Wochenstopp: Mitreissende Rebellen aus Bosnien

Seit zehn Jahren gehört Dubioza Kolektiv zu den spannendsten Bands aus Bosnien – dank ihren sozialkritischen Texten und ihrem ungewöhnlichen musikalischen Mix. Eine hervorragende Live-Band ist sie ausserdem. Überzeugen kann man sich am Freitag in der Kaserne Basel.

Schwarz-Gelb sind die Farben des Dubioza Kolektiv. (Bild: zVg)

Seit zehn Jahren gehört Dubioza Kolektiv zu den spannendsten Bands aus Bosnien – dank ihren sozialkritischen Texten und ihrem ungewöhnlichen musikalischen Mix. Eine hervorragende Live-Band ist sie ausserdem, wovon man sich in der Kaserne Basel überzeugen kann.

Ihre Musik ist wild und mitreissend, ihre Texte sind wütend und zynisch. Und das gefällt. Die bosnische Band Dubioza Kolektiv füllt Konzertlokale im gesamten jugoslawischen Raum. Und auch im restlichen Europa steht sie regelmässig auf der Bühne.

Dubioza Kolektiv fällt auf. Ästhetisch durch ihr konsequentes Schwarz-Gelb, das bis hin zu Trikots bei den Auftritten geht. Textlich durch ihre ironische Verarbeitung der bosnischen Politik – Blockade, ethnische Trennung und Korruption – und des bosnischen Alltags – Shopping als Doping des Volks, wie es im Song «Kupi» (Kaufe) heisst. Und musikalisch fällt Dubioza Kolektiv auf mit ihren Elementen aus Dub, Ska und Hip-Hop – eine ungewöhnliche Mischung gerade für Bosnien und das frühere Jugoslawien, wo immer noch Pop-Rock und Ethno-Folk die Musikszene dominieren.

Vier Teenager auf der Strasse

Die Geschichte der aussergewöhnlichen Band begann während des Bosnienkriegs Anfang der 1990er-Jahre in Zenica, einer mittelbosnischen Stadt, die im früheren Jugoslawien bekannt war für das grösste Stahlwerk und das grösste Gefängnis des Landes. Dort machten vier Teenager auf der Strasse Musik, Rap und Beatboxing, so die Erzählung: Adis Zvekić, Almir Hasanbegović, Adisa Zvekić und Alan Hajduk – die alle 2003 Dubioza als Sänger mitbegründeten.

Radikal war ihre Haltung und ihre Musik, mit der sie um die Jahrhundertwende unter dem Namen «Gluho Doba Against Def Age (G.D.A.D.A.)» in Bosnien Bekanntheit erlangten. Die Texte waren damals noch englisch, aber bereits engagiert, die Musik noch eine Mischung aus Hardrock und Sprechgesang, aber bereits anders. Und ihre Haltung war Verweigerung – gegenüber der lokalen Musikindustrie, gegenüber dem Filz in der Hauptstadt Sarajevo.

Doch Gluho Doba kämpfte mit dauernden Wechseln der Bandmitglieder, ein Album konnte die Gruppe zwar 1998 aufnehmen, es wurde aber nie veröffentlicht. 2003 schliesslich kam es zur Auflösung – was sich im Nachhinein nicht als Unglück herausstellte. Die vier Sänger von Gluho Doba schlossen sich mit Musikern der früheren Elektro-Band Adi Lukovac & Ornamenti aus Sarajevo zusammen. Dubioza Kolektiv war geboren; 2004 erschien das erste Album (Dubioza Kolektiv) – übrigens mit Unterstützung von Pro Helvetia.

Zehn Jahre später präsentiert sich Dubioza Kolektiv gewandelt, aber nicht weniger aktiv. Adisa Zvekić, die charakteristische weibliche Stimme, und Alan Hajduk haben die Gruppe inzwischen verlassen. Die Musik auf dem jüngsten Album «Apsurdistan» von diesem Jahr ist im Vergleich zu den Anfängen anspruchsvoller und abwechslungsreicher geworden, die Texte sind politischer. Die Gruppe hat etwas zu sagen.

Mit ihrer langjährigen Geschichte gehört Dubioza Kolektiv bereits zu einem festen Wert der jungen Musikszene Bosniens und ganz Ex-Jugoslawiens. Die Band ist professioneller geworden, vielleicht reifer, aber deswegen keineswegs ruhiger – wie das hervorragende Album «Apsurdistan» zeigt. Und wie ein Musikjournalist einmal richtig schrieb: Dubioza Kolektiv ist eine jener Bands, deren Studioaufnahmen zwar gut sind, live auf der Bühne ist sie aber noch besser.

Die TagesWoche verlost 2×2 Tickets für das Konzert vom Freitagabend in der Kaserne. Die ersten beiden Kommentare gewinnen. Die Namen der Gewinner werden vom Veranstalter auf die Gästeliste gesetzt. Korrespondenz wird nicht geführt; der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

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