Nonsense-Freunde aufgepasst: Das Spielzeugmuseum Riehen wagt sich ins Kaninchenloch und zeigt «Alice im Wunderland» als Ausstellung.
Das kleine Mädchen ist immer noch da: Vor 151 Jahren ist sie das erste Mal dem gestressten Kaninchen in den Hasenbau gefolgt und in ein Wunderland mit rauchenden Raupen, magischen Keksen, verrückten Hutmachern und despotischen Königinnen gelangt – seither ist Lewis Carrolls «Alice im Wunderland» knapp 40 Mal verfilmt worden (dieses Jahr kommt die Fortsetzung von Tim Burton ins Kino), diente als Inspiration für Musik, Kunst, Comic, Oper und Tanz und ist aus keinem Kinderbuchregal mehr wegzudenken.
Auch das ist Alice im Wunderland: Inszenierung des italienischen Choreographen Mauro Bigonzetti
Nachdem sie letztes Jahr schon als Vorlage für ein Theaterstück im Unternehmen Mitte diente, ist die Wunderwelt der kleinen Alice nun wieder in unseren Breitengraden zu Gast. Die Ausstellung «Merk und merkerwürdig. Im Wunderland» im Spielzeugmuseum Riehen verspricht bizarre Begegnungen, Täuschungen und Irrwitz und beweist bereits in den Rahmenbedingungen Sinn fürs Kuriose: Das grosse 150-Jahre-Jubiläum des Buches war letztes Jahr – die läppisch-ungeraden 151 Jahre sind doch 2016 kein Grund für eine Alice-im-Wunderland-Ausstellung?
Wer so denkt, hat schon verloren. Hat uns doch Lewis Carroll gelehrt, dass Nichtgeburtstage die besten Geburtstage sind!
Das weiss auch das Spielzeugmuseum. Und lädt in den Hasenbau ein:
Hier lang!: Riehens ganz persönliches Kaninchenloch. (Bild: Alexander Preobrajenski)
Um in die Ausstellung zu gelangen, muss sich der Besucher ins eigens für die Ausstellung fabrizierte Kaninchenloch begeben, wo ihn seltsame Geräuschkulissen und verzerrte Wirklichkeiten erwarten. «Lasst euch überraschen!», meint Museumsleiterin Francine Evéquoz vor dem Eintreten geheimnisvoll – und obwohl man sich üblicherweise gerne vieles erzählen lässt, kann man die Haltung nachvollziehen. Bei dieser Ausstellung ist eben alles ein bisschen anders.
Auch wenn vieles altbekannt ist: Man begegnet grossen und kleinen Türen, Uhren und Spiegeln, Grinsekatzen, Spielkarten und der fantastischen Tafel, an der Alice’ Nichtgeburtstag stattfindet, stilecht, mit rotierendem Porzellan und plappernden Tassen.
Die gedeckte Tafel lädt zum Hörschmaus ein. (Bild: Alexander Preobrajenski)
Zwischen den bekannten Motiven und Gestalten haben Evéquoz und ihr Team zeitgenössische Interpretationen der Geschichte mit eingebunden – in Form von hängenden Projektionen und kleinen Bildschirmen, die die verschiedenen Produktionen zeigen, für die «Alice im Wunderland» als Vorlage oder Inspiration gedient hat.
Hängende halbtransparente Leinwände zeigen Alice als popkulturelles Phänomen. (Bild: Alexander Preobrajenski)
Immer wieder finden sich in der Ausstellung kleine Spielzeuge und Objekte aus der Sammlung des Museums: Einzigartige Stereoskope, fantastische Figürchen und Puppen, Uhren und Kuriositäten. Die Recherche sei vergleichbar gewesen mit dem Fall ins Kaninchenloch, meint Evéquoz lachend, die Auswahl sei überwältigend gewesen. Bei ihren Ausstellungen versuche sie stets auch, die Objekte der Sammlung aus ihrem Dornröschenschlaf zu erwecken – ein nicht ganz einfaches Unterfangen.
Bei «Alice im Wunderland» braucht sie sich hierob aber keine Sorgen zu machen: Das Konzept geht auf, die Geschichte ist für Gross und Klein bezaubernd umgesetzt und beweist mit fehlendem roten Faden und grosszügiger Vielfalt konsequente Inkonsequenz. Ein Vergnügen, oder um es in Alice’ Worten auszudrücken: Merkestwürdig!
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«Merk und merkerwürdig. Im Wunderland», Spielzeugmuseum Riehen, Baselstrasse 34, 4125 Riehen.
Eröffnung: Sonntag, 17. Januar, 11:13 Uhr.