In der Lothringerstrasse im Basler St. Johannquartier entsteht eine Begegnungszone. Die zukünftigen Nutzerinnen und Nutzer bringen ihre Ideen zur Gestaltung ein.
«Wo seht ihr auf dem Plan die Strasse?» Die Kindergartenkinder aus dem Quartier haben gelernt, sich auf dem einfachen Plan zu orientieren, die Strasse und die Häuser zu erkennen und eine Verknüpfung zu den realen Gegebenheiten herzustellen. Sie kennen auch den Begriff «Begegnungszone» und wissen, dass sie irgendwann, wenn diese eingerichtet ist, auf der Strasse spielen dürfen.
Mit Spielfiguren – Velos, Bänken und spielenden Kindern – erwecken sie den Plan zum Leben. Ein Auto fährt durch die Strasse, denn es wird weiterhin Autoverkehr geben. Die Kinder erfahren, dass die Autos dort langsam fahren müssen und dass sie als Fussgänger Vortritt haben, aber auch, dass sie Platz machen müssen, wenn ein Auto vorbei möchte.
Utopien und konkrete Wünsche
Nun dürfen die Kinder alles, was sie in der Begegnungszone erleben möchten, auf ihre eigenen Pläne zeichnen. Da entstehen bunte Lebensräume, wo Menschen Trottinett fahren, Fussball spielen, Glace essen, gemeinsam an einem Tisch sitzen, sich verkleiden oder die Strasse bemalen.
Grosse Eingangstore oder Fahnen markieren den Beginn der Begegnungszone. Gewisse Ideen werden wahrscheinlich nicht verwirklicht, sind aber spannend als utopische Möglichkeiten der Quartierplanung: ein grosser Aussichtsturm, ein Schwimmbad auf der Strasse. Die Autos werden in letzterer Variante durch einen unterirdischen Tunnel geführt.
Ein paar Tage später versammeln sich Erwachsene im Quartiertreffpunkt LoLa, um ihre Vorstellungen der Begegnungszone einzubringen. Nicole Tschäppät, Projektverantwortliche beim LoLa für die Belebung der Lothringerstrasse, erklärt die Rahmenbedingungen. Die Begegnungszone wurde von der Stadt in einem längeren Prozess bewilligt und wird im nächsten Frühjahr umgesetzt.
Essbare Pflanzen und Sitzgelegenheiten
Es ist nicht nur eine Spielstrasse für Kinder sondern eine Begegnungszone für die gesamte Bevölkerung. Fixe Installationen sind nur in einem kleinen Feld, dem «Mein-Dein-Unser-Feld», möglich. Ansonsten muss die Strasse jederzeit für den Verkehr freigegeben werden.
Nach anfänglichen Bedenken der Anwohner und Anwohnerinnen bezüglich Umsetzbarkeit, Lärm oder Abfall äussert jemand ein Bedürfnis, das wohl viele Stadtbewohner teilen: «Es ist schon toll, wenn wir uns auf der Strasse treffen können, wenn es Tische und Bänke gibt. So lernen wir unsere Nachbarn mal kennen.»
Sitzgelegenheiten, vielleicht sogar ein Sofa oder eine Hängematte, sowie eine Grillstelle stehen bei allen befragten Altersgruppen hoch im Kurs, ebenso werden Blumen und essbare Pflanzen wie Beerenbeete gewünscht. Es soll auch Raum für spontane Aktivitäten wie Freiluftkino, Spielnachmittage oder einen Kuchenstand geben.
Interessenkonflikte möglichst früh erkennen
Die gesammelten Ideen werden nun vom LoLa in Zusammenarbeit mit der Stadt auf ihre Umsetzbarkeit überprüft. Ideen und Wünsche sind weiterhin gefragt. Ebenso sollen Kritik und Befürchtungen geäussert werden, sodass Interessenskonflikte möglichst früh erkennbar werden.
Im Januar gibt es nochmals Gelegenheit für die Quartierbevölkerung, sich aktiv in die Vorbereitungen einzubringen. Die neu eingerichtete Begegnungszone wird im April 2015 während einer Projektwoche eröffnet.