Die französische Atomsicherheitsbehörde entzieht dem AKW Fessenheim bis auf Weiteres ein wichtiges Sicherheitszertifikat. Es geht um ein möglicherweise fehlerhaftes Bauteil im Dampfgenerator. Ein Reaktor muss abgestellt werden.
Neue technische Probleme im AKW Fessenheim: Ein wichtiges Bauteil im Dampfgenerator aus der Giesserei der Firma Areva entspreche nicht den Sicherheitsstandards, berichten «Le Figaro» und «Le Monde». Laut «Le Monde» bleibt Reaktorblock 2 bis auf Weiteres abgestellt.
Für Untersuchungen war der Reaktor schon am 13. Juni temporär heruntergefahren worden; nun bleibt er es, weil die französische Atomsicherheitsbehörde ASN das im Jahr 2012 erteilte Sicherheitszertifikat für ein wichtiges Bauteil im Dampfgenerator wieder entzogen hat.
Grund seien im April entdeckte «Anomalien» in den Bauteilen der Giesserei – und nun hätten genauere Untersuchungen konkrete Hinweise auf bisher «85 Unregelmässigkeiten» ergeben, schreibt «Le Monde». Das sind nicht gerade beruhigende Neuigkeiten bei einem AKW, dessen Betreibern vorgeworfen wird, vor zwei Jahren einen Störfall verharmlost zu haben.
«Reaktorblock 2 bleibt längere Zeit abgestellt»
Die Angelegenheit werde die Behörden länger beschäftigen, sagt Florian Kasser, Experte für Atomenergie von Greenpeace Schweiz: «Weil die französische Atomsicherheitsbehörde die Zulassung für die Komponente in der Dampfdruckzentrale sistiert hat, müssen sich jetzt Experten mit den mechanischen Eigenschaften des Bauteils beschäftigen. Die Herstellerfirma Areva hat bereits gesagt, sie werde ein neues Stück giessen, um eine vergleichende Untersuchung machen zu können.»
Dieses Vergleichsstück ist laut Kasser anscheinend schon gegossen worden – doch die Untersuchungen würden erst anfangen. «Und dann muss die französische Aufsichtsbehörde das Dossier überprüfen. Sprich: Die ganze Sache wird Monate dauern, man kann davon ausgehen, dass Reaktorblock 2 über längere Zeit abgestellt bleibt.»
«Man kann nur noch den Kopf schütteln»
Seiner Einschätzung nach sei Fessenheim – wie Beznau und Mühleberg in der Schweiz – «längst nicht mehr nötig und vertretbar», sagt Kasser. «Darüber, was in Frankreich passiert, kann man nur noch den Kopf schütteln. Wenn man eine staatliche Firma hat, die der Regierung bezüglich des Abschaltdatums widerspricht, dann passt das ja zu dem Theater.»
Die technischen Probleme könnten immerhin die immer wieder verschobenen Pläne zur Abschaltung vorantreiben, sagt Florian Kasser: «Wer weiss, vielleicht kann Ségolène Royal (die französische Energieministerin, Anm. d. Red.) am Ende froh sein um die technischen Probleme: So kommt es eventuell nun doch zur früheren Abschaltung von Fessenheim.»