Auf der Suche nach den Schönsten

Am Wochenende wählt das Baselbiet die Gemeinderäte neu. Der Entscheid über die Qualität der einzelnen Parteien und ihren Plakatauftritt ist dagegen schon heute gefallen. Unser Bildredaktor Hans-Jörg Walter hat sich im Unterbaselbiet auf die Suche nach den besten Werbungen gemacht und dabei auch ein paar wenige geglückte gefunden. Sein Liebling ist eine SVP-Politikerin.

Am Wochenende wählt das Baselbiet die Gemeinderäte neu. Der Entscheid über die Qualität der einzelnen Parteien und ihren Plakatauftritt ist dagegen heute schon gefallen. Unser Bildredaktor Hans-Jörg Walter hat sich im Unterbaselbiet auf die Suche nach den besten Werbungen gemacht und dabei auch ein paar wenige geglückte gefunden. Sein Liebling ist eine SVP-Politikerin.

Unser Lieblingsfotograf Hans-Jörg Walter hat klare Vorstellungen. «Ein Plakat muss interessant sein und eine eindeutige Botschaft transportieren», sagt er. Das tönt zwar einfach, ist es aber nicht unbedingt, wie sich im Baselbieter Gemeindewahlkampf zeigt. «Manche Parteien wollen zuviel», sagt Walter. Ihre Plakate seien überladen. Hinzu kommt: «Ein Fotoapparat und ein Grafikprogramm allein reichen noch nicht für einen guten Auftritt.» Hier seine Kritik im Einzelnen zu einer Reihe von Plakaten aus dem Unterbaselbiet. Die Parteien setzen entweder auf bestimmte Locations, fokussierten ganz auf ihre Kandidaten oder versuchten mit mehr oder weniger Erfolg, sich möglichst originell in Szene zu setzen – so wie die ersten.

 

 Hans-Jörg Walter: «Dieses Plakat ist die grosse Ausnahme. Alle anderen Parteien zeigen ihre besten Köpfe. Die EVP steigt dagegen mit vier Paar Stiefeln in den Wahlkampf. Das ist zwar originell. Doch wünscht man sich das auch wirklich in der Gemeindepolitik, diese paar potenziellen Stinkstiefel?»

«Einmal tief Frischluft holen bitte, schön lächeln für die Kamera – und dann nach hinten wegkippen. Etwa so stelle ich mir die Fotosession mit diesen drei ziemlich schrägen Politikern vor. Auch nicht ganz nachvollziehen kann ich, warum sie lächelnd an einem Seil ziehen  – als ob es in der Politik nicht schon mehr als genug Seilschaften geben würde.»

 

«Wow. Sowas sticht ins Augen. Diese Farben und dann noch all diese Informationen! Selbst die Natelnummer wichtiger Parteivertreter erfährt man! Einziger Wermutstropfen: Ein Puzzle mit den vielen gleichen Zeichen – das ist schon etwas langweilig. Und das Bisherigen-Teilchen passt irgendwie auch nicht so recht zu den SD-Kandidaten.»

«Politiker müssen einfache Botschaften unters Volk bringen können. Das ist eine Qualtität. Aber diese Truppe hier macht es sich vielleicht etwas gar einfach. Ihren Slogan hat man schon tausendfach gehört. Hinzu kommt, dass die ganze Anordnung leicht sexistisch ist: Die Männer packen an (Latte, Meter, Conus), während die Frauen höchstens dekorativ mit dem Helm winken dürfen. Traut man einer solchen heterogenen Gruppe wirklich zu, etwas Anständiges aufzubauen? Nicht unbedingt.»

«Hier wollte man wohl etwas gar viel. Das Plakat zeigt die drei Kandidaten der CVP, darunter wird die Botschaft transportiert, dass die CVP für ein lebendiges Dorf sorgt, was zu allem Überfluss in Widerspruch zum Themenbild mit der eintönigen Landschaft steht. Daneben wird auch noch auf die Wahlen in die Gemeindekommission aufmerksam gemacht und das verunglückte Logo der CVP Schweiz präsentiert. Aber für dieses abehackte Kreuz kann man der Ortssektion ja keinen Vorwurf machen. Umso interessanter ist, wie sie die interne Hierarchie inszeniert. Dem grossen Herrn links mit dem dominanten Schnauz und seinem Kollegen im Vordergrund werden offensichtlich die grössten Wahlchancen eingeräumt. Der Herr rechts im Hintergrund hat dagegen wohl schon verloren.»

