Ein Versöhnungsbesuch des iranischen Präsidenten Rohani in Frankreich fällt fast ins Wasser – weil Gastgeber Hollande partout Wein servieren will.
Man könnte darüber schmunzeln, doch die Frage ist politisch todernst: Scheitert die Annäherung zwischen Iranern und Europäern, die sich nach Jahren diplomatischer Eiszeit abzeichnet, an der Getränkefrage?
Nächste Woche wird der iranische Präsident Hassan Rohani in Paris erwartet, und für beide Seiten ist der Besuch – eine Premiere in diesem Jahrhundert – von höchster Bedeutung. Teheran will endlich die Sanktionen überwinden, Frankreich das einst milliardenschwere Iran-Geschäft neu lancieren. Um vergessen zu machen, dass er in der Atomfrage wie gegenüber dem syrischen Assad-Regime einen ausnehmend harten Kurs gefahren hat, will Hollande seinem Gast den roten Teppich ausrollen und seine Delegation comme il faut bewirten.
Genau da liegt aber der Haken. Die streng muslimischen Iraner liessen ihre Gastgeber wissen, dass sie ihr Pariser Mittagessen «halal» wünschten, also ohne Schweinefleisch und Alkohol. Letzteres ist für Frankreich aber ein «No-Go»: Schon wegen des gastronomischen Anspruchs, aber auch wegen des strikten Laizismus ist es für Frankreich schlicht undenkbar, aus religiösen Gründen auf einen guten Bordeaux-Jahrgang zu verzichten.
Arbeitsgespräch mit Imbiss könnte die Situation retten
Dass damit in Frankreich wirklich nicht gespasst wird, hatte 1999 schon der damalige Präsident Jacques Chirac klar gemacht, als er wegen der Weinfrage einen ganzen Besuch seines iranischen Amtskollegen Mohammad Khatami erbost annullierte. Die beiden trafen sich erst ein halbes Jahr später – zu einem «Goûter», einem ohnehin alkoholfreien Nachmittagsimbiss.
Soweit will es Hollande jetzt nicht kommen lassen. Als Ausweg liess er den Gästen ein Frühstück mit Croissants und Orangensaft vorschlagen. «Zu billig», winkte Teheran laut der Pariser Radiostation RTL ab. Das Elysée schweigt zu der Frage, plant nun aber offenbar ein zweistündiges Gespräch, eventuell auch bei einem «Goûter». Rohani will dabei dem Vernehmen nach den Kauf von Airbus-Flugzeugen in Aussicht stellen und den französischen Erdöl- und Autokonzernen die Türe zum iranischen Markt öffnen. Angestossen wird dazu wohl – den champagnergewöhnten Franzosen wird davon jetzt schon schwindlig – mit einem Glas Perrier.
Einfacher liegen die Dinge im Vatikan, den Rohani vor Paris besucht. Papst Franziskus scheint den liturgischen Sinn des Weintrinkens nicht überbetonen zu wollen: Wie schon 1999 beim Besuch Khatamis überlässt man in Rom den Gästen die Wahl des Getränks.