Youssou N’Dour: Ein Musiker mit politischen Ambitionen

Der senegalesische Popstar Youssou N’Dour hat seine Kandidatur für das Präsidentschafts-Amt angekündigt. Nicht das erste Mal, dass ein Musiker ernsthaft ein hohes politisches Amt anstrebt: Schon Frank Zappa (USA) oder Wyclef Jean (Haiti) hegten diese Absicht.
Möchte Staatspräsident werden: Youssou N’Dour. (Bild: Keystone)
Der senegalesische Popstar Youssou N’Dour hat seine Kandidatur für das Präsidentschafts-Amt angekündigt. Nicht das erste Mal, dass ein Musiker ernsthaft ein hohes politisches Amt anstrebt: Schon Frank Zappa (USA) oder Wyclef Jean (Haiti) hegten diese Absicht.

Abdoulaye Wade, der eine dritte Amtszeit im afrikanischen Staat Senegal anstrebt, muss sich warm anziehen: Der prominenteste und populärste Bürger fordert ihn bei den anstehenden Präsidentschaftswahlen heraus: Youssou N’Dour. Der 52-jährige Sänger wurde in den 80er-Jahren durch Kooperationen mit Peter Gabriel auch ausserhalb Afrikas bekannt und erlangte in den 90er-Jahren mit Songs wie dem Duett «7 Seconds» (mit Neneh Cherry) Weltruhm.

Gilberto Gil war brasilianischer Kulturminister

N’Dour hat sich in den letzten Jahren immer wieder politisch geäussert, nicht nur als Unicef-Botschafter, sondern auch als Kritiker der afrikanischen Staatschefs, denen er etwa angesichts der Hungersnot in Somalia Trägheit und Untätigkeit vorwarf. Nachdem sie sich zunächst nahe gestanden waren, kam es 2005 zu einem Zerwürfnis zwischen dem Musiker und dem Präsidenten. Was für N’Dours Chancen spricht, ist nicht nur die Tatsache, dass er im Senegal sehr populär ist, sondern auch jene, dass er ein kleines Medienimperium kontrolliert – Radio- und TV-Sender. Was gegen ihn spricht, ist sein Mangel an politischer Erfahrung sowie womöglich auch die Tatsache, dass die Lage in Senegal im gesamtafrikanischen Vergleich relativ stabil ist.

N’Dour ist nicht der erste Musiker, der sich den Wechsel in ein hohes politisches Amt vorstellen kann: Wir erinnern uns etwa an den Brasilianer Gilberto Gil, der in den 60er-Jahren den Bossa Nova modernisierte und in den Augen der seit 1964 herrschenden Militärs ein unbequemer Zeitgenosse war. Gil verliess sein Land 1968 Richtung London. Nach dem Ende der Militärdiktatur, 1987, wurde Gil zunächst Kulturbeauftragter der Stadt Salavador. Von 2003 bis 2008 arbeitete er unter Präsident Lula da Silva als Kulturminister für sein Land.

Frank Zappa wollte US-Präsident werden

Wir erinnern uns aber auch an Frank Zappa, der die Politik der USA immer wieder kritisierte. «Kein Akkord ist hässlich genug, um all die Scheusslichkeiten zu kommentieren, die von der amerikanischen Regierung verübt werden», sagte Zappa einmal. Wenn er seit den 1960er-Jahren stets für knackige Polit-Statements gut war: Ein politisches Amt fasste Zappa erst Ende der Achtziger ins Auge – dann aber gleich jenes des US-Präsidenten. «Take a look at the people who have been Presidents of the United States so far. Could I do any worse?», erklärte Zappa einem Journalisten («Sehen Sie sich die Leute an, die bisher die Präsidentschaft hatten – kann ich schlimmer sein als die?»). In seiner Biografie präsentierte er auch konkrete Lösungsansätze zu politischen Problemen, führte etwa die Notwendigkeit einer Steuerreform vor Augen. Seine Absicht, anlässlichder Wahlen 1992 zu kandidieren, liess Zappa, der trotz seiner politischen Neutralität selbst von der Libertarian Party portiert worden wäre, schliesslich bleiben. Seine schwere Krankheit, Prostata-Krebs, machte ihm einen Strich durch die Rechnung.

Wyclef Jean scheiterte in Haiti

Aus einem anderen Grund musste der international bekannte Hip-Hop-Star Wyclef Jean (ex-Fugees) seine Amibitionen auf das haitianische Präsidentschaftsamt begraben. Jean wurde 2010 nicht zu den Wahlen zugelassen. Er habe nicht wie erforderlich die fünf Jahre vor seiner Bewerbung in Haiti gelebt, entschied die Wahlkommission. Als Reaktion auf diesen Entscheid veröffentlichte der Musiker einen Protestsong, in dem er schwere Vorwürfe gegen den amtierenden Präsidenten René Préval erhob.

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