Wochenstopp: Summerstage

Steff la Cheffe beschert uns «Vögu zum Geburtstag» und spielt auf: am Summerstage im Park im Grünen.

Neu mit Vogel und offenem Haar – auch die Musik hat Steff La Cheff frisch eingekleidet.

Steff la Cheffe beschert uns «Vögu zum Geburtstag» und spielt auf: am Summerstage im Park im Grünen.

Beim ersten Hinsehen reibt man sich die Augen. Das soll Steff la Cheffe sein? Auf den Fotos zur neusten Platte ist nichts mehr vom Mädchen mit dem strengen Zopf und den ernsten Augen zu sehen. Die neue Steff trägt die Haare wild, den Lippenstift rot und den Vogel auf dem Kopf. Was ist geschehen?

Stefanie Peter alias Steff la Cheffe, das ist das Mädchen aus dem Berner Quartier Breitenrain, das vor zwei Jahren im Song «Annabelle» mit der Schönheitsindustrie abrechnete («bruche ä Stächer, bruche e Mustang – bruche Prestige, i bruches, tscheggsch nid – I bruche aus wi di Girls us em Heftli») und sich mit Schalk und Swag im Eiltempo die Schweizer Hitparade hochrappte. Danach schaltete sie einen Gang runter: Steff la Cheffe nahm sich eine Auszeit und verliess den Berner Boden, um in Afrika an ihrem neuen Album zu feilen.

Jetzt ist sie zurück und hat sich nicht nur in Sachen Aussehen ein neues Kleid angelegt: «Vögu zum Geburtstag» klingt exotischer, verspielter als ihr Erstling. Musikalisch bedeutet das mehr Vielseitigkeit: Das Lied «Zu intelligänt» mit Greis, in dem die beiden zu mehr Verrücktheit aufrufen, ist ein Party-Track in Missy-Elliott-Manier mit Gospel-Auftakt. «Ke Ahnig» begleiten Afro-Melodien und ein souliger Frauenchor. Und in «Meitschi vom Breitsch» ist Steff la Cheffe wieder ganz die Alte: Sie erzählt uns von ihrem Werdegang mit wenig musikalischem Brimborium, dafür mit Stimme und Text im Vordergrund: «Sie blibt, wine Narbe nachem Schnitt, wine Kater nachem Fiire.»

«Tanz Dich Frei» aus dem Studio

Die Texte machen auch vor gesellschaftlich brisanten Themen nicht halt. In «Grächtigkeitsgass» knüpft sie mit den Berner Rappern Lo & Leduc an die vieldiskutierte «Tanz Dich Frei»-Thematik an: «Mir si nid ufm Balleberg, aber baud sy in Bärn aui Haue läär – und es hauet wen ig dür di Gasse schländere – ghöre vo witem dr Stadtbach plätschere – hei scho Verständnis für di Arrivierte – u glich wei mir hie ir Houptstadt ones Partyviertu».

Also hat sie sich die Party ins Studio geholt: Fast die Hälfte der Tracks sind mit Gastauftritten versehen. Dazu passt das afrikanische Sprichwort im Booklet: «Wenn du schnell gehen willst, geh alleine. Aber wenn du weit gehen willst, geh mit anderen». Nebst Greis und Lo & Leduc sind auch Rapper Baze, Domi Chansorn alias Jeff, Produzent Dodo Jud und der kongolesische Musiker und Produzent Mapumba mit von der Partie.

Doch la Cheffe kommt nicht zu kurz: Sie hämmert uns gewohnt rotznasig ihre Texte in die Ohren, spuckt und flucht, und wir merken: Auch wenn der Vogel draussen und die Haare offen sind, den Homie kriegt man aus dem Meitschi vom Breitsch nicht raus. Oder um es in den Worten eines Fans auf Youtube zu sagen: «Sie hät dünni Bei, aber fetti Text.»

Diese wird sie am Wochenende in Münchenstein zum Besten geben, wo sie dem (männlich dominierten) Line-up zeigen wird, wo der Hammer hängt.

Summerstage: Sa, 6. Juli, ab 18.15h. Park im Grünen, Münchenstein.

Steff la Cheffe vor und nach Südafrika:
(Und wenn «Ha Ke Ahnig» irgendwie vetraut klingt: Der beliebte Eric Weber-Song «Alles Gratis» wurde unter anderem aus diesem Song geschneidert)

Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 05.07.13

Nächster Artikel