Was Madonna mit einem abgelutschten Carambar verbindet

Madonna kehrt in die Schweiz zurück: Im August spielt sie im Zürcher Letzigrundstadion. Ob dieses Konzert im Nu ausverkauft sein wird, hängt davon ab, wie nachsichtig ihre Fans sein werden. Ihr erstes Schweizer Gastspiel, 2008 auf dem Flugplatz Dübendorf, sorgte für viele enttäuschte Gesichter.

Auf dem Thron: Madonna will wieder als Queen of Pop auf dem Thron Platz nehmen, wie sie mit ihrem Auftritt am Super Bowl unterstrich. (Bild: Keystone)

Madonna kehrt in die Schweiz zurück: Im August spielt sie im Zürcher Letzigrundstadion. Ob dieses Konzert im Nu ausverkauft sein wird, hängt davon ab, wie nachsichtig ihre Fans sein werden. Ihr erstes Schweizer Gastspiel auf dem Flugplatz Dübendorf sorgte für viele enttäuschte Gesichter.

Am Freitag meldete sich Madonna mit einem neuen Song zurück, am Montag gab sie ein kleines Bühnencomeback und heute, zack, kündigt sie eine Welttournee an. Ein Timing, man könnte meinen, dahinter stecke eine konzertierte Marketingaktion. Kleiner Scherz, wissen wir doch längst, dass Madonna ein Control Freak ist und möglichst nichts dem Zufall überlassen will.

Enttäuschung in Dübendorf

Das erfuhr man auch bei ihrem ersten Schweizer Gastspiel, 2008, auf dem Militärflugplatz Dübendorf. Damals war erschreckend wenig live gespielt, die Pop-Queen verliess sich auf die Präzision der Maschinen, die im Hintergrund für den Klangteppich (und hie und da für Stimmverfremdungen) sorgten. Wer sie bis dahin schon live erlebt hatte (unsereiner etwa 2001 und 2004), war enttäuscht. Zu bemüht die Popsängerin, zu angestrengt ihr Wille zur Perfektion. Und was in Dübendorf hinzukam: Zu gross die Probleme, mit denen sich die Besucher in Sachen Infrastruktur konfrontiert sahen. So war die Tonqualität auf Distanz unbefriedigend, die Sicht ebenso. Zahlreiche Besucher verliessen das Flughafengelände noch vor dem Zugabenblock.

So erlitt Madonna 2008 eine Niederlage, eine weitere, ist man versucht zu sagen. Gelang der Verwandlungskünstlerin doch auch abseits der Bühne in den letzten Jahren kaum noch Grossartiges. Ihr letztes Album «Hard Candy» war stark überzuckert. Es fühlte sich an, als kaue man ein «Carambar», das schon jemand anders im Mund gehabt hatte.

Mit Liebe zurück ins Geschäft

Das gleiche Gefühl beschleicht einen angehörs ihrer neuen Single «Give Me All Your Luvin’», in der sie ein weiteres Mal versucht wie eine Lolita zu klingen. Produziert von, aber Hello!, Martin Solveig, drängt Madonna auf die Tanzfläche, verzichtet dabei aber auf ein brillantes neues Klangbild, wie ihr das noch mit «Ray Of Light» (1998) und «Music» (2000) zuletzt hervorragend gelungen war.

Ein bisschen fehlt der 53-jährigen Sängerin die Coolness, der beliebige, auf Eighties (und Blondie) getrimmte Singsang in «Give Me All Your Luvin’» mag nicht wirklich begeistern – obschon sie sich mit jüngeren Stars schmückt: der britisch-tamilischen Rapperin M.I.A. (die ebenfalls ein neues Lied am Start hat, das sich jedoch bedeutend cooler anhört) und die leichtgewichtigere Amerikanerin Nicki Minaj, mit denen sie in der Pause des Super Bowl ein Millionenpublikum unterhalten hatte. Wers verpasst hat: Hier ist der Auftritt zu erleben.

Im August live im Letzigrund

Auf einen Schlag ist Madonna wieder im Gespräch – und nutzt das Super-Bowl-Spektakel als Informationssprungbrett, um ihre Welttournee anzukündigen, die sie am 18. August ins Letzigrund führen wird. Ob der Vorverkauf, der am 24. Februar beginnt, binnen weniger Stunden abgeschlossen sein wird, hängt davon ab, ob ihre Fans nachsichtig sein werden. Die Ticketpreise sind günstiger als bei ihrem ersten Schweizer Gastspiel vor vier Jahren. Damals zahlte man für einen Stehplatz 164.30 Franken (inklusive Gebühren), diesmal 35 Franken weniger.

Dass die Tickets weniger kosten, ist auf günstigere Infrastrukturkosten zurückzuführen: Der Aufwand, den Militärflugplatz in ein Open-Air-Stadion zu verwandeln, war beträchtlich. Im Letzigrund muss nicht eigens eine Besuchertribüne aufgebaut werden. «Das Stadion hat sich bei den Konzerten von Bon Jovi oder U2 logistisch bewährt», sagt Marc Reinhardt von der Veranstaltungsagentur Good News.

Die Zuschauer dürften auch von besseren Sicht- und Soundverhältnissen profitieren: Diesmal müssen nicht 72’000 Augen- und Ohrenpaare bedient werden, sondern 48’000. Für Madonna-Verhältnisse schon fast ein intimes Open-Air-Konzert.

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