Museen müssen sich verändern und sich der Gesellschaft anpassen, um überleben zu können. Welche Rolle hat also ein Museum heute inne?
«Für mich ist die Rolle der Museen heute die eines Ortes der Auseinandersetzung mit Kunst und Kultur anhand aktueller gesellschaftsrelevanter wie auch historischer Themen. Ich denke, die grosse Herausforderung für Museen heute ist es, sich den radikalen technologischen, sozialen und demografischen Veränderungen zu stellen, mit den neuen kulturellen Realitäten umzugehen. Also auch der veränderten Beziehung zwischen Publikum und Museum gerecht zu werden und den Dialog mit dem Publikum zu suchen. Zu den zentralen Aufgaben eines Museums gehört auch die Bewahrung des kulturellen Erbes. Der technologische Wandel und die zunehmende Digitalisierung stellen das Museum hier ebenfalls vor neue Herausforderungen. Unsere aktuelle Ausstellung nimmt sich dieser drängenden Fragen an und liefert ein Beispiel, wie netzbasierte Kunst der letzten 20 Jahre historisch authentisch präsentiert werden kann.»
Sabine Himmelsbach, Direktorin HeK (Haus der elektronischen Künste Basel)
«Museen sollen Fragen und Themen aufgreifen, die uns heute beschäftigen. Als zeitgemässe Orte der Auseinandersetzung müssen sie dafür unterschiedliche Formen und Medien wählen. Sie müssen nicht fertige Antworten liefern oder festes Wissen vermitteln, denn Offenheit ermöglicht Partizipation für unterschiedliche Gruppen der Gesellschaft. Historische Museen spielen zudem eine Rolle als kulturelles Gedächtnis einer Gesellschaft. Sie können Brücken in die Vergangenheit schlagen und sollen dort immer wieder das Überraschende suchen, das uns in unseren Haltungen herausfordert.»
Gudrun Piller, Direktorin Historisches Museum Basel HMB a.i.
«Ich kann nur für mein Museum antworten und somit sind diese Zeilen nicht allgemein für Museen gültig. Naturkundliche Museen oder Naturhistorische Museen sind das Gedächtnis der Erde und des Lebens, sie sind die Archive der belebten und unbelebten Natur. Sie sind nach wie vor die Voraussetzung zur Erforschung der Entwicklung des Lebens, der Artenvielfalt und des Klimas. Die biologische Vielfalt ist eine der wichtigsten Ressourcen der Menschheit, sie ist akut bedroht und ihre Erforschung bildet eine wichtige Grundlage für die Zukunft auf unserem Planeten. Erforschung und Vermittlung dieser Zusammenhänge gehören zu den Kernaufgaben eines naturhistorischen Museums.»
Christian Meyer, Direktor Naturhistorisches Museum Basel
«Museen spielen eine zentrale Rolle in der kulturellen Bildungslandschaft unserer demokratischen Gesellschaft, und zwar im analogen wie im digitalen Raum. Ein zeitgemässes Museum ist der ideale Ort, um als offener, intelligenter Bildungs- und Kulturort neugierige und berührbare Menschen zu faszinieren und zu unterhalten. Ein Museum hat die Aufgabe, Dinge von Welt zu sammeln und zu zeigen: aus vermeintlich bekannten und unbekannten, nahen und fernen Welten kommend, lösen diese Dinge Fragen aus. Es sind Zeugnisse der Kunst, der Natur, der Technik, der Geschichte, des Alltags, sie bergen Geheimnisse und wertvolles Wissen über uns Menschen. Um dieses zu entdecken, um darin eigene Geschichten zu erkennen und zu erleben, besuchen wir Museen. Da Museen aber ‹Teile des politischen Spannungssystems› (Martin Roth) sind, können sie ihre eigene Zukunft nur dann erfolgreich und sinnvoll gestalten, wenn sie sich ungehemmt dem stellen und annehmen, was ausserhalb des Museums passiert: in Gesellschaft, Wissenschaft, Wirtschaft und Politik. Dazu braucht es auch Umgang mit Themen und Fragen, die ausserhalb der Sammlung und in anderen Disziplinen angesiedelt sind. Ständige Aufgabe der Museen ist es daher, ausgehend von ihren Sammlungen, also aus der Vergangenheit heraus, über die Fragen des heutigen Alltags ihre eigene Zukunft zu gestalten. Deshalb erforschen die Museen, deshalb vermitteln sie, deshalb befragen sie Wirklichkeit.»
Philippe Bischof, Leiter Abteilung Kultur Basel-Stadt