabenseite.

Fast zwei Drittel des basel-städtischen Kulturbudgets beanspruchen die grossen, altehrwürdigen Kulturinstitutionen: 37 Millionen Franken gehen an die fünf staatlichen Museen – das Kunstmuseum, das Naturhistorische Museum, das Historische Museum, das Antikenmuseum sowie das Museum der Kulturen; für das Theater Basel wendet der Kanton 34 Millionen auf, dazu kommen 6,6 Millionen Franken, die er unter anderem ans Sinfonieorchester zahlt für dessen regelmässige Arbeit im Orchestergraben.

Immer wieder das Theater

Es sind hohe Zahlen, mit denen hier operiert wird. Und so ist es wenig erstaunlich, dass Subventionen immer wieder Anlass geben zu Diskussionen, gerade in diesem hochsubventionierten Bereich. Häufigster Streitpunkt ist das Theater Basel, das bei weitem am meisten Gelder erhält, aber für einige zu wenig breitentauglich ist.

Seit Jahren hofft man hier auf mehr Geld aus dem benachbarten Landkanton, der 4,5 Millionen jährlich an die Institution zahlt – obwohl die Hälfte der Besucher aus dem Baselbiet stammt. Immerhin zu einem Zustupf in der Höhe von 700’000 Franken konnte sich der Landrat vergangene Woche durchringen. Gleichzeitig haben die Agglomerationsgemeinden Muttenz und Allschwil ihre Beiträge gestrichen.

Über eine Erhöhung der städtischen Subventionen ans Theater wird beim Kanton allerdings nicht nachgedacht. Stattdessen wurden soeben die Beiträge an die Literaturförderung, ans Stadtkino und im Filmbereich erhöht, wenn auch im kleineren, fünfstelligen Rahmen.

Um mehr Geld geht es auf einer anderen Baustelle: Beim Kunstmuseum, das im Frühjahr 2016 seinen Erweiterungsbau eröffnet. Es wird geschätzt, dass der Betrieb künftig rund 4,8 Millionen Franken zusätzlich kosten wird, von der Klimaanlage über das Sicherheitssystem bis hin zum erhöhten Personalaufwand.

Volles Haus garantiert keinen finanziellen Erfolg

Die Hälfte dieser Mehrkosten soll von der öffentlichen Hand getragen werden. Doch woher nehmen und nicht stehlen? Nur ungern würde man dafür die Subventionen für andere Häuser oder Projekte kürzen oder gar streichen. Denn nur sehr wenige Kulturinstitutionen schaffen es über längere Zeit, ohne einen Zustupf aus öffentlicher Hand auszukommen – vor allem nicht die grossen. Selbst die Fondation Beyeler erhält knapp 2 Millionen Franken Subventionen vom Kanton Basel-Stadt, obwohl das Museum schweizweit die höchsten Besucherzahlen aufweist und die Rangliste der erfolgreichsten Museen anführt.

Doch die Fondation Beyeler finanziert sich immerhin zu drei Vierteln selbst – dort ist pro Ticket noch ein staatlicher Zustupf von 10 Franken nötig. Im Theater Basel hingegen kostet ein Platz den Steuerzahler 284 Franken.

Oder anders gezählt: Die Besuchereinnahmen des Theaters Basel betrugen in der vergangenen Saison 9,7 Millionen Franken – das Theater ist weit davon entfernt, selbsttragend zu sein, wenn man bedenkt, dass nicht nur Strom und Wasser bezahlt werden müssen, sondern auch die Löhne der Angestellten vom Direktor bis zur Garderobiere. In der Saison 2013/14 wurden allein für letztere 49 Millionen aufgewendet.

Subventionen verlangen Leistung

Die Subventionen sind jedoch nicht in Stein gemeisselt. Sie werden ständig zwischen der Abteilung Kultur und den Institutionen neu ausgehandelt und schliesslich noch von der Regierung abgesegnet.

Und sie beinhalten Leistungsaufträge. So hat die unterstützte Kultur noch eine andere Rolle als jene, die sich in wirtschaftlichen Faktoren errechnen lässt. Sie hat einerseits einen Bildungsauftrag, andererseits eine Archivfunktion. Und auch dies kostet – seien es Führungen oder andere Veranstaltungen, die für Schulklassen kostenfrei angeboten werden, oder seien es die Sammlungen in den Museen, die aufwendig gepflegt und gelagert werden müssen.

Nun muss der Kanton ab 2016 sparen und es könnte sein, dass die Regierung beschliesst, dass auch in der Kultur der Rotstift angesetzt werden muss oder zumindest in unmittelbarer Zukunft keine Erhöhung des Budgets möglich wird. Dass man bei der Abteilung Kultur darauf hofft, dieser Kelch möge an ihr vorübergehen, ist klar.

Ob sie sparen müssen, erfahren die Verantwortlichen im Januar. Dann erst folgt das Wie und Wo.

Subventions-Spiel
Sie wollen auch mal Geld verteilen – und zwar nach Ihren Kriterien? Unser Spiel macht es möglich – aufs Bild klicken und los geht’s:


>> Direktlink: «Verteilen Sie die Kultur-Millionen!»

Nächster Artikel