Alexandra Barth: «Der Fall BLT zeigt, dass solche Aktionen nötig sind»

Nach ihrem ursprünglichen Entscheid gegen Gay-Plakate wurde die BLT scharf kritisiert. Der Jugendtreff «Anyway», der sich für Anderssexuelle einsetzt, erfreut sich dagegen grosser Unterstützung, wie Leiterin Alexandra Barth sagt. Nach einem Shitstorm in Onlineforen und sozialen Medien hat die BLT inzwischen ihren Entscheid revidiert.

Die beiden Männer auf den Plakaten des Jugendtreffs «Anyway» dürfen sich nun doch auch in den Trams der BLT küssen. (Bild: Plakatausschnitt «Anyway»)

Nach ihrem ursprünglichen Entscheid gegen Gay-Plakate wurde die BLT scharf kritisiert. Der Jugendtreff «Anyway», der sich für Anderssexuelle einsetzt, erfreut sich dagegen grosser Unterstützung, wie Leiterin Alexandra Barth sagt. Nach einem Shitstorm in Onlineforen und sozialen Medien hat die BLT inzwischen ihren Entscheid revidiert.

Die Ironie ist nicht wegzudiskutieren: Die Regierungen beider Basel verleihen «Anyway», dem Jugendtreff für anderssexuelle junge Menschen, im Herbst 2014 den Chancengleichheitspreis. «Anyway» nutzt dieses Preisgeld für eine Plakatkampagne bei der BLT und bei den BVB – und die BLT-Verantwortlichen treten in einen Fettnapf.

BLT-Chef Andreas Büttiker wollte seinen Fahrgästen einige Plakatsujets mit sich küssenden gleichgeschlechtlichen Paaren nicht zumuten. Inzwischen ist die BLT auf ihren Entscheid zurückgekommen und «ermöglicht nun die Verwendung der vorgelegten Sujets», wie sie in einer Medienmitteilung vom Donnerstag schreibt. Vorausgegangen war ein Shitstorm in Onlineforen und sozialen Medien.

Etwa in der TagesWoche-Community:

Roland Steiner: «Aufruf an Alle: Jetzt reisst mal doch selber all die für euch nervig-anstössigen Werbeplakate runter in den BLT-Bussen und -Trams und zeigt dem Andreas [Büttiker], dass er sich nicht nur in diesem Falle verschätzt hat.»

Beatrice Müller: «Ich bin sprachlos! Die BLT wird herzlich eingeladen uns im 21. Jahrhundert Gesellschaft zu leisten. Solche Begründungen zeugen von einer Rückständigkeit und Mutlosigkeit sondergleichen.»

Oder auf Twitter:

Während sich die BLT mit einem sozusagen staatlich finanzierten Proteststurm auseinandersetzen musste, freuen sich die Betreiber des Jugendtreffpunktes über grosse Unterstützung. Wir haben uns kurz mit Alexandra Barth, einer der Leiterinnen von «Anyway», unterhalten.

Frau Barth, vor zwei Tagen ist herausgekommen, dass die BLT einen Teil Ihrer Plakate nicht aufhängen wollte. Viele Medien haben die Geschichte aufgegriffen. Welche Rückmeldungen haben Sie erhalten?

Bei uns sind viele positive Reaktionen eingetroffen, unterstützende Worte per Mail und Telefon. Die meisten können den Entscheid der BLT nicht verstehen. Wir haben natürlich auch die Onlinekommentare mit Spannung mitverfolgt. Einiges, was dort geschrieben wurde, hat uns nachdenklich gestimmt und zeigt, wie nötig solche Aktionen immer noch sind.

Die Provokation ist gelungen.

Die Plakatkampagne hatte zum Ziel, unseren Jugendtreff noch bekannter zu machen. Vor zwei Jahren führten wir bereits eine ähnliche sehr erfolgreiche Kampagne durch. Es war nicht unsere Absicht zu provozieren. Der BLT-Entscheid hat nun dazu geführt, dass noch mehr Menschen über uns und das Thema Akzeptanz von Anderssexuellen sprechen.

Wollen Sie die aktuelle Aufmerksamkeit nutzen, um mit weiteren Aktionen Ihre Anliegen zu vertreten?

Unser zentrales Anliegen ist der Jugendtreffpunkt, wir verstehen uns nicht als Lobbyorganisation für die Diskussion um Homophobie. Deshalb haben wir jetzt auch nicht vor, diese Debatte weiter zu befeuern. Eine Debatte, die überdies längst hinfällig sein sollte. Unserer Meinung nach muss niemand vor dem Anblick sich küssender gleichgeschlechtlicher Paare geschützt werden.

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