Adil Koller: «Ich bin bereit, Verantwortung zu übernehmen»

Nach dem Rücktritt von Pia Fankhauser als SP-Präsidentin melden die Baselbieter Juso Führungsanspruch an. Der Wunschkandidat heisst Adil Koller. Parteischwergewicht Daniel Münger will in eine andere Richtung.

In Position gebracht: Juso-Mann Adil Koller liebäugelt mit dem Präsidium der SP Baselland nach dem Rücktritt von Pia Fankhauser. (Bild: Nils Fisch)

Nach dem Rücktritt von Pia Fankhauser als SP-Präsidentin melden die Baselbieter Juso Führungsanspruch an. Der Wunschkandidat heisst Adil Koller. Parteischwergewicht Daniel Münger will in eine andere Richtung.

Es war eine Frage der Zeit, bis Pia Fankhauser die Reissleine ziehen würde. Am Dienstag erklärte die Baselbieter SP-Präsidentin ihren Rücktritt per sofort, aus gesundheitlichen Gründen. Spätestens nach dem Interview, das Fankhauser nach langer Absenz «Onlinereports» gegeben hatte, war intern allen klar: Fankhausers Zeit als SP-Präsidentin ist abgelaufen.

Kaum hat die Partei Fankhausers Abschied vermeldet, wird um ihre Nachfolge gerungen. Als Erste bringen sich die Jungsozialisten in Stellung, die seit der Abwahl der SP aus der Regierung lautstark mehr Einfluss fordern. Bislang findet sich mit dem Münchensteiner Studenten Adil Koller ein Juso in der vielköpfigen Geschäftsleitung. 

Dass Koller Interesse hat am eigentlich ungeliebten Topjob, lässt er auf Anfrage durchblicken: «Ich bin bereit, Verantwortung zu übernehmen.» In welcher Funktion, sei für ihn noch offen, er verfüge mittlerweile aber über genügend Erfahrung und kenne auch die Strukturen in der Partei ausreichend gut. 

Co-Präsidium gefordert

«Wir müssen pointierter auftreten, in den letzten Monaten haben wir zu passiv kommuniziert», fordert Koller. Pia Fankhauser habe intern einen guten Job gemacht, gegen aussen sei sie jedoch zu wenig präsent gewesen. Der neue Präsident müsse «den Verantwortungsträgern im Kanton auf die Füsse treten».

Für Koller wirbt Juso-Kollegin Samira Marti: «Ideal wäre ein Co-Präsidium mit einem Jungen und jemandem mit viel Erfahrung. Adil könnte darin vertreten sein.» Ein Co-Präsidium würde eine Abkehr von der bisherigen Struktur bedeuten mit zwei Vizepräsidenten.

Öffentliche Kritik

Wie schlecht das Leitungsgremium während des Wahlkampfs zusammenspielte, beklagt selbst Fankhauser. Sie ärgert sich über ihren Vizepräsidenten Christoph Hänggi, der es unterlassen habe, die Öffentlichkeit über ihre krankheitsbedingte Abwesenheit zu informieren. So entstand der Eindruck, Fankhauser sei abgetaucht.

Auch Samira Marti erkennt strukturelle Probleme in der Parteileitung. «Häufig wurden Probleme der Partei Pia Fankhauser in die Schuhe geschoben, dabei sind sie komplexer. Pia ist oft an den internen Strukturen gescheitert.» Versuche, die Geschäftsleitung stärker in die Verantwortung zu nehmen, seien abgeblockt worden. «Sie hatte teilweise zu wenig Rückhalt für ihre Ideen.» Es brauche jetzt Leute, die anpacken wollen.

Dass ein Wechsel im Präsidium nicht reiche, um die SP Baselland auf Kurs zu bringen, sagt auch Daniel Münger, Gewerkschafter und gescheiterter Regierungskandidat: «Wir müssen den Neuanfang in grösseren Dimensionen denken.» Seine Zukunft ist unklar, intern wird diskutiert, ob es überhaupt noch eine weitere Verwendung für Münger geben kann. Vielleicht als Parteipräsident? «Ich sage nie grundsätzlich, dass ich kein Interesse habe», antwortet der Münchensteiner vorsichtig.

Münger behält sich alle Optionen offen

Klar ist: Er würde die Anforderungen erfüllen, die er selber an den neuen Präsidenten stellt. «Es sollte jemand sein, der eine gute Portion Erfahrung mitbringt, eine dicke Haut hat und in der Lage ist, die aktuelle Situation der SP auszuhalten.» Vielleicht spekuliert Münger auch auf einen Platz auf der Nationalratsliste. Derzeit liefen Gespräche, sagt Münger.

Bis Ende Woche will die Parteileitung das weitere Vorgehen bestimmen. Die Zeit drängt, will die SP rechtzeitig vor den nationalen Wahlen im Oktober mit einem neuen Präsidenten in den Wahlkampf steigen. Doch schnelle Entscheide sind die Sache der Sozialdemokraten nicht. Jung-, Frauen, Seniorensektionen, die Ableger in den Gemeinden, die Gewerkschaften, die Landratsfraktion werden alle ihre Ansprüche geltend machen.

Damit steigt die Gefahr, dass am Ende des Findungsprozesses jene Lösung gewählt wird, die der Partei derzeit am wenigsten nützt: ein lauwarmer Kompromiss. 

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