Weniger Sport, mehr Firmenevents – die Entwicklung in den letzten Jahren

Seit 2008 steigen in der St. Jakobshalle die Umsätze. Das hängt damit zusammen, dass die Halle strategisch neu ausgerichtet wurde.

Centre Court: Die St. Jakobshalle beherbergt ab 15. März wieder die Weltelite im Badminton.

(Bild: Marco Kunz)

Seit 2008 steigen in der St. Jakobshalle die Umsätze. Das hängt damit zusammen, dass die Halle strategisch neu ausgerichtet wurde.

Der Chef der St. Jakobshalle, Thomas Kastl, steht in der Kritik. Die Mitarbeiter laufen ihm davon. Ausserdem verdient er privat mit, wenn Events in der Halle stattfinden. 

Denn Kastl erhält vom Kanton eine Umsatzbeteiligung. Erwirtschaftet er mit der Halle hohe Erträge, profitiert er also auch privat davon. Das Defizit tief zu halten – dazu fehlt dem Hallenchef hingegen der finanzielle Anreiz.

Als Kastl 2006 angestellt wurde, wählte das Erziehungsdepartement (ED) ein Mandatsverhältnis, das einem Public-Private-Partnership-Modell ähnelte. Die kantonseigene Halle sollte mehr Erträge bringen und mehr Grossevents durchführen. Gleichzeitig sollte aber auch der Breitensport Platz haben in der Halle – sprich kleine Fussballturniere oder Schwimm-Wettkämpfe.

«Erfolgsrechnung wie auf Bestellung»

Die Finanzkontrolle untersuchte 2009, wie sich die Finanzen entwickelten. Und kam zum Schluss: Unter Kastl seien die Erträge um 220 Prozent gestiegen. Die «Basler Zeitung» schrieb damals: «Eine Rechnung wie auf Bestellung».

Betrachtet man denn nur die Jahre 2006, 2007 und 2008, so zeigt die Gewinnkurve steil nach oben. Das gute Ergebnis 2008 war allerdings auf Events im Umfeld der Fussball-Europameisterschaft in der Schweiz zurückzuführen. 2009 war die Halle wieder in Normalmodus und schrieb erneut ein Defizit.

Seit 2009 wurde die jährliche Bilanz nicht mehr veröffentlicht. Als die TagesWoche diese Zahlen anfragte, wollte das ED erst nichts bekanntgeben – weil die Jahreszahlen nicht vergleichbar seien. Auf mehrmalige Nachfrage rückte ED-Sprecher Simon Thiriet dann die Zahlen heraus – so angepasst, dass sie nun doch vergleichbar sind.

In der Erfolgsrechnung nicht eingeschlossen ist die Miete, die für die Halle bezahlt wird. Das sind etwa vier Millionen Franken pro Jahr. Erst seit 2006 stellte Immobilien Basel-Stadt die Miete in Rechnung. Vorher wurden diese Kosten anders gehandhabt.

Bestes Ergebnis 2013

Die Übersicht seit 2000 zeigt: Nach 2008 brachen die Umsätze ein. Das, weil 2009 grössere Sachaufwendungen angefallen seien, erklärt ED-Mediensprecher Simon Thiriet. Was das genau war, führt er nicht aus.

Von 2010 bis 2013 war Michel Loris-Melikoff der Chef der Halle. Unter ihm verringerte sich das Defizit. Ohne Mietaufwand erzielte er gar einen Gewinn, der im besten Ergebnis 2013 resultierte.

Dass die Erträge stiegen, hatte nicht nur mit den Events zu tun. Ein Teil der Erträge konnte beispielsweise dadurch erzielt werden, dass die Halle das Catering bei Events übernahm und über Zulieferverträge – zum Beispiel mit Nestlé und Feldschlösschen – auch sogenannte Kickback-Zahlungen erhielt, also einen Bonus für grosse Bestellmengen.

Eine Auswertung der Events, die in der Halle stattfanden, zeigt: 2006 und 2007 brach die Zahl der Veranstaltungen ein. In den 1990er-Jahren und nach 2011 kam die Halle hingegen auf über 40 Events pro Jahr. In den letzten Jahren fanden vermehrt Konzerte statt. Sportveranstaltungen gab es dafür am meisten in den 1990er-Jahren.

Auffällig ist auch, dass von 2012 bis 2014 so viele Generalversammlungen und Firmenanlässe stattfanden wie sonst nie. Dahinter stehe jedoch keine gezielte Strategie, sagt ED-Sprecher Thiriet. Es komme immer wieder «zu Zufälligkeiten bei der Auslastung».

2015 und 2016 fanden weniger Events in der Halle statt, weil diese nun komplett umgebaut wird.

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