Asylquoten: Das Unterbaselbiet hinkt dem restlichen Kanton hinterher

Der Kanton Baselland hat die Asylquoten veröffentlicht. Es zeigt sich: Vor allem grosse Unterbaselbieter Gemeinden erfüllen das Soll nicht.

Asylsuchende werden nicht immer gleichmässig auf die Gemeinden verteilt. 

(Bild: Nils Fisch)

Der Kanton Baselland hat die Asylquoten veröffentlicht. Es zeigt sich: Vor allem grosse Unterbaselbieter Gemeinden erfüllen das Soll nicht.

Lange Zeit hat sich der Kanton Baselland dagegen gewehrt, jetzt hat das Sozialamt aber die Aufnahmequoten für Asylsuchende der 81 Baselbieter Gemeinden seit 2011 im Internet veröffentlicht. Auf den ersten Blick offenbaren die Zahlen markante Unterschiede. So schwankten die Asylquoten (Anteil Asylsuchende an der Gesamtbevölkerung) Ende März 2016 von 0,0 Prozent zum Beispiel in Eptingen bis 1,78 Prozent in Rothenfluh. Die kantonale Zuteilungsquote lag zu diesem Zeitpunkt bei 0,8 Prozent. 

In verschiedenen Medien hatte allen voran der Liestaler Stadtpräsident Lukas Ott Kritik geübt an der Tatsache, dass der Kanton die Verteilquoten unter Verschluss hält. Laut einem Bericht der «Basler Zeitung» sei in Liestal der Verdacht aufgekommen, dass Asylbewerber «ungerecht unter den Baselbieter Gemeinden verteilt werden».

Liestal leicht über dem Schnitt

Wie die jetzt veröffentlichten Zahlen zeigen, lag Liestal Ende März mit einer Asylquote von 0,84 Prozent nur leicht über der kantonalen Zuteilungsquote. In absoluten Zahlen bedeutete dies 119 Asylsuchende (sechs Personen mehr, als der Kanton verlangen würde). In dieser Zahl mit aufgeführt sind neben 25 eigentlichen Asylbewerbern auch 87 Personen mit einem vorläufigen Aufnahmeentscheid und sieben, die wegen eines Nicht-Eintretens-Entscheids vor der Rückweisung stehen. Die benachbarte Gemeinde Füllinsdorf liegt mit einer Quote von 1,06 allerdings klar darüber.

Der gesamte Bezirk Liestal kommt auf eine Aufnahmequote von 0,74 Prozent (in absoluten Zahlen: 442 Personen). Diese Quote liegt weit über den 0,58 Prozent, die der bevölkerungsreichste Bezirk Arlesheim aufweist. Weil in diesem Bezirk aber gleich drei Gemeinden (Aesch, Allschwil und Arlesheim) Unterbringungsplätze für den Bund und den Kanton anbieten, ist dieser Quotenvergleich nur bedingt aussagekräftig. Diese 417 Plätze sind im kantonalen Verteilschlüssel nicht aufgeführt.

Grosse Gemeinden mit geringer Quote

Es gibt aber auch im Unterbaselbiet deutliche Unterschiede zwischen den Gemeinden: Schönenbuch weist mit 1,08 Prozent die höchste Aufnahmequote aus, Biel-Benken mit 0,35 Prozent die niedrigste. Da es sich um zwei kleine Gemeinden handelt, ist der Unterschied in absoluten Zahlen (15, respektive 12 Personen) allerdings nicht besonders gross.

Mehr Aussagekraft hat der Vergleich zwischen den etwa gleich grossen Gemeinden Oberwil und Münchenstein. Münchenstein weist mit 115 Asylsuchenden eine Alsylquote von 0,96 Prozent aus, Oberwil mit 75 Personen nur eine von 0,67 Prozent. Mit Asylquoten zwischen 0,6 und 0,65 liegen auch die bevölkerungsstarken Gemeinden Muttenz, Binningen und Reinach deutlich unter dem kantonalen Verteilungsquotient.

Statistik nur bedingt aussagekräftig

Diese Zahlen bergen, für sich alleine gelesen, politischen Sprengstoff. Der Liestaler Gemeindepräsident Lukas Ott zum Beispiel sieht seine Skepsis bestätigt: «Meine Befürchtungen, dass der Kanton keine gerechte Verteilung garantiert, haben sich leider erfüllt», sagt er. Die Statistik offenbart in seinen Augen «sehr signifikante Diskrepanzen». «Besonders im Unterbaselbiet gibt es Gemeinden, die die Vorgaben bei Weitem nicht erfüllen», sagt Ott. 

Der Asylkoordinator des Kantons, Rolf Rossi, hält dem entgegen, dass die nackten Zahlen nur bedingt aussagekräftig seien. «Die Statistik kann lediglich eine Momentaufnahme geben von einem Tagesgeschäft, das von einer starken Fluktuation geprägt ist», sagt er. «Wir bekommen vom Bund täglich eine gewisse Anzahl von Asylsuchenden zugeteilt, die wir schnellstmöglich unterbringen müssen», so Rossi. Die aktuellen Zuweisungen haben dazu geführt, dass der Kanton die Quote am 1. April von 0,8 auf 1,0 Prozent erhöhen musste.

Dazu kommt, dass der Kanton die Quoten in den einzelnen Gemeinden nur bedingt beeinflussen könne. «Vorläufig aufgenommene Asylbewerber können ihren Wohnort frei wählen und lassen sich entsprechend dort nieder, wo sie bezahlbaren Wohnraum finden», sagt er. Deutlich zeige sich dies in der Gemeinde Münchenstein, wo ein Liegenschaftsbesitzer zwei Mehrfamilienhäuser mit Asylsuchenden gefüllt habe. Der Anteil der vorläufig Aufgenommenen ist in Münchenstein denn auch weit höher als in allen anderen Unterbaselbieter Gemeinden.

Rossi nennt noch ein weiteres Beispiel: «Wenn eine kleine Gemeinde wie Rickenbach mit 597 Einwohnern nach eigenem Wunsch eine siebenköpfige Familie aufnimmt, dann schnellt die Asylquote hoch. Tatsächlich sorgen diese sieben Menschen für eine überdurchschnittliche Quote von 1,17 Prozent.

Asylsuchende lassen sich nicht beliebig verteilen

Rossi weist noch auf eine weitere Schwierigkeit bei der Verteilung der Asylsuchenden hin: «Wir müssen auch auf politische, religiöse und gesundheitliche Merkmale achten», sagt er. Und er nennt Beispiele: «Eine kranke Person müssen wir in Spitalnähe platzieren sowie Sunniten und Schiiten möglichst nicht in der gleichen Wohnung unterbringen.»

Ott hat Verständnis dafür, dass sich die kantonalen Vorgaben nicht immer eins zu eins umsetzen lassen. «Wir erfüllen unsere Pflichten und werden dies auch weiter tun», sagt Ott. «Wir erwarten aber auch, dass der Kanton in diesem sensiblen Bereich, in dem die Solidarität unter den Gemeinden besonders gefragt ist, für einen Ausgleich sorgt.»

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