«Die beiden Personen sind etwas gar warm angezogen, sie sind ungeschminkt und schlecht ausgeleuchtet. Nun gut, Hauptsache ist, sie sind unabhängig, kompetent und engagiert, so wie es im Slogan heisst. Ein guter Spruch…»

«Der Spruch vom letzten Plakat ist offenbar so gut, dass er gleich zweimal in leichter Variation vorkommt. Aber egal. Bei diesem Politiker achtet man sich sowieso auf anderes, auf das suboptimale Licht- und Schattenmanagment etwa. Dafür ist die Aufhängung solid. Einziger Nachteil: die Ähnlichkeit mit einem Galgen.»

«Hoppla, schon wieder jemand, der unabängig, engagiert und kompetent oder so was ähnliches sein will. Ganz so gut und originell ist der Spruch also offenbar doch nicht. Dennoch lohnt sich auch bei diesem Plakat, genau hinzuschauen. Besonders interessant ist, dass bei beiden Kandidaten zuerst der Nachname und erst danach der Vorname kommt, genau gleich wie bei Schwingern. Aber warum auch nicht? Gewisse Ähnlichkeiten zwischen dem Schwingsport und der Politik gibts ja schon. Handkehrum: Hollinger Marianne tönt schon etwas nach einem sprachlichen Hosenlupf, der auch auf dem Rücken enden könnte.»

«Endlich mal was anderes: Ab durch die Mitte. Interessant…. Wobei: Ab durch die Mitte: bedeutet das nicht…» (Nach kurzer Internetrecherche dann die Bestätigung:) «Doch, natürlich: Das ist ein Begriff aus der Theatersprache und bedeutet, dass man sich so schnell wie möglich von der Bühne verabschieden will. Also gut, wenn die CVP das will – bitte, nur zu! Vorher gönnen wir uns aber zumindest noch einen kurzen Blick auf ihr Plakat rechts. Das ist eine klare Botschaft: Liste 5 wählen! Das gefällt mir.

«Beim Texten hat die BDP ganz offensichtlich das etwas glücklichere Händchen als die CVP. Diese eher noch junge Partei will nicht ab durch die Mitte, nein, sie ist gekommen, um zu bleiben. Das ist schon mal ein klarer Gegensatz. Insofern muss man sich schon fragen, ob die neue Mittekoalition zusammenpasst. Farblich schon mal nicht, muss man nach einem ersten kurzen Blick auf das Plakat in der Mitte leider feststellen.»

«Ein Auftritt, passend zu fast jeder Gelegenheit. Mit diesem Bild und diesen Informationen kann man sich auch für einen Job bewerben oder bei einer Partnerschaftsvermittlung anmelden. Fragen könnte man sich höchstens noch, warum ihn der Geburtsort Oberwil oder der Umgang mit Obstbäumen speziell für ein Amt im Gemeinderat befähigt.»

«Bis jetzt mein absoluter Liebling. Da hat jeder einen perfekten Job abgeliefert, vom Dentalhygieniker über den Coiffeur, Hairstylist, Visagist bis hin zum Fotografen. Ein solches gross angelegtes Portraitbild ist eben auch ein sicherer Wert mit einer klaren Botschaft und ohne unnötiges Klimbim.»

«Das gleiche Konzept wie bei unserem Liebling und auch hier sitzt das Meiste perfekt. Die Krawatte zum Beispiel oder die Frisur. Vielleicht hätte man den jungen Herrn auch etwas mehr von oben fotografieren können. Mit einer solchen Perspektive wird generell verhindert, dass das Modell etwas von oben herab wirken oder einen etwas zu voluminösen Eindruck hinterlassen könnte. Im speziellen Fall wirkt zudem die Aufhängung etwas seltsam, da sie gewisse Assoziationen weckt – an Teufelshörner.»

