Der Hügel zittert wieder: Riehen steht vor der 12. Ausgabe des kleinen, aber feinen Festivals mit Acts aus New York und München.
Wie gründet man ein Festival? Im Juni 2001 karrten einige Jugendliche zwei, drei Verstärker aus einem Proberaum in einen Park, bauten ein Schlagzeug auf, stellten Sonnenschirme hinzu, organisierten eine Kühlbox für Getränke. Fertig.
Das HillChill Festival im Sarasinpark Riehen war damals wirklich noch «little», wie es der Zusatz im Festivalnamen verdeutlichte. Zwölf Jahre später ist alles grösser, geblieben sind das betont alternative, das regional orientierte Programm und der Ort: der Sarasinpark Riehen, eine Anlage im Stil eines englischen Landschaftsparks aus dem 19. Jahrhundert.
Diese Kontraste haben das HillChill von Anfang an begleitet: ein Festival des Alternativrock im Herzen der grünen Villengemeinde, gegenüber der Fondation Beyeler. Das HillChill musste sich seinen Status erkämpfen, hat schrittweise längere Spielzeiten erhalten, eine zweite Bühne in der Orangerie, Subventionen von der Gemeinde und steigenden Goodwill aus der Bevölkerung – dank ehrenamtlichem, zuverlässigem Engagement der Veranstalter.
Einen Schritt über die Region hinaus
Die Eintrittspreise bleiben mit zehn Franken pro Tag auch 2013 äusserst moderat. In der Programmgestaltung aber hat das HillChill einen Schritt über die Region hinaus vollzogen: Zu den diesjährigen Headlinern gehören Midnight Magic aus Brooklyn, New York. Ein Kollektiv von neun Musikern, das stark von den Discosounds der 70er- und 80er-Jahre inspiriert und personell eng mit den famosen Hercules and Love Affair verbunden ist.
Im letzten Jahr haben sie mit «Walking The Midnight Streets» ein Debütalbum geschaffen, das ihre Discotracks regelmässig auf sechs Minuten Länge streckt und neben den tanzbaren Beats eine Menge dissonante, psychedelisch stimulierende Geräuschteppiche bietet.
Einiges minimalistischer mit den Mitteln gehen Pollyester ans Werk. Der zweite internationale Act kommt aus München. Das Duo Polly Lapkovskaja und Manuel da Coll kreiert einen auf schroffen Discopunk mit Bass, Schlagzeug und Gesang reduzierten Sound, der derart versponnen klingt, als seien mehrere Synthesizer am Rattern.
Daneben ist die regionale Szene weiterhin stark vertreten: Aie ça gicle bringen ihr frisches zweites Album «Speak Easy» auf die Bühne, auf dem sich im Vergleich zum Vorgänger die verklebten Gitarrenakkorde Marke Sonic Youth und die schleppenden Takte luftdurchweht öffnen, die Surfcollagen klappern und Soundeffekte klirren.
Wieder auferstanden ist die Rumpelfolksurfkapelle Dirk Dollar, ein regelmässiger Gast am HillChill.
Aus der elektronischen Ecke kommen LaFayette, die 2012 mit ihrer EP «Mahogany» ihre Synthiesalven mit Steel Drums, hymnischen Gastgesängen und sanften Bässen beruhigt haben. Und mit Black Tiger und Pyro ist auch die lokale Rapszene schwergewichtig vertreten. Der Hügel wird erzittern, einmal mehr.
- HillChill 13: Sarasinpark, Riehen. Freitag /Samstag, 28./29. Juni, ab 16 Uhr.
Artikelgeschichte
Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 28.06.13