«Zitate gehören zur Rockgeschichte» – das Debüt der Basler Supergroup im Stream

Bei Neo Noire finden Basler Musikgrössen zu ihren Wurzeln. Bandveteran Thomas Baumgartner kann seine Musik zum ersten Mal ab Vinyl hören, Sie können das Album hier exklusiv im Stream erleben.

Neo Noire

(Bild: Matthias Willi)

Bei Neo Noire finden Basler Musikgrössen zu ihren Wurzeln. Bandveteran Thomas Baumgartner kann seine Musik zum ersten Mal ab Vinyl hören, Sie können das Album hier exklusiv im Stream erleben.

Werden in Mietwohnungen zu später Stunde Gitarren angeschlagen, kann das böse Briefe von den Nachbarn provozieren. Von den acht Songs auf dem Debütalbum von Neo Noire, die teilweise in der WG-Küche von Thomas Baumgartner und Frederyk Rotter entstanden, schwärmt hingegen unter anderem das Magazin «Visions».

Das passt zum Sound, der wie die deutsche Musikzeitschrift seine Wurzeln im Alternative Rock der 1990er-Jahre hat. Zum Auftakt hört man in «Walkers» und «Save Me» das Leiden von Alice in Chains kombiniert mit der Spielfreude und den vertrackten Powerrhythmen von Soundgarden. Darauf der geradlinige Peitscher «Shotgun Wedding», der an Nine-Inch-Nails-Ableger Filter erinnert. Und Billy Corgan wäre froh, hätte er fürs Comeback der Smashing Pumpkins Epen wie «Home» oder «Infinite Secrets» geschrieben.

Die Vergleiche mit den Alternative-Helden aus den USA dienen der musikalischen Verortung und stören Baumgartner nicht gross. «Hommagen an musikalische Helden oder Zitate gehören zur Rockgeschichte. Neo Noire folgte aber keinem Plan. Die Songs sind der gemeinsame Nenner unseres basisdemokratischen Songwritings.»

Die Schnittmenge ist logisch, liest man die Biografien der vier Musiker (u.a. Zatokrev, Slag in Cullet, GurD, Erotic Jesus, Undergod, Disgroove). Die illustre Liste verleitet aber auch zum nächsten Vergleich mit einem Zeitphänomen der Grunge-Ära: die Supergroups. Damals vereinten sich die Stars verschiedener Bands, um Heroin-Tote zu beklagen (Temple of the Dog) oder um eben nicht als solche zu enden (Mad Season).

Jugendlicher Enthusiasmus

Die Gemütslage bei der Basler Supergroup beschreibt Baumgartner mit «jugendlichem Enthusiasmus». Ihr Debüt klingt nach Aufbruch, nicht nach Abgesang, und das macht «Element» auch für Gitarrenliebhaber aufregend, die den Grunge damals nicht mitgelitten haben.

Das Sturm-und-Drang-Gefühl spielt für Baumgartner auch beim gemeinsamen Wirken ausserhalb des Proberaumes: «Wie Fredy Rotter mit seinem Label Czar of Crickets und Drummer David Burger mit seiner Radicalis Agentur das Organisatorische um die Band handhaben, war für mich eine neue Erfahrung.»

Silberrücken Baumgartner stammt noch aus der Zeit, wo man hoffte, dank Vertrag bei einem grossen Label eine Karriere zu starten. «Über DIY-Bands haben wir vor 30 Jahren höhnisch gelacht, heute finde ich es das Geilste, alles selber zu machen und dabei die Kontrolle zu behalten!»

Baumgartners Rolle bei Neo Noire ist die des Produzenten. Die Stimmen und Gitarren von Rotter und ihm sowie den Bass von Franky Kalwies wurden im hauseigenen Studio aufgenommen. «Da wir keinen Zeitdruck hatten, konnten wir so lange Sessions machen, bis wir definitiv zufrieden waren.» Die Nachbarn werden froh gewesen sein, wurde wenigstens das Schlagzeug auswärts aufgenommen.

«Rockstar muss ich nicht mehr werden»

Der ruhigen Abende werden für die Nachbarn bald mehr. Nach der Plattentaufe in der Kaserne ziehen Neo Noire mit der HC-Kult Kapelle Suicidal Tendencies durch Deutschland, später stehen Konzerte in Spanien an. «Im Herbst wird noch einiges dazukommen. Wir sind grad in Planung», erzählt Baumgartner.

Auch wenn Neo Noire als Jux-Jam am Küchentisch entstanden ist, haben unterdessen alle vier Bandmitglieder ihre Leben so eingerichtet, dass sie fünf, sechs Wochen touren könnten. «Musik ist ein sehr wichtiger Bestandteil meines Lebens. Rockstar muss ich aber nicht mehr werden», sagt Baumgartner. Dafür geht mit Neo Noire endlich ein Bubentraum von Baumgartner in Erfüllung: «Nach 34 Jahren in verschiedenen Bands und 13 CDs halte ich mit ‹Element› endlich mein erstes Vinyl-Album in Händen!»

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Neo Noire: «Element»
Plattentaufe: 12. Mai, Kaserne, Basel.

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