«Eine gute Variante, um Teufelshörner zu vermeiden: der Kabelbinder als Haarspange.»

«Das Kleingedruckte verspricht einiges: ein wilden Ettinger. Wild ist auch dem Bild aber höchstens die Fliege, das Licht und die Orthografie. «Unabhängiger» würde ich in diesem Fall eher gross schreiben, aber ich bin ja auch nur Fotograf.»

«Eine interessante Alternative zu Wahlplakaten, die wahrscheinlich auch von Hunden sehr geschätzt wird.»

«Die Körperhaltung wirkt leicht verkrampft, am Ärmel und an der Frisur hätte man wahrscheinlich noch etwas zupfen müssen. Etwas seltsam ist auch der Slogan «Herz für Natur, Kopf für Finanzen». Passt das zur Kirche im Hintergrund? Ich weiss nicht. Aber es ist immerhin noch besser, als sich vor einer verstopften Strasse ablichten zu lassen, auch wenn die für Oberwil mindestens so typisch wäre wie die Kirche.»

«Doch, da hat man sich etwas überlegt, mit dem Bottminger Wahrzeichen im Hinter- und den beiden Kandidaten im Vordergrund. Das Ganze ist aber offensichtlich eine Montage. Hinten hat es wenig Licht, wahrscheinlich ist das Schloss an einem flauen Herbsttag fotografiert worden, die beiden Poltiker stehen dagegen in einem warmen Sommerlicht. Nur ein Detail ist dabei der ungünstige Nasenschatten des Herrn.»

«Ein interessantes Duo. Früher wären sie beide wahrscheinlich noch als Traumschwiegersöhne durchgegangen. Heutzutage gelten sie aber eher als Albtraum der noch amtierenden Gemeinderäte. Und irgendwie fragt man sich schon, was die Beiden da genau im Schilde führen, so wie sie sich das Wappen krallen. Wobei ich in dieses Bild jetzt gar nicht allzu viel hineininterpretieren möchte. Denn wahrscheinlich hätten ja auch diese beiden SVP-ler am liebsten vor dem Schloss posiert, was nach der vielen Kritik ihrer am Schlossumbau aber kaum mehr gut möglich war.»

«Auch das sieht ganz nach einer Montage aus, das Licht ist überall etwas anders. Photoshop kann Vieles korrigieren. Bei so Klamotten, wie sie der Herr ganz links trägt, ist aber auch dieses Wunderprogramm machtlos. Bei einem Linken wäre eine solche Anlege früher vielleicht noch okay gewesen, aber bei einem Freisinnigen? Nein, das geht gar nicht, auch wenn in dieser Partei heutzutage schon sehr vieles möglich ist»

«Ein hellblauer Foulard ist schon etwas viel. Und dann noch die «1» drauf! Das ist schon fast wieder gut, ein glatter Einfall, der zu diesem freundlichen Kandidaten passt. Aber wenn er auch tatsächlich so herumspaziert, mit diesem Foulard, dieser Farbe und dieser Eins, also dann…»

«Die SP besticht durch Stringenz. In vielen Gemeinden hat sie genau den gleichen Auftritt für die Gemeinderatswahlen. Das ist professionell. Nur frage ich mich, warum ausgerechnet bei dieser Partei die Frau unten ist.»

«Die beiden Spitzenkandidaten der SP-Arlesheim für die Gemeindekomission stehen im Regen – ein glückliches Bild? Na ja, ich weiss nicht. Das ganze Plakat ist zudem überladen, mit den vielen Kandidaten, dem roten Faden und dem SP-Signet. Irgendwie ist das Ganze wie eine Seite im Internet aufgebaut. Man würde gerne reinklicken, aber weiss: da kommt nichts.»

«Steinackerwägli nochmal, das ist jetzt mal ein gutes Motiv. Und noch besser ist die Aufhängung. Da sieht jeder, wie gut sich die beiden verbiegen können. Das ist ja durchaus eine Qualität in der Politik.»

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