Wie die TagesWoche die Gratisstunde rettete

Hat das Basler Kunstmuseum den Gratiseintritt eine Stunde vor Schliessung heimlich abgeschafft? Der kaufmännische Direktor Stefan Charles klärt auf.

Muss mehr Geld heranschaffen: Das Kunstmuseum steht mit dem Erweiterungsbau wirtschaftlich unter Druck.

(Bild: Keystone)

Hat das Basler Kunstmuseum den Gratiseintritt eine Stunde vor Schliessung heimlich abgeschafft? Der kaufmännische Direktor Stefan Charles klärt auf.

Die Recherche lief ins Leere, aber die Widersprüche blieben: Die TagesWoche berichtete darüber, dass das Basler Kunstmuseum mit der Neueröffnung den Gratiseintritt eine Stunde vor Betriebsschluss gestrichen hat. Doch das Museum widersprach. Zweifel an der Darstellung blieben, denn Mitarbeiter erzählten von klaren Instruktionen, niemanden mehr gratis reinzulassen – und von einer hektischen Mail, die alles rückgängig machte. 

Stefan Charles, kaufmännischer Direktor des Museums, bringt nun Licht in die verworrene Geschichte.

Stefan Charles.

Stefan Charles. (Bild: zVg)

Herr Charles, klären Sie uns auf: Wurde der Gratiseintritt nun gestrichen oder nicht?

Wir haben nach 14 Monaten Gratiseintritt beschlossen, die sogenannte «Happy Hour» mit der Neueröffnung vorläufig noch nicht einzuführen. Ich habe unsere Mitarbeiter entsprechend angewiesen. Die Politik erwartet von uns, dass wir mehr Eigenmittel erwirtschaften. Der erweiterte Museumsbetrieb mit dem Neubau beinhaltet für das Kunstmuseum letztlich auch eine hohe unternehmerische Verantwortung. Man darf nicht vergessen, dass der Anteil der Besucher mit Anspruch auf einen deutlich reduzierten Eintritt bereits jetzt sehr hoch ist.

Aber Besucher, die den Gratiseintritt wahrnehmen, würden sonst vielleicht gar nicht ins Museum gehen.

Die Sache ist nicht ganz konfliktfrei. Wir haben fast jeden Abend Veranstaltungen im Anschluss an die Öffnungszeiten. In den Randstunden wären Überschneidungen von Gratisbesuchern und privaten Führungen, die zwischen 1200 und 1600 Franken kosten, nicht auszuschliessen. Gratiseintritte als zusätzliches Angebot bieten wir immer wieder an, wie an den Eröffnungstagen am 17. und 18. April oder jeweils am ersten Sonntag des Monats.

Warum haben Sie der TagesWoche gegenüber behauptet, der Gratiseintritt gelte weiterhin?

Wir sind aufgrund Ihrer Anfrage nochmals über die Bücher und haben dann eine Korrektur vorgenommen. Vieles ist noch nicht eingespielt im Moment, wir nehmen ständig betriebliche Anpassungen vor. Und wenn die eintrittsfreie Stunde vor Schliessung ein Anliegen ist, erfüllen wir das gerne. Wir freuen uns, wenn möglichst viele Menschen die Möglichkeit haben, die Sammlung zu besuchen – auch solche, die sich den Eintritt nicht leisten können.

Sie haben auch behauptet, die Kulturlegi gelte weiterhin, obwohl das offensichtlich nicht der Fall war.

Jährlich erhalten wir mehrere Hundert Gesuche von Vereinen und Gruppen, die ermässigten Eintritt beanspruchen. Aufgrund der letztjährigen Schliessung des Hauptbaus und dem Gratiseinlass ins Museum der Gegenwart hatten wir entschieden, alle Vereinbarungen vorerst zu sistieren. Ich finde es grundsätzlich schwierig, Rabatte lebenslang zu gewähren. Deshalb prüfen wir entsprechende Begehren jedes Jahr neu. Aber wir können nicht auf alle Gesuchsteller eigens zugehen. Die Kulturlegi ist nicht aktiv auf uns zugegangen. Aufgrund der Anfrage der TagesWoche haben wir dann von uns aus gehandelt. Uns ist es extrem wichtig, etwas an die Bevölkerung zurückzugeben.

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