Zwei schelmische Herren kommen in Fahrt

Der Basler Autor Roger Monnerat hat einen neuen Roman geschrieben – eine Art Roadmovie in Buchform. Im Literaturhaus Basel ist heute Buchvernissage.

Der Hut als Markenzeichen: Der Basler Autor Roger Monnerat. (Bild: Ayse Yavas )

Der Basler Autor Roger Monnerat hat einen neuen Roman geschrieben – eine Art Roadmovie in Buchform. Im Literaturhaus Basel ist am Donnerstag Buchvernissage.

Immer trage er einen Filzhut, hört man als erstes, wenn man auf Roger Monnerat zu sprechen kommt. Unter Journalisten kennt man den Basler immer noch vor allem als Kollegen, als Mitbegründer der WOZ, als ausgewiesenen Rechercheur in Energie- und Umweltfragen. Doch Monnerat schreibt auch Romane. In diesen Tagen legt er seinen neuesten vor: «Das Marienbadspiel – und ein Mercedes für Marjampole» heisst er, etwas schwerfällig, und die leichte Alliteration im Titel verweist schon darauf, dass dem Autoren viel an der Sprache und an Wortspielen liegt.

Buchvernissage
Literaturhaus Basel, 23. Mai, 19 Uhr.

Roger Monnerat:
«Das Marienbadspiel»,
Bilgerverlag Zürich, 2013.
ISBN 978-3-03762-031-1

Gianluca Pelli und René Dubois heissen die beiden Protagonisten des Buches, das uns wie ein Roadmovie von Karlsruhe nach Marienbad führt. Die beiden älteren Herren – beide manierlich, mit hellem Anzug bekleidet und Mitglied der Georg-Büchner-Vereinigung – treffen sich im Zug von Basel nach Karlsruhe und kurz darauf gleich noch einmal, als wäre es ihr Schicksal, zueinander zu finden. Der eine, Pelli, hat einen Mercedes, kann aber nicht fahren, der andere, Dubois, kann fahren und hat Zeit. Also nehmen sie gemeinsam den Weg ins tschechische Marienbad unter die Räder, wo der unnütze, aber schöne alte Mercedes verkauft werden soll.

Unterwegs treffen die beiden auf die unterschiedlichsten Menschen und Situationen. Schauspieler, die zum Set eines Films über Hermann Hesses «Narziss und Goldmund» reisen. Pneuschlitzer. Politische Aktivisten. Sie besuchen Wochenmärkte und sehen zu, wie Kaninchen das Fell über die Ohren gezogen wird. Und spielen mit wechselnden Bekanntschaften immer wieder das sogenannte Marienbadspiel, bei dem aus vier Reihen mit Streichhölzern abwechselnd eine gewisse Anzahl der Hölzer entfernt werden muss, bis nur noch eines übrigbleibt.

Leben unter den Rädern

Ganz beiläufig, so scheint es, werden auf der Reise der Herren grosse Themen angeschnitten, Diskurse kulturgeschichtlicher, politischer oder ökonomischer Art. Und natürlich kommt auch die Liebe noch zu Wort, das universelle Thema überhaupt. In Marienbad treffen Dubois und Pelli die Zwillingsschwestern Olga und Anna, und sind nachhaltig verwirrt. Das Leben gerät unter die Räder oder zumindest durcheinander, der Mercedes, der noch weiter bis zum Automarkt ins litauische Marjampole chauffiert werden soll, wird plötzlich zur Nebensache. Und Kühe, die kalben, rücken in den Mittelpunkt.

Immer wieder kommt der Verweis auf Gustave Flauberts unvollendeten Schelmenroman «Bouvard und Pécuchet», dessen Figuren gewisse Parallelen zu Monnerats schelmischen Herren aufweisen. Flauberts Büroangestellte erhängen sich in ihrer Verzweiflung beinahe – ob Pelli und Dubois ihre Reise unbeschadet überstehen, gar neues Glück finden oder die Katastrophe, das heisst es selbst herausfinden.

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