Wochenstopp: Tiefton-Power

Das Orchestre de Contrebasses macht am 7. Dezember Halt im Burghof Lörrach. In diesem Musiktheater wird der Bass nicht nur gestrichen und gezupft, nein, es klackert, schnarrt, klopft, pocht, wimmert und wiehert, man stellt den Bass auf den Kopf.

Originelles Musiktheater: Das Orchestre de Contrebasses verdreht uns den Kopf. (Bild: zVg)

Das Orchestre de Contrebasses macht am 7. Dezember Halt im Burghof Lörrach. In diesem Musiktheater wird der Bass nicht nur gestrichen und gezupft, nein, es klackert, schnarrt, klopft, pocht, wimmert und wiehert, man stellt den Bass auf den Kopf.

Im Erfolgsstück «Der Kontrabass» hat Autor Patrick Süskind sein Dilemma treffend eingefangen. Die Schrumm-Schrumm-Schrumm-Klischees über den altvälterlichen, stets dienenden Brummbass kursieren immer noch in vielen Ohren. Dabei geschieht, wenn sich das Instrument über seine angedichteten Grenzen emporschwingt, Erstaunliches: das melancholisch-schmerzliche Leuchten in Camille Saint-Saëns’ «Schwan» aus dem «Karneval der Tiere», der halsbrecherische «Hummelflug» von Rimski-Korsakow und in der Neuzeit natürlich das Spiel eines Renaud Garcia-Fons, der den Bass zu einem selbstbewussten Protagonisten gemacht hat, zwischen Orient, Jazz und Alter Musik.

Nach dem letztwöchigen Gastspiel von Garcia-Fons in Schopfheim lässt sich im Burghof Lörrach nun seine Lehrstube erleben. Denn der heute solo agierende Künstler war einst Teil eines Kollektivs, bei dem der Bass regelrecht zum Fetischobjekt mit Eigenleben wird.

«Are You Sexperienced?», fragt das Orchestre de Contrebasses auf seiner neuen CD. Erfahren sind sie auf jeden Fall, feierten die sechs Mannen um Gründer Christan Gentet doch bereits ihr 30-Jahr-Jubiläum. Ein Konzert mit diesem Sextett-Unikat sprengt alle Barrieren, nicht nur die des Basses: Hier wird eine regelrechte Choreografie mit dem mannshohen Alter Ego veranstaltet. Nach bester Son-et-lumière-Manier vereinigen sich verblüffend synchron Licht, Bewegung und Klänge.

Und Letztere sind aus verschiedenstem Holz geschnitzt: Vom Jazz zur zeitgenössischen Musik geht die Reise, vom Blues bis zu Latin-Einsprengseln. In ihrem neuesten Programm breiten Gentet und Mitstreiter ihr bassiges Terrain noch weiter aus: Man begibt sich auf die Spuren der Komponisten Sainte Colombe und Antonio Vivaldi, die barocke Opulenz findet aber gleichzeitig ihren Gegenpol in exzentrischen Verweisen zu Jimi Hendrix.

In diesem Musiktheater wird der Bass nicht nur gestrichen und gezupft, nein, es klackert, schnarrt, klopft, pocht, wimmert und wiehert, man stellt den Bass auf den Kopf, funktioniert ihn um zum Drumset, zur afrikanischen Harfe. Übrigens: Süskinds Einakter hatte im Gründerjahr des Orchestre Premiere. Vielleicht wollten die «sechs Franzosen mit dem Kontrabass» ja einen Ad-hoc-Protest einlegen? Der Coup wäre ihnen vollends gelungen.

  • Konzert: Burghof, Lörrach. Freitag, 7. Dezember, 20 Uhr.

Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 07.12.12

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