Wochenstopp: MIR-Launch-Party

Die elektronische Szene Basel sucht eine Heimat, der Verein MIR will sie bieten – vier Monate lang als Zwischennutzung auf dem Dreispitzareal. Heute Sonntag ist Eröffnung.

Bauen die neuste Basler Zwischennutzung mit auf: Jamie Shar, Shaka und Miss Peel. (Bild: zVg)

Die elektronische Szene Basel sucht eine Heimat, der Verein MIR will sie bieten – vier Monate lang als Zwischennutzung auf dem Dreispitzareal. Heute Sonntag ist Eröffnung.

Auf dem «Schiff» ists vorerst aus mit House, das nt/Areal wird überbaut, die kurze Blütezeit der «Satisfactory» längst vorbei. Und auch das Shift-Festival erlebte einen Ausfall. Es steht schlecht um die nicht-kommerzielle elektronische Musik in der Stadt Basel. Das sehen auch die Macher von MIR so: Der Verein, vor wenigen Monaten gegründet, springt ins Vakuum und sucht nach Orten, um die Nischen alternativer Clubmusik neu zu beleben.

Vorläufige Destination ist passenderweise das Dreispitz-Areal: Dort, auf der Grenze zwischen Basel und Münchenstein, wird in den kommenden Jahren ein neues, urbanes Quartier entwickelt. An der Oslo­strasse, in Nachbarschaft des Haus für elektronische Künste und Radio X, zieht MIR ein. Für vier Monate, voraussichtlich.

Die Zwischennutzung ist vielversprechend, weil der Verein einiges an Know-how punkto Clubszene verspricht. Hinter dem Kollektiv stecken elf bekannte Köpfe aus dem alternativen Nachtleben der Stadt, dazu gehören DJs und Veranstalter, die bereits an anderen Orten aktiv sind und waren: im «Hinterhof», in der «Garage», auf dem nt/Areal oder in Szenekneipen wie dem Café Hammer. Zu ihnen gehört Tanja Gantner, auch bekannt als DJ Miss Peel. Sie hat registriert, dass «verschiedene Veranstalter aus mittlerweile geschlossenen Clubs auf der Suche nach neuen Lokalen sind. Im Verein finden sich einige davon, weil wir dieselben Ziele teilen.»

Vorbild Berlin

Mit Clubnächten allein, so sehr sie sich auch ausserhalb des Mainstreams bewegen, soll es nicht getan sein: Der Verein will anschliessen an Pionierprojekte im elektronischen Bereich, will Schnittstellen bieten zwischen Clubkultur und Kunst. Als Fixpunkte dienen der Salon des Amateurs Düsseldorf, der an die örtliche Kunsthalle angeschlossen ist, oder das Berlin-Mitte-Institut. Letzteres serviert elektronische Musik nicht nur für die Beine, sondern auch fürs Hirn: mit Workshops zur Technoproduktion, mit Vorträgen und mit liebevoll-abwechslungsreicher Dekoration.

Auch MIR hat derartige Veranstaltungen angedacht: «Wir planen, die alternative Techno- und Houseszene der Stadt aufzuarbeiten», sagt Gantner. «Frühere Veranstalter und DJs waren mit ähnlichen Problemen wie wir konfrontiert» – dem Mangel an Raum, den behördlichen Auflagen, der Gratwanderung zwischen anspruchsvoller Musik und Wirtschaftlichkeit. «Diese Entwicklungen möchten wir mit Diskussionsrunden behandeln.»

Ein Treffpunkt für die elektronische Clubszene der Stadt zu werden – soweit ist MIR allerdings noch nicht, und der enge Planungsraum lässt auch kaum gross angelegte Projekte zu: Weil das Zwischennutzungslokal, der «Raum D» an der Oslo­strasse, im Juni abgerissen wird und der Raum zwischenzeitlich auch von anderen Nutzern gebucht wird, wir MIR nicht über zwei Veranstaltungen pro Monat hinaus kommen. Die erste folgt am kommenden Sonntag, in der Nacht vor dem Morgestraich. Am Pult: Vereinsmitglieder Lila Hart, Shaka, Jamie Shar und Miss Peel.

Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 15.02.13

Nächster Artikel