Abrahams Spannung wandelte sich in Sicherheit

Mit seinem fünften Triumph in Serie realisierte Tadesse Abraham etwas, das bisher einzig Pierre Delèze bei den ersten fünf Austragungen des Stadtlaufs gelungen war.

Tadesse Abraham gewinnt zum fünften Mal am Basler Stadtlauf.

(Bild: Keystone/Patrick Straub)

Mit seinem fünften Triumph in Serie realisierte Tadesse Abraham etwas, das bisher einzig Pierre Delèze bei den ersten fünf Austragungen des Stadtlaufs gelungen war.

Eine offensive Kommunikation hatte Tadesse Abraham unter Druck gesetzt, die eigene Kommunikation. «Der Sieg soll und wird über mich laufen», strahle er aus. Doch diese anspruchsvolle Aufgabe meisterte der 33-Jährige am Basler Stadtlauf souverän. Während den beiden ersten von viereinhalb Runden führte er das Feld durch die Basler Innenstadt an und kontrollierte das Geschehen.

Sodann riss er die Initiative resoluter an sich und schüttelte Mitkonkurrent um Mitkonkurrent ab. Schliesslich siegte er souverän. «Mental war diese Ausgangslage keine einfache», sagte er. Die Routine kommt ihm aber in solchen Situationen aber entgegen. Er versteht es, mit Belastungen dieser Art umzugehen. Schon früh in der Schlussrunde fühlte er sich seiner Sache «absolut sicher».

Streckenrekord gestreift

Und den fünften Triumph in Basel weiss der gebürtige Eritreer zu schätzen. «Seit ich vor 18 Monaten den Schweizer Pass erhalten habe, haben für mich diese Schweizer Rennen an Stellenwert gewonnen, und mit Basel verbinde ich ganz besondere Emotionen.» Die Serie macht ihn nicht zuletzt stolz.

Abraham, der den vorweihnächtlichen Strassenläufen nicht zuletzt aus finanziellen Überlegungen besondere Beachtung beimisst und sich in einem vierwöchigen Trainingslager in Äthiopien vorbereitet hatte, demonstrierte seine hervorragende Verfassung. Obwohl nicht aufs letzte gefordert, verpasste er den eigenen Streckenrekord lediglich um zwei Sekunden.

Während die Zweit-, Dritt- und Viertplatzierte des Rennens eine Woche zuvor im Greyerzerland fehlten, nahm er dem Basel-Zweiten Mohammed Boulama (Mar) und den nachfolgenden Tolossa Chengere (Äth/Genf), Bernhard Matheka (Ken) und Simon Tesfay (Uster) fünf Sekunden und mehr ab.

Und es folgten die nächsten Schweizer, die ebenfalls der Schweizer EM-Equipe von 2014 in Zürich angehörenden Marathon-Spezialisten Adrian Lehmann (6.) und Michael Ott (7.). Die beiden büssten bereits mehr als 35 Sekunden ein. Dennoch freute sich etwa Lehmann explizit: «Dieses Rennen fühlte sich als extrem schnell an, aber ich konnte mich darauf einstellen und im Finish Kollege Ott überspurten.» Im Gegensatz etwa zu Abraham setzt Lehmann nicht primär auf die Stadtläufe, sondern steuert die Cross-EM von Mitte Dezember in Hyères (Fr) an.

Bekeles Sonderklasse, Strähls Realitätssinn

Klarere Verhältnisse zeichneten sich schnell bei den Frauen ab. Oder anders gesagt: Die erst 21-jährige Äthiopierin Helen Bekele liess wie schon eine Woche zuvor an der Corrida Bulloise ab dem ersten Meter keine Zweifel aufkommen, über wen der Sieg gehen wird. Rasch holte das Grosstalent einen beruhigenden Vorsprung heraus, und den baute es kontinuierlich aus. 36 Sekunden betrug die Differenz zu ihrer nächsten Verfolgerin nach den 5,9 km und den knapp 20 Laufminuten.

«Diese Frau konnte kein Gradmesser sein», sagte Martina Strähl, die sich entsprechend über ihren zweiten Platz freute. «Mir lief es sehr gut», strahlte die 27-jährige Berglauf-Weltmeisterin von diesem Sommer. Viel Risiko hätte sie auch sich genommen, betonte sie, «und dies machte sich bezahlt.» So setzte sie sich schliesslich von der fünffachen Stadtlauf-Siegerin Jane Muia (Ken) ab und wehrte auch den Angriff der Tschechin Lucy Sekanova überzeugend ab. Und Bestätigung ihrer erfreulichen Leistung bekam sie auch in der detaillierten Rennanalyse: Verlor sie in Bulle 1,06 Minuten auf die Siegerin, waren es diesmal lediglich 36 Sekunden – und das bei schier identischer Laufzeit. «Auf diesem Aufwärtstrend lässt sich aufbauen», lachte sie.

9000 Teilnehmer

Ähnliches erkannte auch die schnellste Schweizer Marathonläuferin Maja Neuenschwander. Bei ihr zeigte sich der Aufwärtstrend noch ausgeprägter. «Es ist, wie ich es schon oft erlebt habe nach einer Pause», sagte sie, «ich benötige ein, zwei Rennen, um mein Getriebe durchzuputzen und den Rennrhythmus wieder zu finden.» In Basel kam sie diesem Ziel mit einem feinen fünften Rang, nur vier Sekunden hinter Muia schon sehr nahe. Diese Rangierung war aber im Gegensatz etwa zu Strähl das Resultat von Zurückhaltung: «Mein vorsichtiges Anlaufen machte sich bezahlt.»

Rund 9000 Läuferinnen und Läufer profitierten beim 33. Basler Stadtlauf von idealen Bedingungen und sorgten für eine ausgelassene Stimmung in der weihnächtlich beleuchteten Stadt.

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