Mit Fanfarlo spielte gestern eine Band von internationalem Rang auf dem Floss vor dem Kleinbasler Rheinufer. Leider gibt es zu viele ihrer Art.
«Ich frage mich, wie sich unser Konzert anhört, wenn man daran vorbei schwimmt», fragte sich Frontmann Simon Balthazar und freute sich über die unzähligen Rheinschwimmer mit den orangen Wickelfischen. Die Freude war gegenseitig: Manche schwammen gar nach persönlichen Möglichkeiten gegen den Strom, um so lange wie möglich in den Genuss der belebenden Akkorde zu kommen. In erster Linie kamen jedoch die sitzenden Nichtschwimmer am Kleinbasler Rheinufer auf ihre Kosten. Und das geht «im Fluss» nicht ohne Hürdensprung.
Der Austausch von Akustik und Stimmung gestaltet sich beim Musikfestival «im Fluss» nicht immer ganz unproblematisch. Beiderseits geht manchmal so einiges im geschätzten 15 Meter breiten Wassergraben unter. Nicht so beim gestrigen Konzert von Fanfarlo. Das Londoner Indie-Quintett um den schwedischen Frontmann Balthazar schlug mit seiner fröhlichen Musik Brücken ans Rheinufer. Die charakteristisch britischen (aber für das neueste Album in Connecticut produzierten) Indie-Klänge versetzten so manche Neuronenstränge und Fersen, und auch etwa ein halbes Dutzend ganze Körper, in Bewegung und Wallung.
Im Abgleich zum Destroyer-Konzert des Vortages erhöhten Fanfarlo die Taktfrequenz signifikant. Spätestens bei «Tightrope» hatte sich genug Energie angesammelt und man hätte sich wünschen können, seine Laufschuhe zu tragen und im Takt der Musik loszurennen. Zumindest, um weiter oben ins Wasser zu springen, um sich der Musik im Wasser wieder anzunähern und Balthazars Einstiegsfrage auf den Grund zu gehen.
Eine von Vielen
Benannt nach Charles Baudelaires «La Fanfarlo» stehen die fünf Musiker dem französischen Schriftsteller im Dandy-Auftritt nicht nach. Äusserlich und modisch kann man die fünf Londoner kaum von einer x-beliebigen anderen Indie-Band unterscheiden. Und auch ihre gutgelaunten und Optimismus versprühenden Lieder unterscheiden sich nicht grossartig von denen der unzähligen deckungsgleichen Bands und teilweise leider sogar kaum untereinander.
Und dabei machte auch die breite Instrumentenpalette, die von Violine bis zu Plastikrohr reichte, keinen wirklichen Unterschied. Die Band riskierte nichts, verlor aber auch nichts. Oberflächlich gab es nichts auszusetzen an der Musik von Fanfarlo: Gute Melodien, einwandfreier Gesang, professionell gespielte Instrumente. Dennoch fehlte ihnen eine ordentliche Portion Individualität.
Wahrscheinlich muss man in der unendlich weit scheinenden Indie-Galaxy der vielen guten The-Bands mehr riskieren als eine Trompete, ein Glocke und ein paar flotte Melodien, wenn man sich wünscht, dass sämtliche Zuschauer nackt in den Rhein springen. So blieb der Wunsch unerfüllt, die Zuschauer aber guter Laune. Wenn es Konzerte und Bands gibt, die man für gut befindet, weil sie nicht schlecht sind, dann gehören der gestrige Abend und das neue Album «Rooms Filled With Light» wohl dazu.
Ohne Vergleich
Doch immerhin war das Konzert aus der Sicht der Band ohne Vergleich: «Das war schon einzigartig, hier auf dem Wasser zu spielen, so etwas haben wir noch nie gemacht», schwärmte die Violinistin und Keyboarderin Cathy Lucas. «Ich konnte mich nicht daran gewöhnen, dass da immer Leute vorbei geschwommen sind.» Und wie sich das von unten im Wasser anhört, sollte man wohl beim nächsten Auftritt von Fanfarlo auf dem Floss herausfinden.