«Wir sind jünger, spontaner und unkontrollierter»

Parallel zur Art Basel organisiert ein kleines Team im Hinterhof beim Dreispitz eine Messe für Kunstmagazine und Verlage – von «Lasso» bis zur «Edition Patrick Frey». Johannes Willi vom Team erklärt im E-Mail-Interview die Absichten hinter «I Never Read,».

Eines der Magazine, das sich an der «I Never Read,» vorstellt: «der:die:das» aus Zürich. (Bild: zVg)

Parallel zur Art Basel organisiert ein kleines Team im Hinterhof beim Dreispitz eine Messe für Kunstmagazine und Verlage – von «Lasso» bis zur «Edition Patrick Frey». Johannes Willi vom Team erklärt im E-Mail-Interview die Absichten hinter «I Never Read,».

TagesWoche: Braucht es wirklich noch eine Messe während der Art Basel-Woche?

Johannes Willi: Es braucht nur Luft und Liebe. Es braucht aber nicht noch irgendeine zusätzliche Messe während der Art Basel Woche. Eine Plattform für Printmedien jedoch ist anders vom Angebot her, wichtig für Bücher und Buchliebhaber und spannend für ein Publikum mit etwas weniger Kaufpotenzial. «I Never Read,» will das Messeangebot nicht überstrapazieren, sondern einem breiten Spektrum von etablierten Verlagen bis zu ganz kleinen, unabhängigen Zine-Herausgebern eine Präsentationsmöglichkeit bieten. Zum Beispiel Printed Matter Inc. aus New York, eine Institution in diesem Bereich, welche an der Art Basel ebenfalls anzutreffen sind – aber auch selbstgedruckte, dem Wahnsinn nahe  Publikationen, wie zum Beispiel von/bis ZINE aus Basel, das aus lauter Lust am Leben und ohne finanzielle Hintergedanken drauflos schiesst.

Wie seid Ihr auf die Idee gekommen?

Ziel ist es, Druckmedien, die je länger je mehr durch die Digitalisierung verdrängt werden, zu unterstützen, zusammen mit einem ganz persönlichen Verfallen-Sein Kunstbüchern, Zeitschriften und Zines gegenüber. Nichts gegen Online-Zeitungen, aber «I Never Read,» sucht einen ästhetischeren Zugang. Uns geht es besonders darum, spannende Aussteller und ein interessiertes Publikum, gute Leute von hier und aus dem Ausland zusammen zu bringen – genau wie in unserem kleinen, aber feinen Team.

Einige Eurer Aussteller sind auch an der Art präsent – im Zeitschriftensektor oder zumindest in der Auslage der Stampa-Buchhandlung. Inwiefern profitieren sie von Eurer Messe?

«I Never Read,» ist eine Alternative und Ergänzung, die jünger, spontaner und unkontrollierter ist. Das Entscheidende bei «I Never Read,» ist, dass sich die Messe ausschliesslich dem Printmedium widmet und damit eine Vertiefung und Konzentration bietet. Besonders schön ist, dass die Herausgeber an der Messe anwesend sind und ihre eigenen Publikationen präsentieren und vertreten. Persönliche Gespräche und der direkte Kontakt zwischen Ausstellern und Besuchern sind möglich und wichtig.

Was erwartet die Besucher bei Euch?

Die Besucher erwartet eine vielseitige und überraschende Auswahl an sehr unterschiedlichen Publikationen. Die Mischung – und genau die macht es aus – aus unbekannten und bekannten Herausgebern vermag ein sehr breites Publikum anzusprechen. Kreativität in der Standgestaltung und der Charme des sehr grosszügigen und hellen Raumes versprechen eine einladende und entspannte Atmosphäre. Im Gegensatz zur Art Basel ist bei uns fast nichts reglementiert. Das bietet der Diskussion über Kunst, Gesellschaft und über unser Leben im Allgemeinen einen nährhaften Boden.

Wie beurteilt Ihr Eure Lage, etwas abseits der grossen Messen?

«I Never Read,» findet im Hinterhof beim Dreispitz statt – im Abseits sind hier höchstens geschleckte Cüpli-Atmosphäre, gezupfte Augenbrauen und langweiliger Einheitsbrei. Besucher können hier nicht nur Publikationen durchstöbern, sondern auch mit einem Drink und argentinischem Essen auf der Dachterrasse in der Sonne liegen. Im Club einen Stock tiefer werden wilde Partys gefeiert. Sportfreunde nutzen den Ping Pong Club im Ausstellungsraum nebenan. Distanzen sehen wir in Basel zudem nie als Problem und die Volta 8 liegt direkt auf der Strassenseite gegenüber.

Ist dies als einmaliges Projekt gedacht?

Nein, wir kommen wieder! Das ist erst der Anfang!

«I Never Read,» findet vom 14. bis 16. Juni im Hinterhof statt.

 

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