Immer wieder betonen die SBB, dass sie mehr Kundschaft haben, als ihr lieb ist. Dass sie es ihr immer wieder deutlich zeigen, ist trotzdem nicht nett. Oder welche Erfahrungen machen Sie?
Es war ein lustiges, abwechslungsreiches Wochenende mit der Besucherin aus Zürich. Und als gute Gastgeber war es für uns selbstverständlich, sie am Sonntag zum Bahnhof zu begleiten. Früh genug, sagten wir, damit sie das Billett noch lösen könne. Denn die Warteschlangen vor den Schaltern und den Automaten sind sonntags besonders lang.
Kein Problem, sagte die Besucherin aus Zürich, sie habe doch ein Retourbillett gelöst, eben deswegen – damit sie diesen Stress nicht mehr habe. Ojemine. Schon wieder jemand, der in die Falle getappt ist. Schon wieder jemand, der nicht weiss, dass seit 2006 Retourbillette für Distanzen unter 116 Kilometern nur noch einen einzigen Tag gültig sind.
Eine Regel ist eine Regel
Erst recht schien uns nun wichtig, frühzeitig zum Bahnhof aufzubrechen. Mit der Hoffnung, am Schalter einen verständnisvollen Menschen anzutreffen, der das Retourbillett in ein Ticket für eine einfache Fahrt umtauschen würde. Gegen ein kleines Entgelt selbstverständlich.
Die Hoffnung war vergebens: Die Dame am Schalter berief sich auf die Regelung und liess sich davon auch nicht abbringen, als unsere Besucherin beteuerte, sie habe das nicht gewusst und die Fahrt doch bereits bezahlt. Nix da, es blieb ihr nichts anderes übrig, als noch einmal zu zahlen.
Gut, die SBB klagen ja schon seit geraumer Zeit über die zu hohe Auslastung in den Zügen und die zu kleine Rendite, aber ob das Vergraulen der Kundschaft wirklich der richtige Lösungsweg ist? Ein deutlicher Warnhinweis beim Lösen eines Retourbillets innerhalb der 115-Kilometer-Distanz würde ja genügen, um solche Missverständnisse zu verhindern. Aber vielleicht will man das bei den SBB gar nicht, vielleicht müssen Kundenfallen das Kässeli füllen? Was für ein böser Verdacht!