Zwei Brüder gesponsert vom Schöpfer

Habib Koité und Eric Bibb zeigten als «Brothers In Bamako» in der Kaserne Basel, dass Westafrika und die USA musikalisch noch mehr verbindet als der Blues.

«Brothers In Bamako» verbinden die USA und Westafrika musikalisch überzeugend. (Bild: Alexander Preobrajenski)

Habib Koité und Eric Bibb zeigten als «Brothers In Bamako» in der Kaserne Basel, dass Westafrika und die USA musikalisch noch mehr verbindet als der Blues.

Sie mussten wohl einfach zusammenkommen. Das fängt schon damit an, dass beide die Silbenfolge «bib» in ihrem Namen tragen, die sich auch herrlich als Abkürzung für «brothers in Bamako» deuten lässt. Doch übers Sprachspielerische hinaus sind der Malier Habib Koité und der US-amerikanische Wahlfinne Eric Bibb prädestiniert dazu, eine Brücke zwischen den Kontinenten zu schlagen: Koité hat in seinen Akustiksongs musikalische Elemente aller Ethnien des Kulturraumes vereint, und Bibb zeigt sich auf der Gitarre variabel zwischen Blues, Country, Folk und Gospel.

Den beiden bieten sich also vielfältige Anknüpfungspunkte, die sie so clever zu nutzen wissen, dass sie auch allein – lediglich unterstützt vom Perkussionisten Mama Koné – ein abendfüllendes, spannendes Programm liefern können, wie sich in ihrem Auftritt in der Kaserne vor vollem Saal zeigte.

Werkzeug und Geliebte

Die Show lebt natürlich auch von den Unterschieden des Duos. Eingangs kann man das schön abgleichen, wenn Bibb und Koité solo einsteigen. Der Amerikaner, schlaksig mit roten Schuhen, die Gesichtszüge stets vom Sonnenhut beschattet, ist ein quicklebendiger Spieler, der mit ganzem Körpereinsatz zupft, die hochstehende Hand tanzt auf den Saiten, seine Gitarre ist ein Werkzeug. Jede Silbe, die er mit seinem kräftigen Bariton produziert, malt er mit engagierter Mimik aus.

Der Griot aus dem Volk der Kassonké dagegen behandelt seine Sechssaitige wie eine Geliebte, sie verschmilzt geradezu mit seinen ganz nahe aufliegenden Händen, wenn er die typisch verzwirbelt fließenden Skalen zaubert, und im Gesang steigt er stolz und warmherzig fast ins Falsett auf.

Die vielzitierte Verbindung zwischen Mali und Memphis, die auf die Gemeinsamkeiten der Fünftonleitern der Baumwollfelder und der Savanne verweist, wird dann erst einmal hintan gestellt. In ihrem ersten Duo ergehen sich Koité und Bibb eher in einem folkigen Spiritual. «We don’t care» singen sie ironisch, einen Song über die Unbekümmertheit gegenüber dem Raubbau an der Erde. Der Malier kontert das mit «Foro Bana», einem erdschweren Lied über die Mühen eines Heiratswilligen, dessen Onkel einfach die Nichte nicht herausrücken möchte. Und plötzlich wird die Gitarre auch zur Buschharfe.

Leichtherziger Country, düsterer Wüstenblues

Und so geht es munter und kurzweilig weiter zwischen den Erdteilen, von Mama Koné immer mit feingliedrigem und rhythmisch komplexem Tanz der Fingerkuppen auf der Kalebasse begleitet. In den leichtherzigen Countrysong «Going Down The Road», für den Bibb das Six String-Banjo auspackt, gleiten nahtlos die für unsere Ohren etwas fremderen Tonfolgen des Sahel hinein.

«Mami Wata», das panafrikanische Gebet um Wasser, kommt gleich ganz als Doppeldecker mit «Sebastian’s Tune».Bibb hat sie – ganz unbeabsichtigt – von Taj Mahal geklaut. Dabei ist es immer wieder grandios, die Spielfreude der beiden zu spüren, wie sie sich Improvisationsketten zuwerfen und sich durch ihre Blicke anfeuern. Ernste Momente hat die Show ebenfalls: «Tombouctou», das die Zuhörer wie in einen Sog hineinzieht, ist ein düsterer Wüstenblues. Es scheint, als wollten die beiden für die erhabene alte Stadt ein musikalisches Bollwerk gegen die Islamisten auftürmen.

Nicht immer zwingen sich Koité und Bibb zum Duo: Einen Protestsong der Kassonké-Frauen gegen die Beschneidung singt der Malier allein zum Banjo, während Bibb seine Aufregung vor dem ersten Besuch in Malis Hauptstadt Bamako in eine schaukelnde Melodie packt, die fast ein Kinderlied sein könnte. Spirituell wird es zum Ausklang. An ihren Sponsor sei das gerichtet, sagt Bibb, und er lässt keinen Zweifel daran: Dies ist der Schöpfer selbst.

«With my maker I am one», «Send Us Brighter Days» und schließlich in der Zugabe «Let Nobody Drag Your Spirit Down» – so zelebrieren sie zwischen andächtigem Gebet und feuriger Anrufung einen Blues, der stetig vom Gospel getränkt ist. Diese Bruderschaft im Geiste wurde denn auch zurecht mit langem Applaus belohnt.

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