Mit «Göteborg» kündigen Züri West ihr neues Album an. Kuno Lauener beschreibt darin, wie ihm zur falschen Zeit am falschen Ort eine Songidee kommt. Dieses Szenario kombiniert er mit Seitenhieben an seine Berner Berufskollegen.
Vier Jahre sind seit dem letzten regulären Studio-Album von Züri West vergangen: «Haubi Songs» hiess das Werk. Im Titelsong offenbarte Kuno Lauener, wie ein halber Song in seiner Wohnung wie ein Revolverheld auf ihn zielte. Lauener beschrieb den Kampf mit unfertigem Songmaterial und erklärte uns im Interview, wie er merkt, wenn er einen Song überwältigt hat: «Wenn er da liegt, alle Viere von sich streckt und den letzten Hauch von sich gibt. Dann sage ich ihm: Du bist reif. Andererseits: Ich habe schon oft gemeint, ein Song sei fertig – und mich getäuscht.»
Im Text der neuen Single, die derzeit das gleichnamige neue Album «Göteborg» ankündigt, ist die Situation umgekehrt: Der Song findet den Weg zu Lauener, allerdings zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt.
Ironische Seitenhiebe
Sänger Kuno Lauener fährt auf der Autobahn Richtung Zürcher Flughafen, um seine Familie nach ihrer Rückkehr aus Göteborg abzuholen. In dieser Hektik schleicht ihm eine Songidee in den Sinn, wie er im Liedtext erklärt. Doch für einen musikalischen Einfall ist es die falsche Zeit und der falsche Ort, weshalb Lauener den potentiellen Hit einfach weiterschickt – an Berner Berufskollegen, wie er im Refrain singt: «Gang doch zum Huber, dä isch viellech froh für nä Idee. Oder gang doch zum Hofer, däm isch es längwilig am Thunersee. Oder gang doch zum Heiniger, dä brucht villech mau ä Hit. Nume zu mir muesch nid cho – i ha ke Zyt.» Ironische Seitenhiebe an Ochsners Büne Huber, an Oldie Polo Hofer und den Liedermacher Tinu Heiniger? Das überrascht durchaus, hätte man solcherlei doch eher an die Adresse eines Florian Ast erwartet. Doch vermutlich ist dieser qualitativ eine Schublade zu tief, um von Lauener die Ehre eines kollegialen «Dissens» zugesprochen zu bekommen. Das wäre zu einfach gewesen.
Berufsbezogene Introspektion
Was sich textlich in «Göteborg« als flüchtig und penetrant mit eingängiger Strophe, Refrain, Basslauf und Schlagzeug ankündigt, klingt nun genau so auf Tonträger gebannt dem Hörer ins Ohr – angereichert mit Fanfaren, die an die Aeronauten erinnern. Ein kurzer Song – keine drei Minuten –, in der Strophe mellow gehalten, im Refrain sehr poppig. Für bemerkenswerte Farbtupfer sorgen nebst den Bläsern markante Piano-Läufe.
Inhaltlich drängt sich die Frage auf, warum sich Kuno Lauener nach «Haubi Songs» erneut mit einem so introspektiven, berufsbezogenen Text zurückmeldet: Eine bewusste Anknüpfung? Selbstreflexion über die Inspirationsquellen als Konzept? Ist die Tatsache, dass der Musiker mit seiner Arbeit hadert und dies zunehmend zum Thema seiner Lieder macht, Zeichen dafür, dass ihm die Ideen ausgehen?
Ob Züri West noch andere Themen umtreiben, dieses Geheimnis wird am 23. März 2012 gelüftet. Dann erscheint ihr neues Album «Göteborg». Eines ist dem Berner Quintett schon vorweg gelungen: Es sorgt wieder für Gesprächsstoff.