Wochenstopp: Der Sound des Südens

Das Jazzfestival Basel startet mit Jasmin Tabatabai, Concha Buika und Anouar Brahem.

Interkultureller Grenzgänger: der tunesische Oud-Spieler Anouar Brahem. (Bild: zVg)

Das Jazzfestival Basel startet mit Jasmin Tabatabai, Concha Buika und Anouar Brahem.

Das Jazzfestival Basel beginnt 2013 mit Prominenz. Jasmin Tabatabai, als Schauspielerin bekannt aus Filmen wie «Bandits» und «Gripsholm», bringt zur ­Eröffnung am 19. April ihr aktuelles Album «Eine Frau» nach Basel, begleitet vom ­David Klein Quartett. Dabei handelt es sich um eine jazzige Neuinterpretation deutscher Chansons aus dem 20. Jahrhundert und vertonte Gedichte von Kurt Tucholsky, welche der Basler Saxofonist produziert und mit eigens für Tabatabai geschriebenen Songs ergänzt hat.

Jazzfestival Basel: 19. April bis 6. Mai, div. ­Lokale (u.a. Stadtcasino, Bird’s Eye) in Basel. www.jazzfestivalbasel.ch

Wie sehr das Jazzfestival Basel seinen geografischen wie stilistischen Wirkungskreis stetig erweitert, wird vor allem in den Folgeabenden deutlich. Concha ­Buika, ­Spanierin mit äquatorialguineischen ­Wurzeln, sozialisiert durch den Flamenco der Gitanos und später geprägt durch die Jazzszene in Los Angeles, verdichtet mit ­ihrer Ausnahmestimme Flamenco, Jazz und ­lateinamerikanische Musik.
Revolutionär sei ihr Umgang mit dem Flamenco, schrieb die spanische Presse, was nicht lange ein Geheimtipp blieb. Breiter bekannt wurde Buika durch den ­Regisseur Pedro Almodóvar, der in seinem Film «La piel que habito» den Soundtrack mit ihrer Musik bestückte.

Ein Film steigerte auch den Bekanntheitsgrad des Schlagzeugers Juan de Marcos und der Afro Cuban Allstars gewaltig. Am Anfang der Popularisierung kubanischer Sounds in den 1990er-Jahren, ver­ursacht durch den Dokumentarfilm «Buena Vista Social Club» von Wim Wenders, stand diese drei Generationen umfassende Big Band. Die pflegen nicht nur das traditionelle Liedgut Kubas aus Son und Salsa und frischen es mittels neuer Jazzinterpretationen regelmässig auf, sondern schmiedeten als durchlässiges Kollektiv manch kubanisches Musiktalent zur Solistengrösse.

Ethnosound ohne verwässerte Weltmusik

Ein weiterer herausragender Name der ersten Festivalwoche und ein interkultureller Grenzgänger ist der tunesische Oud-Spieler Anouar Brahem. Wie sein Perkus­sionist Khaled Yassine aus dem Libanon ist Brahem tief in der arabischen Musiktradi­tion verwurzelt, kam jedoch bereits in den 1980er-Jahren mit der französischen Jazzszene in Kontakt und verfeinerte sein musikalisches Spektrum fortan durch Kollaborationen mit renommierten Musikern wie Jan Garbarek oder Richard Galliano. Damit lotete Brahem für sein Instrument eine ­Nische eines vielgestaltigen Ethnosounds aus, der stilistisch offen bleibt und dennoch den Kitsch eines verwässerten Weltmusikbegriffs vermeidet.

Die Karibik und der Mittelmeerraum also prägen die ersten Tage des Jazzfestivals. Damit beweist das Team um Leiter Urs Blindenbacher erneute Bereitschaft, den Jazz möglichst vielseitig zu erforschen – nun wieder auf einem soliden finanziellen und strukturellen Boden. Mit einer Neugründung als GmbH hat Blindenbacher die Offbeat-Reihe im Herbst vergangenen ­Jahres neu aufgestellt, nachdem ein defi­zitärer Festivaljahrgang 2011 eine Fortsetzung in Frage gestellt hatte.

Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 19.04.13

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