Wochenstopp: Die Klasse

In der Dramatisierung von François Bégaudeaus Roman und Drehbuch «Die Klasse» ist eine richtige Schulklasse auf der Bühne zu erleben.

Sebastian Nübling (hinten) drückt an einer der Proben zum Stück selber die Schulbank. (Bild: zVg/ Probefoto)

In der Dramatisierung von François Bégaudeaus Roman und Drehbuch «Die Klasse» ist eine richtige Schulklasse auf der Bühne zu erleben.

«Die Arbeit ist eine grosse Herausforderung», sagt Uwe Heinrich, der als Dramaturg die Bühnenbearbeitung von François Bégaudeaus vielbeachtetem Roman und dem daraus entstandenen Film «Entre les murs» (Auf Deutsch: «Die Klasse») begleitet. «Es ist anders und komplexer als gewöhnlich.»

Der Leiter des Jungen Theater Basel verfügt zwar, wie auch der Regisseur Sebastian Nübling, über viel Erfahrung in der Theaterarbeit mit jugendlichen Laien. Aktuell sehen sie sich aber nicht einem individuell gecasteten Ensemble gegenüber, sondern einer richtigen Schulklasse. «Wir haben mit der Kraft einer Peergroup zu kämpfen», sagt Heinrich, «und durchlaufen dadurch auf den Proben einen ähnlichen Prozess wie der Lehrer in der Geschichte.»

Die Geschichte hat durch ihre unsentimentale und sarkastische Authentizität in der Umsetzung für einiges an Furore gesorgt. Zuerst als Roman und später als Film, der in Cannes mit der Goldenen Palme ausgezeichnet wurde. Es handelt sich um die Chronik eines Schuljahrs in einem Pariser Problemquartier, um den täglichen Kampf eines überforderten Lehrers mit seiner Klasse, die sehr von der No-Future-Maxime geprägt ist.

In der erstmaligen Dramatisierung des Stoffs geht es den Koproduzenten Theater Basel und Junges Theater Basel aber nicht darum, die Banlieue-Schulwelt auf die hiesige Bühne zu bringen. «Die französische Schule unterscheidet sich zu sehr von der unsrigen», erklärt Heinrich. Man habe sich bewusst für die Zusammenarbeit mit einer richtigen Schulklasse entschieden – und damit auch für eine Angleichung der Geschichte an die tatsächliche Stimmungswelt der ausgewählten Schülergemeinschaft.

Oder besser Schülerinnengemeinschaft. Bereits die Zusammensetzung der Klasse – sie stammt aus der Schule für Brückenangebote im Letzischulhaus – entpuppte sich als Herausforderung: Sie besteht aus 15 Schülerinnen und nur einem Schüler – die Hälfte davon Schweizerinnen, womit sich auch der Aspekt des Multikulti-Haufens aus der Vorlage nur bedingt übertragen lässt. «Aber in dieser Klasse bilden sich ebenfalls unterschiedliche Gruppen, so dass die Geschichte auch unter diesen Umständen funktioniert», sagt Heinrich.

Eine weitere Herausforderung ergibt sich aus der Tatsache, dass in der heterogenen Klassengemeinschaft nicht alle dieselbe Ausdruckskraft und Bühnenpräsenz besitzen. «Im Grunde genommen versuchen wir die Stimmung, wie sie in den Probenpausen herrscht, auf die Bühne zu bringen», sagt Heinrich. «Natürlich ohne die Klasse wie in einem Zoo auszustellen.» Mit Sebastian Nübling sitzt aber ein Theatermann am Regiepult, der bereits vielfach bewiesen hat, dass sich gerade aus solch speziellen Konstellationen packende Resultate erzielen lassen.

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«Die Klasse»
nach dem Roman und Drehbuch von François Bégaudeau: Premiere am 20.12. im Schauspielhaus des Theaters Basel. Weitere Vorstellungen am 21., 22., 30. und 31.12.2013.

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