Wochenstopp: Gipfeltreffen der Jazz-Ladys

Ein All-Woman-Trio hört man im Jazz nicht alle Abende. Offbeat bringt drei der führenden US-Musikerinnen ins Stadtcasino Basel.

Drei Jazzerinnen machen gemeinsame Sache: Geri Allen (Piano), Terri Lyne Carrington (Drums) und Esperanza Spalding (Bass, Vox). (Bild: zVg)

Ein All-Woman-Trio hört man im Jazz nicht alle Abende. Offbeat bringt drei der führenden US-Musikerinnen ins Stadtcasino Basel.

Sicher, es ist die legendärste Besetzung im Modern Jazz schlechthin, Königsklasse sozusagen: das Trio. Dass auf allen drei Posten Queens regieren, ist aber auch in unseren musikemanzipatorischen Zeiten noch eher Ausnahme als Regel. Im Stadtcasino ist nun ein Dreierpack an Frauenpower zu erleben, prominent besetzt von führenden Vertreterinnen des US-Jazz.

Einer der drei Damen scheint es in Basel ausnehmend gut zu gefallen. Es ist bereits der dritte Stopp, den die 29-jährige Esperanza Spalding am Rheinknie einlegt. Im Rahmen der Offbeat Series stellte sie sich 2009 im Quartett vor und kehrte dann letztes Jahr an der AVO Session mit den etwas verkopften Suiten ihrer «Radio Music Society» zurück. Die Bassistin, Sängerin und Komponistin, die mit afro-amerikanischen und spanischen Wurzeln in Portland aufwuchs, wurde früh von Yo Yo Ma zu einer Karriere als Musikerin inspiriert.

Mit grossem Selbstbewusstsein nahm sie ihren Weg über das renommierte Berklee College of Music auf die Bühnen der Welt. Spalding bezwingt die Zuhörer und Zuschauer auf mehreren Ebenen: Da ist ihre atemberaubende Koordination von Gesang und virtuosem Bass-Spiel, ihre quirlige und zugleich sehr elegante Aura, ihre souveräne Beherrschung der Stile von Latin über Soul bis Free Jazz. Stevie Wonder ist von ihr begeistert, vor Obama dürfte sie bereits zweimal spielen, und von den begehrten Grammy-Trophäen stehen auch schon zwei Exemplare in ihrem Schrank.

Die beiden Mitstreiterinnen in dieser Supergroup der Ladys sind Frauen, die sich im US-Jazz schon zwei Dekaden länger als das Nesthäkchen Spalding tummeln: Schlagzeugerin Terri Lyne Carrington aus Massachussetts galt als Wunderkind. Die Tochter eines Saxophonisten spielte schon vor dem Teeniealter mit Legenden wie Dizzy Gillespie und Oscar Peterson, führte mit 16 ihr eigenes Quartett an. In New York war sie Sidewoman für Wayne Shorter, Pat Metheny und Dianne Reeves, schwamm sich dann an der Westküste mit Soloplatten frei. Carrington pflegt eine offene, kreative Spielweise von Blues bis Spoken Word und schert sich wenig um Stilbegriffe, genauso wenig um selbstverliebte Posen an den Drums. «Jazz is a spirit» – der Titel einer ihrer Veröffentlichungen gilt auch für ihre spielphilosophische Maxime. Zuletzt war sie vor 13 Jahren an der Seite von Herbie Hancock in Basel zu erleben.

Als Herrin über die Tasten stösst Geri Allen dazu. Die Detroiterin zählt seit 30 Jahren zu den grossen Pianisten des Modern Jazz, kann auf Teamworks mit Lester Bowie, Charlie Haden, Dave Holland und Charles Lloyd zurückblicken. Allen bereichert ihr Spiel durch Vorstösse in die Avantgarde und pflegt als Komponistin eine Vorliebe für komplexe Arrangements. Sie hat gerade eine grandiose Hommage an ihre Heimatstadt veröffentlicht, auf der sie Soulklassiker von Michael Jackson und Marvin Gaye aufs Jazzpiano überträgt.

Das Gipfeltreffen der drei Damen mit einem Repertoire von Standards bis zu Wayne-Shorter-Stücken dürfte umso spannender werden, da dieses Trio bislang keinerlei Aufnahmen zusammen gemacht hat – die Lobeshymnen auf ihre ersten Auftritte im New Yorker Village Vanguard (etwa in der «New York Times») wecken die Vorfreude.

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