Ein Rapper und ein Schlagzeuger sprengen das Basler Lyrikfestival – improvisierend.
Am Wochenende vom 24. bis 26. Januar ist in Basel Lyrik angesagt, mit 14 Veranstaltungen im Literaturhaus. Die ewige Nischengattung, die es vielleicht zunehmend wird, will nach aussen treten. im Kern laden Basler Dichter Kollegen von ausserhalb ein und kommen nach deren Lesung mit ihnen ins Gespräch. Daneben gibt es einige Programmpunkte, in denen sich Lyrik mit anderen Formaten und Szenen verbindet. Elfriede Czurda und Frank Schablewski führen das gedichtete Wort mit Fotografie zusammen. Ralf Simon von der Uni Basel wird seine Studenten ins Literaturhaus holen und Uwe Kolbe und Yoko Tawada literaturwissenschaftlich in die Mangel nehmen. Aber vor allem: Kutti MC und Julian Sartorius sind am Start, Berner Grenzsprengertum im Doppelpack. Sie sind ein Rapper und ein Schlagzeuger, aber irgendwie auch alles andere als das.
Kutti tanzt auf allen Hochzeiten, wenn er nicht gerade alle auf seiner eigenen tanzen lässt. Wo wir beim Tanzen sind: Ein Kuttiklassiker ist auf jeden Fall, wie er, Rap-improvisierend, auf Giaggobo und Müllers TV-Tisch tanzt. Sophie Hunger hat einen Song von ihm gefeatured, bei Stiller Has stand er auch schon auf der Bühne. Begeistern konnte nicht nur, wie der Leadsänger Endo Anaconda den weichen Hartrapper in sein Konzept einfügte, sondern vor allem die leicht spastische Einlage des Gittaristen René Schafer, der yeah-rufend und gestikulierend auf Kutti MCs Anwesenheit einging. Egal. Kutti, der Rapvermittler? Durchaus.
Pathetisch und irgendwie gut
Er selbst feiert sowieso eine anhaltende Doppelhochzeit, man kennt ihn nämlich auch als Jürg Halter, der gerade einen neuen Lyrikband bei Wallstein vorlegt. Dazu macht er kleine Youtubevideos mit minimalistischem Sound und schönen Mädchen in der Hauptrolle, während er ein Gedicht aus dem Off vorträgt. Recht pathetisch, durchaus sentimental und irgendwie gut. Vielleicht wird man von Kutti die klassischste Lyrik an diesem Wochenende hören, die eingängigste. Aber wir hören ihn ja als Rapper. Und als improvisierenden. Das heisst: Alles ist offen.
Mit julian Sartorius hat Kutti da den richtigen Mann an der Seite. Der kann alles, von Jazzsound jeder Couleur bis epochale Solosets. Sein Steckenpferd ist die Kauzigkeit. Eine seiner Aufnahmen hat er in der Auffahrt eines Parkhauses gemacht. Wild auf dem Geländer trommelnd, rauscht er durch alle Stockwerke. Genial. Bei Sartorius sehr besonders: Das totale Experiment bei gleichzeitiger Allanwesenheit von deepem Beat. Manche seiner Klangerkundigungen kann man sich via Kopfhörer reintun und dabei zu Fuss quer durch die Stadt grooven. Das kann man nicht von jedem Avantgardekünstler behaupten.
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Freitag, 24. Januar, 19:30, anschliessend Diskussion, Literaturhaus Basel
11. Internationales Lyrikfestival Basel: 24.-26. Januar, Literaturhaus Basel